
Hintergrund
Langsam, aber sicher: Wie Velowege umgestaltet werden sollten
von Michael Restin
In der kalten Jahreszeit bleiben viele Bikes im Keller. Doch eine grosse Gruppe Alltags-Pendler:innen steigt auch dann noch stoisch in den Sattel. Was sie dabei motiviert und stört, hat die Hochschule Luzern gemeinsam mit Pro Velo Schweiz erfragt.
Egal ob kalt, nass oder grau – das Velo ist immer noch besser als eine Fahrt mit dem Auto oder ÖV. Mit diesem Mindset sind in der Schweiz auch im Winter ziemlich viele Menschen unterwegs. Zumindest dann, wenn sie von Frühling bis Herbst regelmässig per Velo zur Arbeit oder Ausbildung pendeln. Knapp drei Vierteln von ihnen sind die äusseren Umstände egal, sie treten auch im Winter unverdrossen in die Pedale. Welche Faktoren ihr Verhalten beeinflusst, haben die Hochschule Luzern und Pro Velo Schweiz gemeinsam erfragt. Die Studie ist Teil eines Forschungsprojekts zu nachhaltigem Konsumentenverhalten.
Teilnehmer:innen fanden sich unter denjenigen, die vergangenes Jahr bei der Aktion «bike to work» mitgemacht haben. Bei ihnen «steht nebst dem gesundheitlichen Aspekt auch die Nutzung einer umweltfreundlicheren Mobilität im Vordergrund», sagt Mai Poffet, Co-Projektverantwortliche bei «bike to work». Insgesamt repräsentieren sie natürlich eine velobegeisterte Gruppe. Über 11 000 von ihnen gaben im Februar per Umfrage Auskunft zu ihrem persönlichen Winterfahrverhalten.
88 Prozent der Befragten fahren in den wärmeren Jahreszeiten fast täglich. Und 73 Prozent dieser besonders Motivierten lassen sich vom Winter kaum aufhalten. Sie treten weiterhin so gut wie täglich in die Pedale. Wer nicht zu diesem harten Kern der Dauerpendler gehört, stellt das Velo im Winter häufiger mal in den Keller. Gesamthaft nehmen die Velofahrten zur Arbeit in der kalten Jahreszeit um durchschnittlich 26 Prozent ab.
Neben den nackten Zahlen zum Nutzungsverhalten wollten die Initianten der Studie herausfinden, welche Faktoren das Velofahren im Winter attraktiv machen und was die Leute gegebenenfalls davon abhält. Es sind vor allem die Umstände auf den Strassen: «Die Zufriedenheit mit der Infrastruktur ist laut unserer Umfrage generell tief», sagt Co-Studienleiter Marcel Zbinden in der Medienmitteilung. Das Steigerungspotenzial für den Veloverkehr im Winter sei in der Schweiz gross.
Ein gut ausgebauter Veloweg bedeutet auch, dass man zügig vorankommt und nicht im motorisierten Verkehr stecken bleibt. Neben einer guten Infrastruktur motiviert es die Befragten besonders, wenn die Fahrt mit dem Velo Zeit spart. Das passt zu den negativen Aspekten, die im Winter die Motivation ausbremsen: Fehlt das Sicherheitsgefühl und bedeutet die Fahrt Stress statt entspannter sportlicher Betätigung, bleibt das Bike eher stehen. Gut, dass sich durch das Veloweggesetz in den kommenden Jahren etwas bewegen und die Ausgangslage für Allwetterfahrer:innen nach und nach verbessert wird.
Fährst du mit dem Velo zur Arbeit?
Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.
Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.