Meinung

Warum «aber» ein Scheisswort ist

Patrick Vogt
12.1.2024

Ich liebe die deutsche Sprache und den Umgang mit ihr. Nur das «aber» kann von mir aus gerne in der Sondermülldeponie der unerwünschten Worte entsorgt werden. Dass ich überhaupt darauf achte, habe ich einem Lehrer zu verdanken.

«Das Neinhorn» ist ein wunderbar komisches Kinderbuch von Marc-Uwe Kling. Darin tummeln sich neben der Titelfigur weitere drollige Gestalten, die ihrem Namen alle Ehre machen. Dem Nahund ist alles egal, der Wasbär hört schlecht, die Königsdochter widerspricht konsequent.

All diese Figuren sind irgendwie liebenswert und bringen mich zum Schmunzeln. Nur über einen kann ich überhaupt nicht lachen: den Abär. Was wohl daran liegt, dass mir schon im Alltag viel zu viel rumgeabert wird.

«Aber» ist ein kommunikativer Giftpfeil

«Aber» lässt meine inneren Alarmglocken schrillen. Dieses Wort vergiftet die Kommunikation, es relativiert, schränkt ein und verkehrt Gesagtes ins Gegenteil. «Ja, aber …», «Deine Idee ist toll, aber …», «Ich mag dich, aber …», merkst du, was ich meine? «Dieses widerliche Wort», erwidert der High Evolutionary auf ein «aber» in «Guardians of the Galaxy Vol. 3». Wie recht er doch hat.

Dem «aber» sachlich auf den Grund gegangen

Die Alternativen

Das «aber» ein Scheisswort ist und viel zu häufig verwendet wird, finden nicht nur mein Oberstufenlehrer von damals und ich. Viele Kommunikationsprofis plädieren dafür, es zu vermeiden. Um auf das «aber» zu verzichten, gibt es verschiedene Lösungsansätze. Keiner davon überzeugt mich restlos.

Schlaumeier meinen, man solle «allerdings», «dennoch» oder «trotzdem» verwenden. Nun ja. Das sind alles Synonyme von «aber» und erzeugen deshalb den gleichen Effekt, jedenfalls bei mir. Da bin ich doch noch näher beim Vorschlag, «aber» durch «und» zu ersetzen. Ja, auch das ist zweifellos nicht der Weisheit letzter Schluss.

Achte auf deine Worte

Wer jedes Wort auf die Goldwaage legt, nimmt alles wörtlich und achtet peinlich genau auf die Bedeutung jedes einzelnen Wortes. Das wird häufig negativ ausgelegt. Dabei täte es uns allen gut, wenn wir dem, was wir sagen, wieder etwas mehr Gewicht geben und Sorge tragen würden. Einem schnell dahergesagten «Ja, aber …» würde es auf jeden Fall den Garaus machen. Davon bin ich überzeugt.

«Aber» braucht kein Mensch, auch wenn es längst nicht immer so negativ gemeint ist, wie ich es verstehe. Vielleicht schaffe ich es tatsächlich mal, dieses unnütze Wort aus meinem Sprachgebrauch zu verbannen. Ich arbeite dran. Und du?

Wie hältst du es mit dem Wort «aber»? Welches Wort kannst du nicht mehr hören? Die Community und ich sind gespannt auf deinen Kommentar. Ohne Wenn und Aber.

Titelcartoon: Stephan Lütolf

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Ich bin Vollblut-Papi und -Ehemann, Teilzeit-Nerd und -Hühnerbauer, Katzenbändiger und Tierliebhaber. Ich wüsste gerne alles und weiss doch nichts. Können tue ich noch viel weniger, dafür lerne ich täglich etwas Neues dazu. Was mir liegt, ist der Umgang mit Worten, gesprochen und geschrieben. Und das darf ich hier unter Beweis stellen. 


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