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Tipps vom «Wanderpapa»: So gelingt die Wanderung mit Kindern

Meine Kinder fürs Wandern zu motivieren, fühlt sich etwa so an, wie einem Steinbock Trekkingschuhe andrehen zu wollen. Widersinnig. Wander-Profi und Buchautor Rémy Kappeler sagt mir im Interview, wie ich es trotzdem schaffe, sie für eine Wanderung zu begeistern.

Soll ich’s trotzdem durchziehen, selbst wenn sie null Bock haben?
«Dürestiere» bringt nichts. Ich würde mir viel mehr überlegen, wie ich es schaffe, sie umzustimmen. Wie bringe ich sie dazu, dass sie die Wanderung toll finden? Meine Tochter hat mir mal geschrieben: Meistens wird es doch cooler, als man gedacht hat. Eine sehr schöne Erkenntnis.

«Dein eigenes Herzblut ist wichtig. Zeig deine Freude und gib Gas dabei: ‹Das wird richtig cool!›»

Der Abenteuer-Aspekt ist also wichtig.
Ja. Zumindest bei Kindern unter zehn Jahren. Fast noch wichtiger ist aber dein eigenes Herzblut. Zeig deine Freude und gib ein bisschen Gas dabei: «Hey, das fägt. Das wird richtig cool!»

Ich seh schon, das wird ein richtiger Pitch. Und ich muss entsprechend gut vorbereitet sein, um zu punkten.
(lacht) Wenn deine Kids sich so sehr gegen das Wandern wehren, durchaus. Wenn ihr dann mal zwei, drei tolle Wanderungen zusammen erlebt habt, kannst du auf diese Erinnerungen zurückgreifen. «Wisst ihr noch? Das war doch ein Supererlebnis!»

Wenn ich die Kinder von der Wanderung überzeugt habe, ist das Ziel nur vorübergehend erreicht. Unterwegs höre ich bald «Ist’s noch weit?» und «Geht’s noch lange?» in der Dauerschleife. Oder sie streiken ganz und werfen sich auf den Boden.
Das kenne ich. Und das darf man nicht persönlich nehmen. Kinder agieren aus dem Moment heraus, aus ihrer aktuellen Laune. Nimm es als Herausforderung. Und möglichst mit Humor.

Na gut. Aber wie kann ich sie unterwegs bei Laune halten?
Es gibt zwei Strategien. Die erste: ablenken und reden. In einem Moment der Krise kannst du zum Beispiel das Picknick vorziehen oder ein Spiel veranstalten. «Ich sehe was, was du nicht siehst» zum Beispiel, ein Klassiker. Oder «Gummibärchen verstecken», das spielen wir oft. Ich laufe ein paar Schritte voraus, verstecke Gummibärchen und meine Kinder suchen sie.

Und was meinst du mit «reden»?
Geschichten erzählen. Mach ein Spielchen daraus. Die Kinder liefern dir drei Stichworte und du baust eine Story um sie herum. Ich baue jeweils spannende Details aus den aktuellen Gegebenheiten mit ein. Entdecken wir etwa in der Ferne eine Waldschneise, erzähle ich, wie sie entstanden ist: zum Beispiel, dass der Teufel oberhalb der Schneise gekegelt hat und ihm dabei eine Kugel runtergefallen ist.

«Beim Wandern darf man seine Prinzipien mal über Bord werfen.»

Lass uns nochmals zu den Gummibärchen zurückkommen. Wie wichtig sind solche Energieschübe für unterwegs?
Wir haben immer ein paar Gummibärchen dabei. Zudem Trockenfrüchte und Riegel. Ab und zu darf es etwas Süsses sein. Sowieso darf man beim Wandern seine Prinzipien mal über Bord werfen, finde ich. Da kann es durchaus auch mal die Süssigkeiten vor dem Picknick geben.

Was packen wir sonst noch ins Kinder-Rucksäckli?
Kinder brauchen neben guten Schuhen und einem Regenschutz eine schnelltrocknende Hose – für die Wasserschlacht unterwegs. Unsere Kinder tragen zudem meistens das Picknick in ihrem Rucksack mit. Das ist nach dem Mittag gegessen, die Last entsprechend leichter. Zu schwer sollte ihr Rucksack nämlich nicht sein. Aber es macht sie natürlich stolz, wenn sie auch etwas tragen dürfen.

Was hältst du von einer Kinder-Rückentrage?
Viel. Ich empfehle sie allen, die kleine Kinder haben. Für uns bedeutete sie ein Stück Freiheit. Wenn es mal nicht mehr vorwärts ging, konnten wir die Kids einfach hinten reinsetzen und weiter ging’s.

Jetzt brauchen wir nur noch ein Ausflugsziel. Verrätst du uns deine Lieblingswanderung?
Ich habe keine. Ich sage immer: Die schönste Wanderung ist die, die kommt.

Welche Wanderung mit Kindern kannst du uns für den Herbst empfehlen?
Da hätte ich vier Tipps, alle habe ich schon selbst gemacht:

Was taugen die angegebenen Wanderrouten mit Kindern?
Verdoppelt sie. Dann habt ihr sicher keinen Stress. Seid ihr selbst entspannt und gut gelaunt, werdet ihr es einiges einfacher mit den Kids haben. Gestresste Eltern sind uncool.

Titelfoto: Shutterstock

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Anna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.


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