

Sicher durch den Winter: 5 Fahrtipps für den Schnee vom Fahrlehrer

Wenn Schnee fällt, dann werden die Strassen und Strässchen der Schweiz gefährlich. Wie du sicher durch den Winter kommst und was du brauchst, verrät der Experte. Tipp: Du brauchst vor allem Geduld, Platz und Zeit.
Schnee. Du bist auf den Strassen der Schweizer Städte. Alle kriechen vor sich hin, der Twingo da vorne schlittert. Spinnt der? Und überhaupt: Kann denn überhaupt keiner mehr Auto fahren?
Jedes Mal, wenn Schnee auf den Strassen liegenbleibt, verlieren die Schweizerinnen und Schweizer hinter dem Steuer die Fähigkeit, ihr Fahrzeug zu lenken. So zumindest das Gefühl all der armen Teufel, die im sich hinter das Steuer ihrer Autos klemmen müssen und durch Schnee, Eis und Pflutsch zu fahren.
Fakt ist: Fahren im Winter ist heikel. Vor allem in den Städten, wo die Wahl des Autos nicht zwingend von eventuell schlimmem Wetter beeinflusst wird. Rat weiss der Fahrlehrer Samuel Kobler. Der Rheintaler kennt nicht nur die Strassen der Ostschweiz im Winter, sondern unterrichtet täglich auf den Strassen Zürichs. Er hat fünf Ratschläge, wie du sicher durch den Winter kommst.
#1. Nimm den Wetterbericht ernst
Das Radio ist dein Freund. Das in deinem Haus, nicht in deinem Auto. Denn sobald du dich darauf freust, dass die Sitzheizung dir dein Füdli bald wärmt, ist es eventuell schon zu spät.
«Wenn du im Winter vorsichtiger fahren musst, dann brauchst du mehr Zeit auf der Strasse», sagt Samuel. So offensichtlich das auch klinge, so viel könne es ausmachen, wenn du nicht ins Büro oder in den Laden stressen musst.
«Such dir die Entspannung im Strassenverkehr», sagt der Fahrlehrer, «Der Stadtverkehr ist weder ein Rennen noch ein Kampf. Und wenn du dir Zeit im Verkehr schaffst, dann bist du mental eher bereit, etwas Geschwindigkeit aus deiner Fahrt zu nehmen.»
#2. Zieh die Winterreifen auf
Winterreifen. Zwingend. Denn die Pneu auf deinem Auto sind nicht einfach nur irgendwelche Gummidinger mit etwas Profil. Wenn es kalt wird draussen, dann verliert ein Sommerreifen an Elastizität. Winterreifen sind mit einer Gummimischung geschaffen worden, die auch bei kalten Temperaturen elastisch bleibt. Diese Elastizität ist für den Grip auf den Strassen essentiell.
Das Schweizer Gesetz schreibt zwar nicht vor, dass du Winterreifen aufziehen musst, verpflichtet dich aber trotzdem dazu. Artikel 31 des Strassenverkehrsgesetz (SVG) verpflichtet jede Fahrerin und jeden Fahrer dazu, die Kontrolle über das Fahrzeug jederzeit zu haben. Darin ist es unmissverständlich:
Der Führer muss das Fahrzeug ständig so beherrschen, dass er seinen Vorsichtspflichten nachkommen kann.
Mit den alten Finken aus der Garage ist es eventuell aber nicht getan.
«Wenn es kalt wird, rate ich zu einem Profilcheck», sagt Samuel. Denn das Gesetz schreibt vor, dass das Profil nur bis zu 1,6 Millimeter Tiefe abgefahren werden darf. Nachher machst du dich mit den Fast-Slicks strafbar. Aber: der Touring Club Schweiz schreibt, dass ein Winterreifen bereits wesentlich früher an Leistung verliert. Der TCS rät bei einer Profiltiefe von 4 Millimetern in der Mitte des Reifens, den Pneu zu ersetzen. Als Faustregel: Je mehr Profil, desto mehr Grip.
#3. Schaff dir freie Sicht
Wenn dein Auto draussen parkiert ist, dann kann am Morgen Schnee auf der Scheibe liegen. Kratz sie frei, selbst wenn die Versuchung gross ist, dass du einfach den Scheibenwischer laufen lassen kannst und nach einer Minute – bis dahin dürfte die Sitzheizung dann auch gewärmt haben – die Scheibe frei ist.
«Wenn Scheibenwischer über die Eisfläche kratzen, kann die Gummilippe Schaden nehmen», sagt Samuel. Das mag beim Losfahren kein Problem sein, aber wenn du im Verkehr auf einmal Schlieren auf der Scheibe hast und ein Auto oder, schlimmer, einen Fussgänger im Verkehr nicht siehst, dann kann das zu einem Unfall führen.
«Und fahr nicht durch ein Guckloch. Das kommt dich viel zu teuer zu stehen», sagt Samuel. Nebenbei: Beschlagene und hastig freigewischte Scheiben gelten auch als Guckloch.
#4. Kämpfe nicht, schau voraus
Bei Schnee sind deine Augen deine wichtigsten Werkzeuge gegen Unfälle. Denn Schnee und Eis haben die unangenehme Angewohnheit rutschig zu sein. Sprich: Wenn du bremst, kann sich dein Bremsweg durch fehlende Bodenhaftung dramatisch verlängern.

«Es bringt nichts, im Winterverkehr zu drängeln oder knappe Lücken zu nutzen», sagt Samuel. «Oder so zu fahren, wie es Stadtzürcher halt gerne so tun», fügt er mit einem Lachen an. Daher rät der Rheintaler dazu, einfach mehr Abstand einzurechnen. «Zwei Sekunden sind das gesetzliche Minimum, drei Sekunden sind im Winter vernünftig.»
Spass beiseite. Wenn du dir klare Sicht schaffen willst, dann kannst du nicht mit grauem Himmel rechnen. Wenn die Sonne scheint, dann reflektiert der Schnee grell. Wenn der Boden nass ist und die Sonne scheint, dann sind Strassenmarkierungen fast unsichtbar und das gleissend helle Licht verschluckt Hindernisse. Eine gute Sonnenbrille, einfach im Handschuhfach aufbewahrt, kann Leben retten. Dann siehst du auch die Verkehrsschilder besser. Den wenn du die Markierungen auf der Strasse schon nicht siehst, dann sind da sicher die Schilder, die dir die Situation im Verkehr verdeutlichen.
Aber Achtung: Je nach Fahrzeug können deine digitalen Anzeigen bei polarisierter Sonnenbrille nicht mehr lesbar sein.
Bonustipp: Im Zweifel Rechtsvortritt
Wenn du die Strassenmarkierungen wegen dem Schnee nicht sehen kannst und dir nicht sicher bist, welche Vortrittsregeln gelten, geh davon aus, dass Rechtsvortritt gilt.
Wenn dein Gegenüber diese Annahme nicht trifft: Der Klügere gibt nach. Tritt sanft auf die Bremse und lass dem anderen den Vortritt.
#5. Achtung am Hang
Gefälle, egal ob es nun einer der letzten offenen Pässe ist oder der Hönggerberg, sind im Winter weit gefährlicher als im Sommer. Denn nicht nur sind sie steil und die Strassen manchmal bestenfalls Strässchen, sondern auch noch rutschig.
«Schneeketten helfen zwar bei der Fahrt, aber das nützt nichts, wenn dir einer von oben ins Auto rutscht», sagt der Fahrlehrer.
Die Vortrittsregeln für Bergstrassen sind klar:
- Lastwagen, Cars und Fahrzeuge mit Anhänger haben sowohl aufwärts wie abwärts Vortritt
- Es gilt «schwer vor leicht»
- Wer ein Hindernis vor sich hat, hat keinen Vortritt. Es ist kein Rennen bis zur Lücke und der langsamere verliert den Vortritt
- Du musst auf halbe Sichtweite anhalten können
- Das Auto, das von unten den Berg hinaufklettert, hat Vortritt
Diese Regeln dienen aber nicht nur auf Pässen und der Strasse zum Skigebiet, sondern helfen dir auch auf Stadtgebiet.
Ein letzter Rat des Fahrlehrers: Bei manuellen Getriebe, fahr lieber einen Gang höher. Damit haust du nicht zu viel Kraft in den Teer und du spulst weniger durch.
Mit diesen Tipps hofft der Fahrlehrer, dass du sicher auf den Strassen unterwegs sein wirst.


Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.