Hintergrund

Schwache Blase, schwacher Beckenboden: Was dazu führt und was hilft

Annalina Jegg
26.9.2022

Blasenschwäche betrifft nur alte Menschen? Nein. Besonders Frauen leiden schon in jungen Jahren unter Harninkontinenz. Wir haben bei einer Urologin und einer Physiotherapeutin nachgefragt: Was hilft wirklich, wenn die Schließmuskeln nicht mehr tun, was sie sollen?

Die Blase: Da spielt ein komplexes Team mit

Vor dem Blick auf die Inkontinenz aka Blasenschwäche, lohnt es sich, sich die gesunde Blasenfunktion anzuschauen. In die Blase passt gut ein halber bis dreiviertel Liter hinein, dabei passt sich der elastische Hohlmuskel der Blasenwand dem Volumen an. Ist die Blase voll, müssen wir. So weit, so bekannt.

Zwei häufige Formen von Blasenschwäche: Drang- und Belastungsinkontinenz

Es gibt verschiedene Formen von Blasenschwäche, am häufigsten sind aber die Dranginkontinzenz und die Belastungsinkontinzenz: 90 Prozent der Betroffenen leiden an einer der beiden.

Dranginkontinenz wird auch als Reizblase bezeichnet. Etwa 15 bis 20 Prozent der Menschen in Europa kennen sie, meist ältere Männer. Eine Dranginkontinenz entwickelt sich oft infolge einer gutartigen Prostatavergrößerung, kann aber auch durch Nervenerkrankungen oder Hormonveränderungen entstehen. Auch Stress, Ärger oder Ängste können an der Entstehung der Inkontinenzform beteiligt sein.

Reizblase bedeutet: Die Spannungsrezeptoren an der Blase reagieren überaktiv, vermutlich aufgrund eines Ungleichgewichts in der Blasensteuerung. «Bereits geringe Harnmengen rufen einen starken Reiz und verstärkten Harndrang hervor», sagt Urologin Swietek. Bekommt das Hirn einen übertriebenen Harndrang gemeldet, folgt der Reflex der Blase, sich zu entleeren. Und das, noch bevor Betroffene das WC erreicht haben.

Bei einer Belastungsinkontinenz sind die Muskeln des Beckenbodens geschwächt. Betroffene verlieren Urin beim Niesen, Husten, bei schwerem Heben oder eben bei Tätigkeiten wie Trampolinspringen, die den Druck im Bauchraum kurzfristig erhöhen. Diesem Druck kann der schwache Beckenboden nichts entgegensetzen.

Therapie bei Inkontinenz: Wie funktioniert's?

Die Übungen lassen sich dann kombinieren mit Biofeedback, Elektrostimulation und Vaginalkonen (kleine Gewichte für die Vagina, ähnlich wie Liebeskugeln). Beim Biofeedback lernen die Patient:innen, unbewusst ablaufende Prozesse im eigenen Körper gezielt wahrzunehmen und zu beeinflussen – in diesem Fall die Muskeln des Beckenbodens gezielt anzusteuern. Mit Elektrostimulation kann man zudem die Muskeln durch elektrische Impulse stimulieren.

Was stärkt den Beckenboden sonst noch?

Der erste Ansprechpartner bei Verdacht auf Blasenschwäche ist deine Hausärztin oder dein Gynäkologe. Tatsache ist: Ganz ohne Anleitung durch Fachleute geht es nicht, den Beckenboden wieder zu stärken. Aber natürlich gibt es einfache Übungen, die das Physiotherapie-Training auch zuhause unterstützen. Zum Beispiel:

Bild: shutterstock

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Annalina Jegg
Autorin von customize mediahouse
oliver.fischer@digitecgalaxus.ch

Mich buchstabiert man so: Aufgeschlossen, Nachdenklich, Neugierig, Agnostisch, Liebt das Alleinsein, Ironisch und Natürlich Atemberaubend.
Schreiben ist meine Berufung: Mit 8 habe ich Märchen geschrieben, mit 15 «supercoole» Songtexte (die nie jemand
zu lesen bekam), mit Mitte 20 einen Reiseblog, jetzt Gedichte und die besten Beiträge aller Zeiten! 


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