
Hintergrund
Wie kriege ich meinen Kühlschrank in den Griff?
von Simon Balissat
Wenn ich Alkohol trinke, dann Bier oder Wein. Das war Jahr(zehnt)e lang so. Jetzt nicht mehr. Zehn Tage an einem griechischen Strand haben mich zum Cocktailtrinker mutieren lassen.
Wir sitzen in einer gemütlichen Lounge und von links fallen die letzten warmen Sonnenstrahlen des Tages auf unsere Gesichter. Die Füsse im Sand, winzige Wellen brechen sanft gegen den Strand. Im Hintergrund vermischt sich der Off-beat irgendeines Reggae-Sängers mit dem Klirren und Klimpern hinter der Strandbar und den Gesprächen anderer Menschen. In meiner Hand ein kühles Glas mit einer «Sparkling dittany lemonade», einem leicht bitter-zitronigen Gin-Cocktail.
Es war an diesem letzten Abend unserer Sommerferien, als meine Frau und ich beschlossen, dass wir uns zu Hause dieses bisschen Sommergefühl in die verregnete Schweiz holen. Wir würden uns unsere eigene, kleine, aber feine Hausbar einrichten und in die Cocktail-Kultur eintauchen.
Tja, das war Anfang August. Und was soll ich sagen? Drei Wochen später haben wir unsere erste Cocktailparty für die Familie geschmissen. Und ich kann in aller Bescheidenheit sagen: Es war okayisch.
Inzwischen haben wir uns so richtig reingekniet. Ich habe mich durch unzählige Online-Artikel zum Thema Hausbar und was es dafür alles an Equipment braucht geklickt und gelesen. Wir haben eine Masterclass über Mixology gebinget und haben mal rasch ein paar hundert Franken an Basis-Spirituosen, Bitters, Aperitif-Getränken und Misch-Flüssigkeiten angeschafft.
Dann mussten natürlich Shaker, Rührlöffel, Eiszangen, Messbecher, Siebe und Eisbehälter her. Und danach die Gläser für die verschiedenen Drinks … Ich hatte ja keine Ahnung, wie vielfältig das alles ist und wie präzise da zwischen Gläsern für verschiedene Cocktailtypen unterschieden werden kann. Jedenfalls sind da nochmal locker-flockig zweihundert Franken flöten gegangen. Und natürlich auch noch das eine oder andere Cocktail-Rezeptbuch nicht zu vergessen.
Jetzt sitze ich auf dieser voll funktionsfähigen Hausbar – und frage mich: Haben wir es ein kleines bisschen übertrieben? Denn seither haben Cocktails am Wochenende zwar Bier oder Wein fast abgelöst. Weil wir aber höchstens je zwei pro Wochenende trinken, lagern wir inzwischen in grösseren Mengen Cocktailgläser, Mix-Werkzeug und Bambus-Trinkhalme. Ganz zu schweigen von Spirituosen, Likören und Sirupen…
Dieser Text ist der Auftakt einer Serie von insgesamt fünf Artikeln, in denen ich dir das Konzept Hausbar näherbringen will: Ein Überblick über die wichtigsten Utensilien, eine kleine Geschichtsstunde in Sachen Spirituosen, ein Gespräch über Cocktailkultur und das Leben als Bartenderin sowie ein Erfahrungsbericht aus einem Bar-Kurs, inklusive Update, wie es kurz vor Silvester um meine Hausbar bestellt ist.
Weltenbummler, Wandersportler, Wok-Weltmeister (nicht im Eiskanal), Wortjongleur und Foto-Enthusiast.