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Samsung Galaxy Buds: Unterwältigung als Ohrstecker

Apple soll sich warm anziehen, meint Samsung. Denn die Samsung Galaxy Buds sollen dem Platzhirschen der True Wireless In-Ear Headphones den Rang ablaufen. Gut möglich, dass die Buds das schaffen, aber es braucht noch etwas Arbeit.

Eigentlich sollten die In-Ear-Kopfhörer mit dem klingenden Namen Galaxy Buds aus dem Hause Samsung ja besser sein. Denn der südkoreanische Konzern hat im Jahre 2016 den Audio-Konzern Harman International Industries gekauft. Dieser hat bereits 1994 den anderen Audio-Konzern, der für die Buds relevant ist, namentlich AKG, gekauft.

Warum ist der Sound dann so schwach?

Vom Versuch, gegen Apple anzukommen

Es ist offensichtlich, dass Samsung mit den Galaxy Buds versucht, Apple Wasser abzugraben. Denn wo die AirPods – ebenfalls kabellos, ebenfalls in-ear – anfangs noch belächelt wurden, haben sie sich durch guten Sound und Kompaktheit sowie Nutzungskomfort breit eingebürgert. Natürlich will Samsung da ein Stück vom Kuchen. Wäre ja blöd, wenn nicht.

Kopfhörer sind das wohl wichtigste Überlebenswerkzeug im Pendlerdschungel. Denn der Alltag bombardiert uns alle zu einer gottlosen Zeit morgens, oft noch vor dem Kaffee, mit Lärm. Autos hupen, Trams quietschen, Leute sprechen. Fünf Minuten mehr Ruhe in der Welt draussen bevor der Alltag losgeht. Klingt doch gut? Kein Wunder, dass da Samsung auch mitspielen will. Wäre ja blöd, wenn nicht.

Eigentlich ist das Rezept für Pendler ziemlich einfach:

  • Gute Schallabdichtung gegen aussen
  • Guter Sound und hohe mögliche Lautstärke
  • Gute Akkulaufzeit
  • Schnelle Ladezeit

Das geht auch kabellos. Die Buds können nämlich, genau wie die Samsung Active Watch und die Smartphone-Serie unter dem S10-Banner, kabellos aufgeladen werden. Wenn du ein S10 hast, dann kannst du die Buds sogar kabellos am Handy aufladen.

Das klingt alles schon mal super. Mit dem kabellosen Laden hat Samsung die Nase vor Apple und das pillenförmige Case ist hübscher als die Zahnseidendose Apples. Dazu haben die Buds austauschbare Gummiaufsätze, damit dein Ohr nicht genau auf Apples Grösse gewachsen sein muss, damit dir die Stöpsel passen, selbst wenn Apple das erschreckend gut hingekriegt hat.

Was aber nicht so super klingt: Die Buds selbst.

Von instabil bis flach

Die Probleme mit den Galaxy Buds, alle zusammengenommen, sind keine Katastrophe. Sie zeugen einfach von einem unfertigen Produkt. Ein Update von Mitte März 2019 bringt eine stabilere Bluetooth-Verbindung, da diese vorher in geschlossenen Räumen okay, draussen aber etwas abgehackt war. Hoffentlich ist das jetzt besser. Scheint zumindest so.

Der Klang aber ist das, was die Buds zu einem Kopfhörer machen, den nur die gut finden werden, die keinen Anspruch an Kopfhörer haben. Sie dichten nicht besonders gut gegen aussen ab, du hörst also immer noch den Bürokollegen niesen oder die Gritte im 14er-Tram neben dir laut am Handy über irgendwelchen Stuss schwätzen. Muss das morgens um 6 Uhr 30 sein? Echt jetzt? Interessiert mich doch nicht, ob deine neue Haarfarbe total lange gebraucht hat. Ich will Kaffee.

Aber den Komfort, den hat Samsung so richtig gut hingekriegt. Bereits nach wenigen Minuten fühle ich die Buds schon gar nicht mehr. Kein Wunder, denn ein Hörer wiegt 5.6 Gramm. Sie halten auch recht gut im Ohr und ich kann die Augen schliessen und mich ans Busfenster anlehnen, auf ein paar Minuten Schlaf und rechtzeitiges Aufwachen hoffen und die Zürcher Morgenstadt an mir vorbeiziehen lassen.

Etwas mühsamer wird dann die Bedienung via Gesten, die im Halbschlaf zugegebenermassen irrelevant ist. Die Buds sind berührungsempfindlich.

  • Einmal tippen: Play/Pause
  • Zweimal tippen: Nächster Track oder Telefonanruf annehmen/beenden
  • Dreimal tippen: Vorheriger Track
  • Lange antippen: Benutzerdefiniert/Anruf ablehnen

Das Problem: Play/Pause, also das Einmal-Tippen, ist extrem empfindlich. Du musst recht schnell doppelt oder dreifach tippen, damit das Kommando so wie gewollt ankommt. Entspannte Bedienung geht anders. Nett ist aber zu sehen, dass die Gesten sich einem markenübergreifenden Standard nähern. Die Gesten der Buds sind dieselben, wie du sie auf Microsofts Surface Headphones findest, so als Beispiel.

So. Fertig. Die ganzen Apps zur individuellen Soundeinstellung machen Audio Reviewern das Leben doch extrem schwer, oder?

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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