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Surface Headphones: Ab wann ist teuer zu teuer?

Microsoft will Sony den Markt abgraben und greift mit den Surface Headphones den Platzhirsch Sonys an. Wenn das Preisschild und das etwas merkwürdige Marketing nicht wäre, dann würde das wahrscheinlich gelingen.

«Du bist verbunden mit [unverständlich] ipatt», sagt mir die Microsoft-Roboterstimme ins Ohr als ich die Surface Headphones mit meinem iPad kopple. Das ist das letzte akustische Manko der Surface Headphones, das ich während dem Test hören werde.

Microsoft versucht sich also an Kopfhörern und damit an einem Markt, der umstrittener und umkämpft ist als manch ein anderer. Denn Kabel oder Bluetooth? Over-Ear oder In-Ear? Dann noch die Preisfrage. Genau bei dieser schiesst sich Microsoft selbst ins Knie. Denn die Surface Headphones sind sauteuer.

Microsoft schiesst sich selbst ins Knie

Zu Redaktionsschluss im Februar 2019 kosten die Teile knapp 400 Stutz. Zum Vergleich: Der aktuelle Platzhirsch bei den Over-Ear Headphones mit Active Noise Cancelling, also der de facto Standard im Feld, das Microsoft für sich erobern will, sind die Sony WH-1000XM3.

Diese haben nicht nur global viel Lorbeeren eingeheimst, sondern kommen von einem Hersteller, der sich über Jahre hinweg mit Kopfhörern verdient gemacht hat. Da kann ein Neuling im Feld mit 20 Franken mehr auf dem Preisschild nur auf Neugierige und die noch nicht existenten Fans verlassen. Das ist ein sehr kleines Feld.

Sind wir ehrlich: Das sind Kopfhörer. Kein Zubehör. Sie sind teuer. Sie haben es schwer.

Die automatische Pause, die ziemlich sicher 20 Stutz wert sein könnte

Vor allem halt, wenn du oft im Büro Musik hörst. Denn dann kommt es oft vor, dass der Chef etwas will und wenn da im Hintergrund noch deine Musik kaum hörbar mitdüdelt, dann ist das etwas unanständig. Oder wenn du wie ich gerne Podcasts hörst, dann verpasst du was, hörst dem Chef nur halb zu und nervst dich dann doppelt, da du nicht mitkriegst, was der Chef will und trotzdem einige Minuten Podcast verpasst.

Zwei Räder zum Erfolg

Apropos Schalter: Die Headphones haben berührungsempfindliche Ohrmuscheln. Im Wesentlichen machen die Microsoft'schen Kopfhörer da Play/Pause. Da sind andere Funktionen, diese aber zu erwischen ist etwas schwierig. Beide Ohrmuscheln haben das selbe Interface verbaut.

  • Einmal tippen: Play/Pause
  • Zweimal tippen: Nächstes Lied
  • Dreimal tippen: Vorheriges Lied

Da musst du aber schnell sein. Denn Play/Pause ist recht aggressiv. Wohl darum, da dies das Feature sein dürfte, das am meisten verwendet wird. Trotzdem, etwas gemütlicher tippen wäre hier nett gewesen.

Dann machen wir halt etwas Freisprechanlage

Genau wie die Konkurrenz sind die Surface Headphones in der Lage, mit deinem Smartphone, Marke egal, zu interagieren und als Freisprechanlage zu funktionieren. Anders als einige Konkurrenten können die Headphones aber Skype, was vor allem im Büroumfeld interessant sein dürfte. Für mich nicht. Mein Skype VoIP funktioniert schon seit Ewigkeiten nicht mehr und das ist gut so.

Heftiger wird es dann beim Versuch mit WhatsApp und seiner integrierten Telefoniefunktion. Nicht nur ist das eine Verzögerung von gut zwei Sekunden hörbar, sondern Luca selbst ist auch nicht wirklich verständlich. Schade, aber das kann hoffentlich softwareseitig repariert werden.

Weiss jemand, wie das mit Skype ist?

Solider Einstieg, aber mit Knieschuss

Schwierig ist einfach die Positionierung im Markt. Mit einem Erstlingswerk und dem hohen Preis macht es sich Microsoft nicht leicht. Lohnt sich der Aufpreis gegenüber der Konkurrenz? Nein, nicht wirklich. Denn auch der XM3, um wieder über den de facto Standard zu sprechen, kann das mit der Pausierung beim Abnehmen und ist dann noch 20 Stutz billiger.

Für den Pendleralltag ist das Teil mit seinem gigantischen Case aber etwas zu klobig. Ich hoffe, der Nachfolger wird faltbar und kann so ohne weiteres in jede Tasche gestopft werden. Denn so, wie die Surfaces aktuell ausgelegt sind, dann scheint es mir so, als ob sie nicht gemacht sind, im Case herumgetragen zu werden. Das sind Kopfhörer, die nach Feierabend auf dem Bürotisch liegenbleiben. Nicht zwingend schlecht, aber allenfalls zu schlecht fürs Portemonnaie.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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