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RGB-Mini-LED: Sony kontert Hisense – mehr Präzision statt Helligkeits-Wahnsinn

Luca Fontana
13.3.2025

Die TV-Schlacht geht in die nächste Runde: Während andere Hersteller mit immer extremeren Helligkeitswerten prahlen, setzt Sony auf eine neue Signalverarbeitung, die Farben und Kontraste feiner abstimmen soll. Klingt nach einem gezielten Angriff auf OLED – und auf Hisense.

RGB-Mini-LED könnte die nächste grosse Revolution in der TV-Welt werden – und Sony will mitmischen. Nachdem Hisense Anfang des Jahres mit seinem ersten RGB-Mini-LED-Fernseher für Aufsehen gesorgt hat, kündigt nun auch Sony seine eigene Variante an.

Während Hisense vor allem auf Helligkeitsrekorde setzt, kombiniert Sony die Technologie mit einer neu entwickelten Backlight-Steuerung für noch präzisere Farbabstufungen. Dazu hat Sony auch die Signalverarbeitung neu gedacht: Sie soll eine noch präzisere Kontrolle über die einzelnen Farbkanäle ermöglichen.

Die Massenproduktion soll noch in diesem Jahr beginnen. Wann genau, ist nicht bekannt. Dazu, wie gross Sonys RGB-Mini-LED-TVs ausfallen und in welcher Preisklasse sie spielen, hält sich das japanische Unternehmen ebenfalls noch bedeckt.

Was ist RGB-Mini-LED?

Der Reihe nach. Was ist RGB-Mini-LED überhaupt, und was unterscheidet es von einem herkömmlichen Mini-LED-TV wie Sonys Bravia 9?

Kurz gesagt: RGB-Mini-LED setzt auf separate rote, grüne und blaue LEDs für die Hintergrundbeleuchtung, anstatt wie herkömmliche Mini-LEDs ausschliesslich blaue LEDs zu nutzen, die mit einer Phosphorschicht überzogen werden, um weisses Licht zu erzeugen. Weil RGB-LEDs direkt weisses oder farbiges Licht ausstrahlen, wirken Farben kräftiger und genauer, während das Bild insgesamt heller erscheint.

Warum ist das wichtig? Weil die RGB-Mini-LEDs eine höhere Abdeckung des BT.2020-Farbraums als herkömmliche Mini-LEDs ermöglichen. Für alle, die mit dem Begriff nicht so viel anfangen können: Der BT.2020-Farbraum ist ein Standard, der viel mehr Farben abbilden kann als der bisher für HDR-Inhalte verbreitete DCI-P3-Farbraum. Je grösser also die Abdeckung dieses Farbraums, desto lebensechter und differenzierter die Farbdarstellung.

Sony steigt nun ebenfalls ins RGB-Mini-LED-Game ein – und will es mit einer eigenen «proprietären Backlight-Control-Technologie» kombinieren. Sprich: Man will die winzigen Hintergrundlicht-LEDs noch präziser steuern als die Konkurrenz von Hisense. Sony nennt es aber nicht RGB-Mini-LED, sondern «RGB-LED». Mal schauen, welcher Begriff sich am Ende durchsetzen wird.

Was genau verspricht Sony da eigentlich?

Normalerweise tricksen Fernseher, wenn es um Helligkeit geht: Sie konzentrieren das Licht genau dorthin, wo es am meisten auffällt – auf hellen Lichtquellen. Zum Beispiel auf den Mond am Nachthimmel oder auf Explosionen bei krachenden Actionszenen. Das sieht zwar spektakulär aus, führt aber oft dazu, dass andere Farben flach wirken.

Was unterscheidet Sony von Hisense?

Während Hisense also mit reiner Spitzenhelligkeit und einer enormen Farbraumabdeckung punkten will – Sonys neues System kommt «nur» auf 90 Prozent des BT.2020-Farbraums, was etwas weniger als bei Hisense, aber immer noch besser als bei vielen OLEDs ist –, konzentriert sich Sony auf präzise Farb- und Helligkeitsabstufungen. Laut Pressemitteilung kommt eine verbesserte Bildverarbeitung mit 96-Bit-Signalverarbeitung zum Einsatz.

Sony gegen den Helligkeits-Wahn: Qualität statt Zahlen-Show

Sony argumentiert, dass ihr RGB-Mini-LED-System vor allem für cineastische Inhalte und professionelle Anwendungen geeignet sei – also überall dort, wo es auf eine möglichst akkurate Wiedergabe kreativer Intentionen ankommt. Kein Wunder, schliesslich entwickelt Sony seit Jahren Referenzmonitore für Hollywoods Filmproduktionen und weiss ziemlich genau, wie kreative Köpfe das perfekte Bild sehen. Dieses Know-how soll nun in Haushalt-TVs einfliessen.

Eines ist sicher: Der Kampf zwischen OLED und Mini-LED geht in die nächste Runde. Und mit Sony am Tisch dürfte es jetzt erst richtig spannend werden.

Titelbild: Sony Newsroom

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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