
Hintergrund
Revox A77: Meine Nostalgie-Maschine
von David Lee
1980 brachte Revox die Bandmaschine B77 Mk II heraus. Ein bisschen später kommt nun die B77 Mk III, ein verbessertes Nachfolgemodell.
An der High End in München zeigt Revox als Neuheit eine Alice-Cooper-Version seiner Bandmaschine B77 Mk III. Wer diese Ausführung mit viel Rot und geschminkten Augen haben will, legt 27 950 Franken oder Euro auf den Tisch. Was vor allem damit zu tun haben dürfte, dass von dem Teil nur 25 Exemplare hergestellt wurden.
So weit, so schräg. Spannender ist, dass auch die Ausführung ohne Alice-Cooper-Verzierungen relativ neu ist. Revox hat die B77 Mk III im Oktober 2024 herausgebracht. Also 44 Jahre nach der Mk II.
Das ist bemerkenswert. Denn schon bei den Kassettengeräten gibt es heute erhebliche Probleme, neue Geräte herzustellen. Die im Vergleich zu früher viel tieferen Stückzahlen und die fehlenden Zuliefererketten treiben auch den Preis nach oben.
So kostet das Revox B77 Mk III satte 15 950 Franken oder Euro. Dabei ist es kein grundlegend anderes Gerät als der Vorgänger. Es arbeitet weiterhin ohne Software, Touchscreen, Bluetooth und anderen «modernen Firlefanz». Sogar das Layout der Tasten und Anschlüsse sieht exakt gleich aus. Was ist denn der Vorteil gegenüber einem komplett revidierten Mk II?
Revox spricht von «stark verbesserten Fremdspannungsabständen und einem weiter verbesserten Frequenzgang». Somit dürfte das Mk III weniger Störgeräusche und einen besseren Klang haben. Das Zählwerk ist nun digital und kann auch die Zeit anzeigen. Ansonsten gibt es keine digitale Technik.
Die Faszination von Bandmaschinen ist schwer zu erklären. Es hat sehr viel mit Nostalgie zu tun. Aber auch damit, dass das Abspielen von Musik sinnlich erfahrbar wird. Der ganze Vorgang ist entspannend, fast schon meditativ.
Es geht also nicht um die Soundqualität, sondern um den Prozess. Für die Aufnahme im Studio gilt das noch viel mehr als für den Gebrauch zuhause. Dazu hat Musikproduzent Billy Hume ein meiner Meinung nach sehr treffendes Video gemacht.
Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.