Produkttest

Revolution der Duschkultur muss warten

Eine Dusche, die Musik spielt und dich telefonieren lässt. Aurel Stevens hat kein gutes Haar an der Bluetooth-Dusche gelassen. Auch für mich klingt das Produkt gelinde gesagt nach Nische. Aber ich will der Dusche eine Chance auf Rehabilitation geben und teste sie daher auf Herz und Nieren.

Eine Dusche zum Musikhören und Telefonieren. Hat mir bis jetzt eigentlich im Leben nicht gefehlt. Wenn ich richtig ausgiebig dusche, mit allem Drum und Dran, dauert das höchstens 15 Minuten. Meistens bin ich aber nach fünf schon durch. Da bleibt gerade einmal Zeit für ein ganzes Lied. Ich habe zudem noch nie den Drang verspürt, genau in diesen fünf Minuten telefonieren zu wollen. Trotzdem sehe ich zwei Gründe für diesen Test. Einerseits kann ich Aurel Stevens' Kritik nicht einfach so stehen lassen, andererseits will ich nicht zu viel Ignoranz an den Tag legen. Wer weiss, vielleicht werde ich eines Besseren belehrt. Mein Kopf und Herz sind offen für neue Erfahrungen.

Ein kleiner Vorgeschmack auf die montierte Dusche.
Ein kleiner Vorgeschmack auf die montierte Dusche.

Es beginnt vielversprechend

Ich reisse öffne die Box vorsichtig, nachdem ich sie per ÖV sicher nach Hause transportiert habe. Darin wirkt erst einmal alles unscheinbar und sieht nach 0815-Dusche aus. Nach intensiverer Begutachtung fällt mir aber die kleine Box am Duschkopf auf. Sie soll den Unterschied machen und dein Duschgefühl nachhaltig verändern. Erst geht’s aber an die Installation der Dusche. Das stellt soweit kein Problem dar. Die meisten Teile lassen sich schon mit gutem Menschenverstand zusammensetzen, für den Rest gibt’s eine bildliche Anleitung. Um die neue Dusche an der Wand zu befestigen, muss erst die alte ab, was normalerweise mit einem Schraubenzieher zu bewerkstelligen ist.

Alles da: Schlauch, Gestänge, Duschkopf, Verbindungsstücke.
Alles da: Schlauch, Gestänge, Duschkopf, Verbindungsstücke.

Die Dusche hängt. Oben der Regenduschkopf mit der Box, drunter eine Handbrause. Bis jetzt einzig auffällig sind die fehlenden Kalkspuren. Die kleine Box muss erst per USB aufgeladen werden, bevor sie Geträller von sich geben kann. Der Hersteller meint, dass sie vor dem ersten Gebrauch vollständig geladen werden muss. Dem kann ich mich nicht unterordnen, da mir die Zeit fehlt. Du solltest das aber wahrscheinlich befolgen. Ist das Ding geladen, muss nur noch Bluetooth auf deinem Handy eingeschaltet werden. Anscheinend soll das mit Android-Geräten eher schwierig sein. Und tatsächlich wird die Dusche von meinem Huawei P10 erst nicht gefunden. Nach etwa zehn Minuten und einigem An und Aus, finden sich Handy und Dusche doch noch. Es ist also nicht unmöglich.

Eine Aufnahme, kurz bevor der Durchbruch gelang.
Eine Aufnahme, kurz bevor der Durchbruch gelang.

Musikalisch begabt

Ich fange mit der Musikfunktion an. Musik-App auf deinem Handy öffnen, Song, Interpret oder Playlist wählen und «Play» drücken. Gefällt dir ein Lied nicht, kannst du einfach am Duschkopf weiterdrücken. Findest du ein Lied so toll, dass du es gleich nochmal hören willst, ist das auch kein Problem. Kleiner Tipp, bevor du unters kühle Nass hüpfst: Lautstärke knapp unters Maximum auf dem Handy hochdrehen. Ist einfacher als am Duschkopf und mit ordentlich Wasserdruck gerät die musikalische Untermalung sonst schnell in den Hintergrund. Ist alles eingestellt, klingt die Dusche den Umständen entsprechend gut und läuft einwandfrei.

Telefonieren mit Mankos

Nun zum interessanteren Feature, dem Telefonieren. Interessant nicht, weil ich das unbedingt benötige, sondern weil ich neugierig bin, wie gut die Funktion ist. Was schnell klar wird: Du kannst angerufen werden, aber nicht selbst jemanden anrufen. Nirgendwo in der Bedienungsanleitung steht, wie der Anruf korrekt entgegengenommen wird. Dank Google habe ich herausgefunden, dass dazu die Vorspul-Taste gedrückt werden muss. Aber, funktioniert hat es bei mir kein einziges Mal. Und ich habe es ungefähr 15 Mal versucht. Ich müsste also nach wie vor mit meinem seifigen Körper aus der Dusche schlittern und dann mit klatschnassen Fingern den grünen Knopf auf meinem Handy drücken. Das Handy und Bad wären nun nass, mir wäre kalt und das Risiko eines Sturzes müsste ich auch in Kauf nehmen. Danach könnte ich zwar gleich wieder unter die Dusche und dort telefonieren, aber das mindert meine Enttäuschung nur bedingt. Beim Telefonieren musste ich das Wasser dann auch etwas drosseln, um wirklich gut zu hören.

Fazit

Auch mit offenem Herzen konnte mich die Dusche nicht wirklich überzeugen. Trotzdem, ganz so mies und überflüssig wie Aurel Stevens sie eingeschätzt hat, ist sie dann doch nicht. Eine lustige (aber teure) Spielerei ganz nach dem Motto: «Kann man machen, muss man aber nicht.» Die Musik lief gut hörbar und ohne Stocken, aber vor allem zum Telefonieren würde ich sie nie benutzen. Und deshalb ist sie mir ihr Geld auch nicht wert. Für meine kurzen Duschen kann ich mich mit meiner Engelsstimme selbst unterhalten.

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Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.


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