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Raab ist zurück – aber will ihn noch jemand sehen?

Luca Fontana
16.9.2024

Es war kein Scherz, als Showpraktikant Elton in die Wildnis aufbrach, um die deutsche TV-Legende Stefan Raab aus seinem Ruhestand zu holen. Nun meldet sich Raab mit einer neuen Show zurück: «Du gewinnst hier nicht die Million». Doch wer will das sehen?

Update, 19. September, 15:38 Uhr: Falls du wissen willst, wie Raabs erste Sendung war, hier meine Kritik:

Er ist wieder da. Stefan Raab. Mit einer neuen Show, «Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab», feiert er den Rücktritt vom Rücktritt. Deren Konzept? Unklar.

Wir wissen aber, dass Raab das Geschehen der Woche «sezieren» und Kandidatinnen und Kandidaten davon abhalten will, eine Million Preisgeld zu gewinnen. In einem ersten Video spricht Raab quirlig und lebendig wie eh und je «von der ersten Entertainment-Quiz-Competition-Hybrid-Show der Welt», zeigt dabei sowohl seinen Moderationsplatz als auch eine Art Kulissen-Einkaufsladen sowie die Spiele-Area.

Aber sieh selbst:

Genau da liegt wohl der Punkt. RTL, das sagte Raab selbst, habe ihm ein Angebot gemacht, das er nicht ablehnen konnte. Überhaupt: bis zum Jahr 2026 will RTL mehr als 10 Millionen Menschen als Streaming-Abonnenten gewinnen – und Raab soll dabei helfen.

Elton als Lockvogel: Raabs zögerliche Rückkehr

Ich geb’s ja zu: Als Elton vergangenen März den Ruhestand seines einstigen Chefs rüde unterbrach, wurde auch ich neugierig. Raab, gemütlich fischend, irgendwo an einem See in den Alpen, wird von Elton aufgefordert, zurück ins Showbiz zu kommen.

«Du warst jetzt fast zehn Jahre weg. Es wird Zeit, dass du wieder was machst!», schimpft der ewige Showpraktikant. Raab hat aber «keinen Bock». Es sei denn, Elton schaffe es irgendwie, neun Millionen neue Follower für Raabs bis dahin komplett inaktiven Instagram-Account zu finden – in nur drei Tagen.

Dann wird es wieder still um Raab. Monatelang.

Raabs Comeback: Viel Tamtam – aber wenig Sogwirkung

Raab ist und bleibt ein Medienprofi.

«Bin gespannt, ob Raab da eine Sogwirkung hat», schreibt mir Redaktionskollege Lorenz Keller gleich am nächsten Morgen, «mich würde es ja auch wundernehmen. Aber natürlich abonniere ich den Streamingdienst nicht extra nur dafür.»

«Well… There it is.»

Ich seh's wie Lorenz. Raab war schlichtweg zu lange weg von der Show-Bühne, um noch besagte Sogwirkung zu haben. Neun Jahre, genau gesagt. Die meisten dürften genauso denken wie Lorenz und ich: «Interessant, mal gucken, ob's der Raab noch kann, aber extra ein RTL+-Abo werde ich jetzt nicht dafür lösen.»

Dabei wirkte der Mann, der die deutsche TV-Landschaft über 15 Jahre lang nachhaltig geprägt und geformt hat, bereits 2015 abgelutscht und ausgebrannt. Selbst zu Interviews mit grossen Hollywood-Stars bereitete er sich kaum mehr vor. Der Abtritt war überfällig.

Die nächste Generation übernahm ohnehin schon zu Raabs Schaffenszeit das Rampenlicht. Joko und Klaas vor allem. Mit Formaten wie «Das Duell um die Welt», «Circus HalliGalli» oder «Wer stiehlt mir die Show?» bieten sie eine ähnliche Mischung aus Humor und absurden Herausforderungen, in denen nicht die Kandidaten, sondern die Moderatoren zu Protagonisten werden – genauso, wie’s Raab jahrelang vorgemacht hat.

Stefan Raab bei RTL+: Nostalgie-Coup oder kalkuliertes Risiko?

Wie viel sich RTL das Engagement Raabs kosten lässt, ist nicht bekannt. Dass sich der finanzielle Aufwand aber in einen signifikanten Abo-Anstieg übersetzt, bezweifle ich. Es sei denn, die neue Show würde tatsächlich fantastisch gute Kritiken bekommen.

Aus Sicht von RTL+ dürfte Raabs Engagement trotzdem ein kalkuliertes Risiko sein. Raab ist ein bekannter Name, der Nostalgie und Neugier weckt. Seine «Bei Anruf Bohlen»-Videos, die nach seinem Rücktritt auf Youtube geladen wurden, haben im Schnitt über eine Million Aufrufe. Das will was heissen.

Ob seine Art von Humor und Unterhaltung noch zieht?

Wenn’s um PR geht, macht Raab niemand etwas vor.

Titelbild: RTL+

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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