Hintergrund

Plastik und Holz in der Blumenerde: So verteidigen sich die Hersteller

Flaschendeckel, Glas, Plastikfolie: In Pflanzenerde kannst du immer wieder auf unerfreuliche Fundstücke stossen. Erfahre hier von vier Herstellern, wie es dazu kommt, was du selbst tun kannst und welche Erde (fast) plastikfrei ist.

Biologische Kräuter- und Aussaaterde ohne Torf – «klingt erspriesslich», dachte ich mir, als ich vor Kurzem einen Indoor-Kräutergarten anlegte.

Kein Ausnahmefall

Doch, kann es. Ich bin nicht die Einzige, die betroffen ist. Auf Migipedia, der Kundenbewertungsplattform von Migros, schreibt beispielsweise «Klinker» von «zu vielen Grossanteilen». Und auch «DimeVengeance», «callmeloco», «chregibe» und «Cludi80» berichten in ihren Kommentaren auf Galaxus von «anorganischem Abfall», «riesigen Plastikstücken» und sogar «einem halben Legostein» in der Pflanzenerde.

Betroffen sind aber nicht nur Migros-Produkte. Die Gartenerde von diversen Grossverteilern enthält Plastikabfall. Darüber hat kürzlich K-Tipp berichtet.

Wie kommt das?

So landet der Plastik in der Erde

In torffreier Blumenerde – einem grundsätzlich umweltfreundlichen Produkt – ist Grünabfall enthalten. Dieser stammt unter anderem aus Gärten, Parks oder Böschungen. Das Problem: Darin befinden sich oft Fremdstoffe. Zum Beispiel, weil achtlose Zeitgenossen bei der Entsorgung von Blumen die Folienbeutel und Plastiktöpfe nicht entfernen. Oder, da sie beim Spaziergang durch den Park gedankenlos Essenspackungen wegwerfen.

Heraussieben nur begrenzt möglich

Auch Andrea Neuenschwander, Marketingleiterin bei der Hauert HBG Dünger AG, beobachtet Ähnliches:

Erde ist an sich nicht homogen. Obschon wir das Möglichste tun, können wir Plastikteilchen nicht vollständig heraussieben.

Ricoter betont ebenfalls, dass in den Kompostwerken alles getan werde, um die Fremdstoffe herauszufiltern. «Je kleiner die Teile sind, desto schwieriger wird es», sagt Beat Sutter, Geschäftsführer der Ricoter Erdaufbereitung AG.

Ähnlich klingt es bei Regine Hofmann, Marketingmanagerin bei der COMPO Jardin AG, welche die COMPO-SANA-Erden vertreibt. Sie bedauert, dass man «trotz aufwändiger Qualitätssicherungs- und Reinigungsmassnahmen» nicht ausschliessen könne, dass es zu «vereinzelten Verunreinigungen» durch Fremdstoffe komme.

Holzstücke haben auch Vorteile

Nun, ärgerlich sind die Fremdstoffe für mich als Hobby-Gärtnerin trotzdem. Immerhin zahle ich für etwas, das ich nicht in meiner Erde haben möchte. Auch wenn es bei COMPO SANA heisst, dass «Verunreinigungen mit kleinen Plastikteilen prinzipiell keinerlei pflanzenbauliche Auswirkungen haben», frage ich mich, ob dasselbe auch für mich als Mensch gilt. Zum Beispiel, wenn ich Kräuter aus kunststoffbelasteter Erde esse.

Zwei Lösungsvorschläge

Was also tun? Hier sind zwei Lösungsvorschläge:

1. Rinden- statt Grünkompost wählen

Kompost muss nicht zwingend aus Grüngut hergestellt werden. Auch Rindenkompost eignet sich. Diesen benutzt beispielsweise Hauert und verzichtet ganz auf Grünkompost. Auch Ricoter setzt primär Rindenkompost in seiner Erde ein: «Er ist praktisch frei von Fremdstoffen», sagt Andrea Neuenschwander. Migros und COMPO SANA verwenden Rindenkompost nebst Grünkompost und anderen Bestandteilen.

2. Kein Abfallsünder sein

Einen grossen Einfluss auf eine plastikfreie Erde haben wir selbst. Und zwar, indem wir darauf verzichten, Kunststoffabfälle achtlos in unserem Grünabfall oder der Natur zu entsorgen. Schliesslich kommt das am Schluss wieder uns selbst zugute. Getreu dem Motto: Was man sät, wird man ernten.

Wenn du möglichst fremdstofffrei Kräuter anpflanzen möchtest, empfehlen die Hersteller folgende Produkte:

Übrigens: Meine Geschichte mit der Kräuter- und Aussaaterde ist noch nicht zu Ende. Wenn du mir folgst, erfährst du bald, mit welchem weiteren Problem ich noch zu kämpfen hatte. In der Zwischenzeit kannst du mir in den Kommentaren gerne verraten, welche Erfahrungen du schon mit Plastik in Pflanzenerde gemacht hast.

Titelfoto: Darina Schweizer

22 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Ich liebe alles, was vier Beine oder Wurzeln hat – besonders meine Tierheimkatzen Jasper und Joy sowie meine Sukkulenten-Sammlung. Am liebsten pirsche ich auf Reportagen mit Polizeihunden und Katzencoiffeurinnen umher oder lasse in Gartenbrockis und Japangärten einfühlsame Geschichten gedeihen. 


Haushalt
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Garten
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Pflanzen
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Hintergrund

Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    Trauermücken: So gelangen sie in die Erde

    von Darina Schweizer

  • Hintergrund

    «Mama, wann säen wir endlich die Tomaten?»

    von Ann-Kathrin Schäfer

  • Hintergrund

    Pflanzenerde aus Schweizer Nebenprodukten

    von Carolin Teufelberger