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Outdoor-Gadget HMD OffGrid: Satelliten-Abo mit gewissen Vorzügen

Mit dem HMD OffGrid kannst du via Satellit Nachrichten austauschen, deinen Standort mitteilen und per SOS-Button Hilfe holen. Den Rettungsservice buchst du im Abo mit – allerdings funktioniert das Gerät nicht überall auf der Welt.

Outdoor-Menschen lieben die Freiheit. Doch bei aller Abenteuerlust ist es gut, sich abzusichern und in Kontakt zu bleiben. Dafür sind Geräte wie das HMD OffGrid da, die auch dort funktionieren, wo die meisten Smartphones an Grenzen kommen. Wenn du damit über Satellit verbunden bist, kannst du selbst in Mobilfunklöchern Nachrichten schreiben und empfangen, deinen Standort teilen – und im Notfall auf Knopfdruck Hilfe anfordern.

Die Rettungsaktion mit allem, was daran hängt und darauf folgt, wird von Overwatch X Rescue koordiniert, einem weltweit vernetzten Spezialunternehmen. Vom SOS-Button habe ich die Finger gelassen. Aber die weiteren Funktionen des kleinen Begleiters habe ich in den Sommerwochen ausprobiert.

Ein (fast) selbsterklärendes Gerät

Das HMD OffGrid ist leicht und robust. Es wiegt gerade mal 60 Gramm und passt auf eine Handfläche. Dazu ist es nach IP68 zertifiziert und entspricht dem militärischen Standard MIL-STD-810H. Soll heissen: Es kann Staub, Hitze, Kälte, Wasser, Stösse und andere Unannehmlichkeiten besser wegstecken als du und dein Smartphone. Sein Akku hält nach Angaben des Herstellers bis zu drei Tage durch.

Es lässt sich mit einem Karabiner oder Band (nicht inbegriffen) am Rucksack befestigen und schützt seinen USB-C-Anschluss mit einer sauber einrastenden Abdeckkappe. Es hat keinen Bildschirm, sondern muss per App konfiguriert werden. Aussen gibt es nur drei Knöpfe mit festem Druckpunkt und folgenden Funktionen:

  • Power: Eine Weile gedrückt halten, dann schaltet es sich summend ein. Wenn der Akku schwach wird, blinkt die LED daneben rot. Schaltest du es aus, wird das mit einem Piepton quittiert.
  • Check-in: Der zweite Knopf teilt deinen Standort mit einem in der App ausgewählten Kontakt. Klappt das nicht, leuchtet die LED daneben rot. Dann besteht keine Satellitenverbindung. Das wird durch die dritte LED signalisiert, die in diesem Fall rot statt grün blinkt.
  • SOS: Der dritte Knopf löst eine Rettungsoperation aus, wenn du ihn drei Sekunden lang gedrückt hältst und eine Verbindung besteht. Zum Abbrechen eines abgesetzten Notrufs musst du ihn wiederum fünf Sekunden lang gedrückt halten.

Hilfe anzufordern und deine Position zu teilen, funktioniert nach der Konfiguration also auch ohne Smartphone. Vor dem freiliegenden SOS-Button habe ich Respekt, im Gepäck versenken würde ich das Gerät nicht. Ich befestige es in der Regel am Rucksack oder an der Gürtelschlaufe. Irgendwo dort, wo es eine freie Verbindung zum Himmel hat und kein Risiko besteht, es versehentlich zu quetschen und so einen Notruf abzusetzen.

Damit das Gerät einsatzbereit ist, muss ich es registrieren und einen der Abo-Pläne aktivieren. Dafür brauche ich die App. Sie ist ohnehin nötig, um mit Kontakten zu kommunizieren und die gewünschten Einstellungen vorzunehmen.

Nach der Registrierung habe ich zwei Abo-Modelle zur Auswahl, die beide den Premium-SOS-Service enthalten. Sie unterscheiden sich bei den enthaltenen Datenpaketen und der Aktivierungsgebühr:

  • HMD Freedom: Jährlich bis zu 350 Textnachrichten (140 Zeichen) oder Check-in-Nachrichten mit Standort. «Bis zu», weil mit durchschnittlich 50 gesendeten Bytes gerechnet wird, was ungefähr 35 Zeichen pro Nachricht entspricht. Pro Nachricht werden mindestens 50 Bytes verbucht. Aktivierung: 23,99 Euro. Jahresgebühr: 95,99 Euro. Unlimitiertes Live-Tracking ist für 5,99 Euro pro Monat zusätzlich buchbar.
  • HMD Unlimited: Unlimitierte Nachrichten und Check-ins. Aktivierung: 11,99 Euro. Jahresgebühr: 167,99 Euro. Alternativ Monatsgebühr: 17,99 Euro. Unlimitiertes Live-Tracking ist für 5,99 Euro pro Monat zusätzlich buchbar.

Es gilt die «fair use policy», ich darf also auch mit dem Unlimited-Plan nicht exzessiv Daten über Satellit versenden. Die Satellitenverbindung nutzt die App standardmässig nur dann, wenn keine Mobilfunk-Datenverbindung oder WLAN verfügbar ist. Auch über Satellit empfangene Nachrichten belasten das Guthaben. Darum muss ich mir keine Sorgen machen, denn für den Testzeitraum schaltet mir HMD das Unlimited-Paket inklusive Tracking frei.

Deshalb kann ich in der App unbesorgt festlegen, dass immer über Satellit gesendet werden soll und muss dafür keine Funklöcher suchen. So lässt sich auf Wanderungen und Touren ausprobieren, wie gut das Gerät funktioniert. Ich bin damit im Juli, August und September in der Schweiz, den Niederlanden und Deutschland unterwegs. Und immer mal wieder auf einem gedanklichen Abstecher ins All.

Diese kreisen so um die Erde, dass sie ihre Position in Relation zur Erdoberfläche halten. Entweder kann ich von meinem Standort aus eine Verbindung aufbauen oder nicht. Es wird sich kein Satellit über mich hinweg bewegen, der mir doch noch Empfang verschafft.

Zudem bietet das HMD OffGrid keinen globalen Service. Momentan funktioniert es in Nordamerika, Europa, Australien und Neuseeland. Brasilien und Mexiko sollen bald folgen, die abgedeckten Regionen und Länder sind hier aufgeführt.

Mit dem OffGrid unterwegs

Dann würde sich die Abogebühr mehr als rentieren. Für ungefähr 100 Franken im Jahr die Sicherheit zu haben, dass sich im Ernstfall auf Knopfdruck eine «Spezialeinheit» um alle Belange kümmert und sogar teilweise Kosten übernimmt, dürfte für viele das stärkste Argument sein, sich für ein Abo zu entscheiden. Der Notruf lässt sich über die SOS-Taste oder den entsprechenden Button in der App auslösen.

Die Wahrheit liegt bei normaler Nutzung wohl irgendwo zwischen einem und drei Tagen. Wenn du es situativ einschaltest, wirst du damit auch durch eine Woche kommen. Allerdings sollte auch dein Smartphone nicht ausgehen, denn ohne die Bluetooth-Verbindung zwischen den Geräten kannst du mit dem OffGrid nur noch «blind» Notrufe oder Check-ins absetzen.

Auch da bietet zum Beispiel das teurere inReach Mini 2 mehr Möglichkeiten. Du kannst dich unter anderem per TracBack-Funktion zu deinem Ausgangspunkt zurückführen lassen, Wettervorhersagen abrufen oder vorformulierte Nachrichten direkt vom Gerät versenden. Wenn es «nur» um Notrufe geht, ist interessant zu wissen, dass neuere iPhones diese seit 2023 ebenfalls über Satellit absetzen können und der Service für mindestens zwei Jahre gratis ist.

Fazit

Satellitenkommunikation und SOS-Service auf drei Kontinenten

Das HMD OffGrid ist ein leichter und robuster Begleiter, der mehr Sicherheit und Erreichbarkeit in Funklöchern verspricht. Für die Satellitenkommunikation kannst du es momentan in Nordamerika, Europa, Australien und Neuseeland einsetzen. Konkurrenten bieten dagegen über andere Satellitensysteme eine weltweite Abdeckung.

Das HMD OffGrid hat kein Display, der volle Funktionsumfang ist nur in Verbindung mit dem Smartphone und der App nutzbar. Diese ist, bis auf kleinere Bugs, gut und übersichtlich gestaltet. Die wichtigsten Funktionen gibt es auf Knopfdruck: Check-ins mit den aktuellen Positionsdaten und ein Notruf lassen sich direkt am Gerät auslösen.

Der freiliegende SOS-Button macht etwas nervös. Dafür beruhigt der Rettungsservice von Overwatch x Rescue. Dieser deckt bestimmte Transportkosten ab und macht die Abogebühren konkurrenzfähig. Wer länger in abgelegenen Regionen auf Reisen ist, wird sich vielleicht eine bessere Akkulaufzeit und weitere Funktionen am Gerät selbst wünschen.

Pro

  • SOS-Service von Overwatch x Rescue
  • übersichtliche App
  • Satellitenverbindung immer im Blick
  • konkurrenzfähige Abopreise
  • robust und leicht

Contra

  • keine weltweite Abdeckung
  • voller Funktionsumfang nur über Smartphone
  • Akkulaufzeit

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Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.


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