

Nymphensittiche: Es ist Liebe! Und nun?

Zwei meiner Nymphies haben sich verliebt. Cookie und Pebbles sind ein Pärchen. Was es zu bedenken gibt, bevor Küken kommen.
Er verneigt sich vor ihr. Sie krault zärtlich seinen Kopf. Es ist unübersehbar: Meine Nymphensittiche Cookie und Pebbles haben sich lieb. Seit einigen Wochen sind der weiße Hahn und die gelb-grau gescheckte Henne unzertrennlich. Die beiden haben sich, nachdem sie sich gerade mal einige Wochen kennen, fest verpaart.
Und YES, sie paaren sich auch. Unübersehbar mitten im Wohnzimmer. Pebbles muss nur signalisieren «Ich habe Bock», schon steigt Cookie auf sie drauf und los geht’s. Sobald Cookie «fertig» ist, verkündet er das mit einer lautstarken Gesangseinlage. Nymphieliebe ist – wie Menschenliebe – was Tolles. Wer schon mal verknallte Haustiere hatte, weiß, wie herzerwärmend das anzusehen ist.
Und dennoch drängen sich mir als Nymphensittich-Mama nun Fragen auf: Was ist, wenn Pebbles Eier legt? Will ich ernsthaft Küken? Und was ist mit Rio, dem dritten Vogel in der Sittich-WG?

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Die Sache mit den Eiern
Gleich vorweg: Nur weil Pebbles und Cookie sich paaren, muss sie nicht zwangsläufig Eier legen. Es gibt Nymphie-Hennen, die legen trotz festem Partner nie Eier – und es gibt solche, die legen selbst ohne Hahn welche. Das ist hormonell bedingt. Bislang hat Pebbles kein Ei produziert – und ich tue mein Möglichstes, dass es auch so bleibt.
Denn zum einen sind Pebbles und Cookie gerade mal ein Jahr alt. Damit haben sie zwar (ganz offensichtlich) die Geschlechtsreife erlangt, zum Elternwerden sind sie aber eigentlich noch zu jung. Als Faustregel empfehlen Züchterinnen und Züchter, dass insbesondere das Weibchen zwei Jahre alt und voll ausgewachsen sein sollte, da seine Brut recht anstrengend ist.

Zum anderen sind Nymphensittiche Höhlenbrüter. Das heißt, sie brauchen eine Nistbox oder eine andere, geschützte Ecke, in der sie ihre Eier ablegen können. Um Cookie und Pebbles erst gar nicht auf dumme Gedanken zu bringen, stelle ich ihnen keine entsprechende Box bereit. Dennoch hängen viele Sittich-Eltern ihren Nymphensittichen eine Nistbox in den Käfig, weil sie denken, das gehöre zur Grundausstattung. Leider tun sie ihren gefiederten Freunden damit nicht immer einen Gefallen, weil schon der bloße Anblick einer Höhle Nymphies brutig machen kann. Und sind die Eier erst mal da, stellt sich die Frage: Was tun damit?

Die Sache mit den Küken
Ein Gedankenspiel. Gehen wir mal davon aus, dass du ein Sittich-Pärchen hast und mit Nachwuchs einverstanden bist. Pro Brut legt ein Nymphensittich-Weibchen vier bis sechs Eier, die es anschließend 18 bis 21 Tage lang ausbrütet. Dann schlüpfen die Küken, blind und ohne Federn, völlig hilflos. Sie müssen von ihren Eltern gefüttert werden und bleiben etwa einen Monat lang im Nest. Wenn du in dieser Zeit mal ins Nest schauen möchtest, mach dich auf pissige und bissige Vögel gefasst. Frischgebackene Nymphie-Eltern finden nicht immer gut, wenn du in ihr Kinderzimmer guckst. Kauf also schon mal Pflaster.
Erst nach zwölf Wochen sind nestjunge Nymphensittiche einigermaßen selbstständig und können fliegen. Und nur weil sie fliegen können, heißt das nicht, dass sie schon erwachsen sind. Junge Nymphensittiche sind extrem trottelig. Sie fliegen überall gegen, fallen hinter Möbel oder verheddern sich in Gardinen. Hallo Tierarzt!
Und nun stell dir mal vor, die Nymphie-Eltern kriegen das mit der Aufzucht nicht hin. Dann musst du die Arbeit übernehmen. Sprich: Die Küken alle zwei Stunden – auch nachts – mit einem speziellen Aufzuchtbrei füttern. Ihnen den Schnabel abwischen. Und den Hintern. Und die Füßchen. Sie wärmen. Sie liebhaben. Ihnen zeigen, wie sie sich später selbst das Gefieder putzen. Wie man fliegt. Und, und, und… Das ist ein Fulltime-Job. Am besten reichst du schon mal deinen Jahresurlaub ein.
Bis 2012 brauchtest du zumindest in Deutschland eine Zuchtgenehmigung, wenn du Sittiche brüten lassen wolltest. Das war im Tiergesundheitsgesetz verankert und sollte vor der Verbreitung der Psittakose, einer bakteriellen Lungenentzündung bei Papageien, schützen. Inzwischen gibt es keine behördliche Aufsicht mehr. In der Schweiz war die Zucht immer erlaubt.

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Rein rechtlich spricht also nichts gegen «Küken der Liebe» – auch nicht bei Pebbles und Cookie. Ob ich die Verantwortung will, weiß ich noch nicht. Würdest du sie wollen? Doch selbst wenn meine Flauschis irgendwann brüten und alles gut geht: Wohin mit dem Nachwuchs? Vier bis sechs weitere Nymphies kriege ich in meiner Wohnung nicht unter. Ganz abgesehen vom Lärmpegel. Also verkaufen … Aber bringe ich das dann auch übers Herz? Diese Frage will ich mir noch nicht stellen.
Und wenn Pebbles jetzt trotzdem ein Ei legt? Schließlich geht die Natur manchmal wilde Wege. Dann werde ich es ihr wohl wegnehmen. Und zwar ersatzlos. Das klingt zunächst herzlos, aber die Alternative – die echten Eier durch Plastikeier zu ersetzen – ist auch nicht besser. Dann brütet die Henne. Und brütet und brütet. Und nichts passiert. Auch traurig, oder?
Die Sache mit dem Dreier
Kommen wir zurück in die Gegenwart und zur Frage: Was ist mit Rio? In meiner Nymphie-WG leben schließlich zwei Hähne. Als Pebbles einzog, hörte ich oft: «Was ist, wenn Rio eifersüchtig ist, weil er die Henne will?». Spoiler: Das wird nicht passieren. Denn Rio interessiert sich unter romantischen Aspekten null für Pebbles. Sie ist für ihn eher die nervige große Schwester, die ihm das Futter streitig macht. Das habe ich natürlich schon vermutet, bevor ich Pebbles geholt habe. Denn ich glaube, dass Rio auf Jungs steht. Jedenfalls guckt er Cookie manchmal so schmachtend an …

Trotzdem: So entspannt wie in meiner Nymphie-WG läuft es nicht immer ab. Es gibt auf Reddit oder in Tierforen genug Geschichten von Hähnen, die sich um eine Henne streiten. Und wenn zwei Nymphensittich-Kerle aufeinander losgehen, kann das durchaus blutig werden. Sie beißen dem Kontrahenten sogar in die Füße, weil es dort ohne schützendes Federkleid schön weh tut. Und falls nicht, fliegen zumindest ordentlich Federn. Ganz abgesehen davon, dass die Stimmung im Schwarm dahin ist. Oftmals bleibt den Haltern und Halterinnen nichts anderes übrig, als einen Hahn wegzugeben, damit wieder Ruhe einkehrt.
Insofern ist es ganz gut, dass Rio mit Mädchen (noch) nichts anfangen kann.
Würdest du deine Vögel Nachwuchs kriegen lassen? Schreib es mir in die Kommentare!


Als Kind wurde ich mit Mario Kart auf dem SNES sozialisiert, bevor es mich nach dem Abitur in den Journalismus verschlug. Als Teamleiterin bei Galaxus bin ich für News verantwortlich. Trekkie und Ingenieurin.