Hintergrund

Monopoly: Das Anti-Gesellschaftsspiel und die Frau dahinter

Monopoly beendet Beziehungen. Gewollt. Monopoly macht, dass Menschen sich hassen. Gewollt. Denn Monopoly ist kein Gesellschaftsspiel. Eher das Gegenteil.

Und dann hat sie Monopoly erfunden. Oder besser: Dessen Vorgänger mit dem Namen «The Landlord's Game». Mit der Geschichte dieses Spiel geht auch ein Raub einher: Denn Lizzie ist laut der offiziellen Version des heutigen Herausgebers Hasbro gar nicht die Erfinderin des Spiels. Egal, was die Beweislage sagt.

Lizzie Magie, Feministin und Spiel-Designerin

So nett das Patent auch war, so schön ihre Artikel in Zeitungen auch waren, so lustig Lizzie Magie als Comedienne auch war; die Leidenschaft der Frau lag in der Politik. Sie war Feministin und Gegnerin der Sklaverei und des Georgismus.

Patent 748,626: Lizzie subversiv

Lizzie Magie war nicht nur laut, sondern auch kreativ und frech. Kein Mechanismus der Herrschenden war ihr zu schade. Sie kannte keine gesellschaftlichen Heiligtümer und war im Wesentlichen ein Dorn in den Augen der Elite. Sie hat 1910, im hohen Alter von 44 Jahren einen Mann geheiratet. Ihr Mann hiess Albert Wallace Phillips.

Albert Wallace kennt seine Frau nicht nur als Aktivistin, sondern auch als Designerin eines Brettspiels, das nicht nur politisch höchst brisant ist, sondern auch das Konzept Brettspiel auf den Kopf stellt. Denn bis im Januar des Jahres 1904 sind Brettspiele linear. Sie hat ein Patent für ein Spiel, das keinen Anfang und kein Ende hat, beantragt. Es geht immer weiter, im Kreis.

«The Landlord's Game».

US-Patent 748,626 wird ausgestellt.

Denn The Landlord's Game kommt mit zwei Regelsätzen.

  1. Die Monopolisten-Version: Du musst alles besitzen und deine Konkurrenz möglichst in den Boden stampfen
  2. Die Anti-Monopolisten-Version: Am Ende sind die, die am wenigsten besitzen, die reichsten. Eine soziale Fairness entsteht.

Spätestens jetzt sollte klar sein, warum Lizzie Magie ein Spiel erfunden hat.

Lizzie selbst beschreibt das Spiel als eine «praxisnahe Demonstration des gegenwärtigen Systems des Landbesitzes mit all seinen üblichen Resultaten und Konsequenzen». Landbesitz und Vermietung macht die Besitzer und Vermieter reicher, treibt aber alle anderen in die Armut.

Lizzie hat gehofft, dass das Spiel in Kindern ein Verständnis für soziale Ungerechtigkeit fördert.

Monopoly versaut alles

Nach dem Patent hat Lizzie versucht, einen Herausgeber für das Spiel zu finden. Zuerst hat sie das Spiel im Eigenverlag – natürlich hat die Frau Lizzie Magie einfach mal eine Firma mitgegründet im Jahre 1904 – herausgegeben, dann aber im Jahre 1909 den Spieleverlag Parker Brothers angefragt, ob sie das Spiel publizieren wollen.

Wollten sie damals nicht.

In späteren Jahren, mit nur einem Regelwerk, wird Monopoly zum Dauerbrenner.

Doch in Colleges und in linken Kreisen war das Spiel ein Dauerbrenner. Lizzies Konzept geht auch. Die Spieler erkennen die Unfairness und fühlen sie gleich, selbst wenn sie bankrott sind, während ein anderer im Geld badet.

Das Konzept verliert sich danach. Der Name «Monopoly» taucht irgendwann zwischen 1906 und 1923 wieder auf. 1924 erwirbt Lizzie ein neues Patent, das ihr die Kontrolle über ihr Spiel wiedergeben sollte. «The Landlord's Game» wird anno 1932 unter diesem Patent von Adgame Company (Inc.) herausgegeben.

Dann kommen die Parker Brothers und später Hasbro. Die offizielle Geschichte: Monopoly wurde anno 1933 von einem arbeitslosen Dampfradiatoren-Mechaniker und Teilzeit-Hundespazierer namens Charles Darrow erfunden. Darrow und die Parker Brothers patentieren das Spiel 1935. Monopoly wird zum Bestseller der Parker Brothers.

Lizzie Magie stirbt 1948 81-jährig. Sie wurde nie offiziell für ihre Arbeit gewürdigt.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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