Stefanie Lechthaler
Hintergrund

MeliBio-Gründer im Interview: Wie wird veganer Honig hergestellt?

Darko Mandich hat sich mit den negativen Auswirkungen der konventionellen Honigherstellung beschäftigt. Er möchte den Bienen eine Verschnaufpause geben. Dafür hat er einen veganen Honig entwickelt.

Schon vor zwölf Jahren hat der Schweizer Film More than Honey gezeigt, dass die Honigindustrie mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Die Wildbienen leiden unter Massensterben und die Grossindustrie hat keine Chance, ihre Nutztiere artgerecht zu halten.

Im Gespräch gibt er einen Einblick in das Verfahren, spricht über gepanschten Honig und verrät, welche verrückte Honigkombination in den USA besonders gut ankommt.

Habe ich das richtig verstanden, ihr verwendet also die ganze Pflanze?
Korrekt. Das Tolle an unserer Methode ist, dass wir nicht nur die Pollen, sondern alles verwerten können. Je nach Pflanze sogar die Wurzel. Das macht uns sogar effizienter als die Honigbienen.

Könnte man also sagen, dass ihr den Zucker aus der Pflanze extrahiert und daraus den Honig macht?
Ja, richtig, aber nicht nur. Der Zucker gehört natürlich dazu, aber einen wichtigen Teil machen auch andere pflanzliche Stoffe aus. Zur Einordnung: Momentan gibt es 300 verschiedene Honigsorten auf der Welt. Vier davon können wir nachstellen. Unser Ziel ist es, noch viele weitere Varianten nachzustellen.

Du hast erwähnt, dass das Erbrechen der Bienen ein wichtiger Teil bei der Entstehung von Honig ist. Wie imitiert ihr das?
Diesen Prozess werden wir auf den Honig der zweiten Generation anwenden. Der ist aber noch in der Entwicklung. Der kulinarische Honig, der momentan verfügbar ist, gehört zu unserer ersten Generation.

Kulinarischer Honig?
Kulinarischer Honig wird Lebensmitteln und Getränken zum Süssen beigegeben. Dieser ist normalerweise leichter und flüssiger. Bei unserem Honig der zweiten Generation wollen wir die Vorgänge, die in einer Biene ablaufen, nachstellen. Man könnte sagen, dass wir eine Honigbiene nachbauen wollen. Damit wollen wir in der Lage sein, bestimmte Enzyme biologisch herzustellen, die Teil unserer zukünftigen Honigzusammensetzung werden.

Wie oder woher kommen diese Enzyme?
Wir benutzen Mikroorganismen, die es in der Natur schon immer gab. Unser Forschungsteam steuert diese dann so, dass sie die Mechanismen simulieren, die im Magen der Honigbienen vorgehen. Die Mikroorganismen geben dann dieses Enzym in den Honig ab. Das ganze passiert in Bioreaktoren.

Verwendet ihr für den europäischen und den amerikanischen Honig jeweils dort heimische Pflanzen?
Wir haben die geschmacklichen Unterschiede auf jeden Fall berücksichtigt: Der Honig in den USA ist an den dort beliebten Kleehonig angelehnt, während der europäische Honig dem osteuropäischen Akazienhonig im späten Frühjahr nachempfunden wurde.

Ist Honig gesund? Er besteht zum grossen Teil aus Zucker…
Dass Honig aus 80 Prozent Zucker besteht, will ich gar nicht verneinen. Aber in einer Welt, in der viel Süsses konsumiert wird, gehört Honig für mich definitiv zu den gesünderen Süssungsmitteln.

Bei mir löst er schon ein Verlangen nach Süssem aus, je nachdem worauf er verwendet wird.
In den USA wird Honig in vielen Lebensmitteln verwendet, oft auch mit scharfen Geschmacksrichtungen kombiniert. Darum war das zweite Produkt, das wir in den USA veröffentlicht haben, scharfer Honig. Dieser wird auf Pizza und Burger verwendet. Verrückt, oder?

Die niederländische Firma Fooditive entwickelt gerade eine ähnliche Alternative zu Honig, die aber aus Apfel- und Pfirsichresten hergestellt wird. Mehr dazu findest du im Beitrag meiner Kollegin und Wissenschaftsredakteurin Anna Sandner.

Titelbild: Stefanie Lechthaler

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Die Wände kurz vor der Wohnungsübergabe streichen? Kimchi selber machen? Einen kaputten Raclette-Ofen löten? Geht nicht – gibts nicht. Also manchmal schon. Aber ich probiere es auf jeden Fall aus.


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