Hintergrund

So kommen Zweifel-Chips in die Tüte

Simon Balissat
10.3.2025
Bilder: Christian Walker

In der Schweiz sind Zweifel Chips die Spitzenreiter unter den Snacks. Das hat auch mit der speditiven Fabrik und der abgestimmten Logistik zu tun. Zu Besuch in der Zweifel-Fabrik in Spreitenbach.

Der Keller ist in schummriges grünes Licht getaucht. Nur schemenhaft sind Holzkisten mit Kartoffeln zu erkennen, die sich bis unter die Decke türmen. Es riecht nach frischer Erde. Ein lautes Dröhnen hallt durch den Raum. Die Szene könnte aus einem italienischen Horrorfilm der 70er stammen. «Il campo di patate mortale». Wir sind aber nicht am Set eines Films von Dario Argento in Rom, sondern im Rohwarenlager der Firma Zweifel Chips in Spreitenbach.

Das grüne Licht verhindert, dass die Kartoffeln grün werden, die tiefen Temperaturen sorgen dafür, dass sie nicht spriessen. Was aktuell vor uns steht, sind Kartoffeln, die 300 Bauern angepflanzt haben, den Grossteil davon in der Schweiz. Kleine Hinweistafeln mit NFC-Chips in den Kisten geben Aufschluss darüber, welcher Hof sie geliefert hat. Die Information ist wichtig, da sie ganz am Schluss auf der Packung landet, aufgedruckt für volle Transparenz.

Ein Naturprodukt, mehrheitlich aus der Schweiz

Von der Kartoffel zum Chip in einer halben Stunde

Nach der Reinigung schält eine Trommel mit Zentrifugalkraft die Kartoffeln. Am äusseren Rand ist eine Art Schmirgelpapier, das mit der zähen Schale kurzen Prozess macht. Mitarbeitende überwachen den Vorgang. «Auch wenn hier vieles automatisch abläuft, muss das Team ständig kontrollieren und justieren», sagt Paul Beck. Schält die Maschine zu viel weg, geht Geld verloren.

Über ein Netzwerk aus Rohren landen die Kartoffeln schliesslich in der Produktion. Statt grünem Licht ist die Halle hell beleuchtet, der erdige Geruch weicht demjenigen von Frittierfett und Gewürzen. Es ist eng zwischen den Maschinen, der Boden ist nass und rutschig, weshalb wir uns an den Handläufen entlanghangeln. «Ab jetzt geht alles schnell», erklärt Paul Beck. «Die Kartoffeln, die wir vorher gesehen haben, überholen uns sehr wahrscheinlich.»

Kein Ölwechsel nötig

Zurück in der Produktion sehen wir zum ersten Mal Hightech. Eine Kamera ermittelt dort zunächst, welche Chips zu braun, zu grün oder sonst nicht gut sind. Die Chips fliegen vom Förderband über eine Kante. Von oben bläst ein Luftstrahl die zuvor von der Kamera ermittelten fehlerhaften Chips nach unten, während die guten Chips den Sprung über den Abgrund schaffen.

Zweifel verteilt die Chips selber im ganzen Land

Auch das geschieht innert Sekunden und zack, sind die prall gefüllten Packungen schon im orangen Karton, den ein Roboter schliesslich auf ein Palett stapelt. «Wir haben zwölf Verteilzentren und 90 Lastwagen, die Chips und Snacks in der ganzen Schweiz verteilen», sagt Paul Beck. Eine ausgeklügelte Logistik ist der Schlüssel für Zweifels Frischegarantie. Die Chips dürfen natürlich nicht lange im Lager herumstehen.

Zum Abschluss besichtigen wir noch die hauseigene Ausstellung zur Geschichte von Zweifel, wo wir uns durchs Sortiment probieren dürfen. Hat der Nachmittag wie ein Horrorfilm angefangen, ist das jetzt eher «Charlie and the Chocolate Factory». Zwar brauchst du für den kostenlosen Besuch in der Zweifel-Fabrik kein goldenes Ticket. Allerdings ist viel Geduld nötig, da die Führungen über Monate hinweg ausgebucht sind.

Meine Podcast-Partnerin Judith und ich haben über den Besuch bei Zweifel in Ausgabe 50 unseres Podcasts «Uftischt» gesprochen.

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Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell. 


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