

Kärcher RCX 6 – ein Steinbock unter den Mährobotern

Mit dem RCX 6 von Kärcher teste ich zum ersten Mal überhaupt einen Mähroboter. Dieser hat zweifellos seine Vorzüge. Warum ich unseren Garten trotzdem lieber wieder von Hand mähe, liest du hier.
«So ein Ding kommt mir nicht in den Garten», entgegnet meine Frau, als ich ihr das erste Mal davon erzähle, dass ich einen Mähroboter testen darf. Sie sorgt sich um die Tiere, denn bei uns sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht – quasi. Dass die Sorgen meiner Frau nicht ganz unberechtigt sind, wird Igel-Dummy Iggy einige Wochen später am eigenen Leib erfahren müssen. Doch ich greife vor.

Für alles gibt’s ein erstes Mal – auch im Hause Vogt. War es im letzten Jahr der Nass-/Trockensauger von Dreame, so ist es nun ein Mähroboter. Genauer gesagt der RCX 6, den mir Kärcher für den Testzeitraum zur Verfügung stellt.
Zuvor hat sich meine Frau nach gutem Zureden doch noch zum Test bereit erklärt. Ihre Bedingung: Ich lasse den Mähroboter nur arbeiten, wenn ich dabei bin und bei Bedarf jederzeit eingreifen kann. Passt, soll ja schliesslich ein Test sein. Und so erhalte ich schon bald darauf dicke Post von Kärcher.

Der Gerät
Mähroboter sind für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Ich bin deshalb heilfroh um die Unterstützung beim Aufbau und Einrichten, die mir Kollege und Galaxus-Chefrasenwart Martin Jungfer anbietet. Doch siehe da: Als Martin eines frühen Juni-Nachmittags voller Tatendrang bei mir eintrifft, habe ich den Aufbau dank der gut verständlichen Anleitung von Kärcher doch schon ganz alleine hingekriegt. Ladestation, RTK-Antenne, der RCX 6 selbst: Die Hardware steht und ist bereit.

Fehlt noch die Software, die ich mir in Form einer App aufs Handy lade. Auch hier läuft alles wie geschmiert. Mit Abstand am längsten dauert das unvermeidliche Firmware-Update, das etwa 15 bis 20 Minuten in Anspruch nimmt. Ob es an der übertragenen Datenmenge oder an meiner fragilen WLAN-Verbindung im Garten liegt, man weiss es nicht.

Die Vermessung der (Rasen)Welt
Nun geht’s an die Kartierung. Einen Begrenzungsdraht brauche ich dafür nicht. Für die zentimetergenaue Positionierung sorgen GPS und RTK, wie bei praktisch allen neuen Mährobotern. Ich fahre mit dem RCX 6 die Umrisse der Rasenflächen ab, die er bei uns mähen soll. Die Steuerung via App ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, ich arrangiere mich aber recht schnell damit. Da ich während der Kartierung immer in der Nähe des Mähroboters sein muss, fühle ich mich ein bisschen so, als würde ich mit einem Hund Gassi gehen.

Quelle: Martin Jungfer

Quelle: Martin Jungfer
Ich erfasse die beiden Rasenflächen, die wir mehr oder weniger regelmässig mähen, und verbinde sie mit einem Korridor. Dass mehrere Hindernisse wie Bäume und Kinderspielgeräte auf den RCX 6 warten, enthalte ich ihm bei der Kartierung vor. Das soll er alles selbst entdecken, er hat ja schliesslich Augen. Augen, die mich ein bisschen an jemanden erinnern.

Quelle: Tri-Star Pictures

Mower on a mission
Nun ist es Zeit für den ersten Mäheinsatz. Zuvor lege ich in den Einstellungen aber noch jede Menge Optionen fest: Bahnversatz, Mähgeschwindigkeit, Schnitthöhe und -richtung, um nur ein paar zu nennen. Ich kann auch verändern, wie gut der RCX 6 Objekte und Hindernisse erkennt und wie viel Distanz er dazu hält. Ich entscheide überall im Sinne der Sicherheit und des Rasens, dann geht’s endlich los.
Als kompletter Mähroboter-Neuling bin ich zunächst halt schon begeistert und fasziniert, wie gut das funktioniert. Der RCX 6 wuselt ganz selbstständig im Garten herum und mäht nur dort, wo er soll. Mit seinem doppelten Mähwerk tut er das auf einer Breite von 35 Zentimetern übrigens gründlich.
Grössere Hindernisse erkennt der RCX 6 tatsächlich und umfährt sie. Auch um unsere Tiere müssen wir uns keine Sorgen machen. Sowohl Hühner als auch Katzen gehen diesem komischen Gefährt im Garten immer frühzeitig aus dem Weg, sodass es nie auch nur im Ansatz zu einer brenzligen Situation kommt.

Quelle: Martin Jungfer

Ja, aber was ist denn mit dem eingangs erwähnten Igel-Dummy Iggy, fragst du? Dazu komme ich noch, keine Bange.
Halt den Rand!
Dass der RCX 6 Bäume, Sträucher und weitere Hindernisse erkennt und sie grosszügig umfährt, ist zwar toll, bringt aber auch einen für mich entscheidenden Nachteil mit sich: ungemähtes Gras, und zwar nicht zu knapp. Etwa 30 Zentimeter lässt der Mähroboter um ein Hindernis unberührt, gleich viel wie an den Rändern. Und das, obwohl der RCX 6 von mir den Auftrag hat, sich bei jedem Mäheinsatz um den Kantenschnitt zu kümmern.
Trotz Mähroboter muss ich mich also jeweils noch von Hand um einen fast 30 Zentimeter breiten Streifen am Rand und das ungemähte Gras rund um Hindernisse kümmern. Das finde ich doch etwas viel. Klar, ich könnte die Hinderniserkennung und Distanz auf Kosten der Sicherheit reduzieren, das will ich aber ehrlich gesagt nicht. Und so stehe ich vor einem Dilemma, das mich den ganzen Sommer durch begleitet. Genauso wie die Frage, warum ich die Arbeit nicht gleich mit unserem Benzinrasenmäher mache. Du ahnst es, meine anfängliche Begeisterung für den RCX 6 ist schnell verflogen.
RCX 6 = Berggeiss!
Das klingt jetzt schon nach Abgesang, dabei hat der Mähroboter von Kärcher durchaus seine Stärken, die ich dir nicht vorenthalten möchte. So arbeitet er etwa so leise, dass ich ihn problemlos auch am Sonntag auf Mähmission schicken kann. Toll ist auch, wie einfach und unkompliziert die Reinigung vonstattengeht. Nach dem Mähen spritze ich die Unterseite des Roboters mit dem Gartenschlauch gründlich ab, fertig.

Womit sich der RCX 6 aber mal so richtig brüsten kann, ist sein Allradantrieb. Hügeliger Untergrund – und daran mangelt es bei uns nicht – ist für seine drei Räder kein Problem. Der Allradantrieb ist laut Hersteller sogar so stark, dass er Steigungen von bis zu 70 Prozent befahren und mähen kann. Der einstige Rebberg in unserem Garten, der inzwischen eine regelmässige Schafweide ist, ist noch etwas steiler. Auch wenn er dort gar nicht arbeiten muss, jage ich den Mähroboter versuchsweise hoch und staune, wie weit er kommt. Auch wenn ich die 70 Prozent Steigung nicht einwandfrei bezeugen kann: Der RCX 6 ist ein überaus tüchtiger Kletterer, so viel ist mal sicher.

Quelle: Martin Jungfer
Die Causa Iggy
So weit, so gut. Doch dann kommt es eines Nachmittags zum tragischen Vorfall. Mit unseren Tieren gibt es wie gesagt keine Probleme mit dem RCX 6, genauso wenig wie mit grösseren Hindernissen. Doch wie sieht das mit kleineren Tieren aus? Igel-Dummy Iggy muss für einen Versuch herhalten. Der Mähroboter erkennt Iggy ganz offensichtlich nicht, zögert keine Sekunde und fährt schnurstracks über ihn hinweg!

Ist Iggy für einen solchen Versuch womöglich etwas gar klein geraten? Nein! Von einem Mähroboter mit KI-Kamera und einem so stattlichen Preis wie dem RCX 6 darf man doch erwarten, dass er auch kleinere Dinge als Hindernisse erkennt. Beim viel günstigeren Yuka Mini von Mammotion hat es mit demselben Igel-Dummy schliesslich auch geklappt, wie Martin in seinem Test festhält.
Nun denn, rein äusserlich hat Iggy den Vorfall bis auf ein paar Prellungen unverletzt überstanden, Glück im Unglück. Doch ich möchte nicht wissen, wie traumatisch das für ihn gewesen sein muss. Ich als Zeuge bin jedenfalls schockiert und nachhaltig verstört. Bei seinen letzten Mäheinsätzen beobachte ich den RCX 6 jeweils mit Argusaugen und räume zuvor alle möglichen Hindernisse aus dem Weg. Noch ein Zusatzaufwand, yay!
Für mich ist klar: Nach diesem Test ist das Thema Mähroboter in unserem Garten auch schon wieder vom Tisch. Da mähe ich doch gleich wieder viel lieber von Hand. Hätte ich doch nur von Anfang an auf meine Frau gehört – mal wieder.
Fazit
Steigfähiges Kraftpaket mit mangelhaftem Randschnitt
Der RCX 6 von Kärcher und unser Garten, das ist kein Match. Dabei zweifle ich keine Sekunde an seinen guten Eigenschaften und Stärken. Wo er gemäht hat, hat er es gründlich und sauber getan. Sehr gut gefällt mir, dass er so leise arbeitet. Auch seine Steigfähigkeit ist beeindruckend, auch wenn sie bei uns gar nicht wirklich zum Tragen kommt. Überhaupt hat der Mähroboter in unserem Garten mit knapp 300 Quadratmeter vielleicht etwas wenig Spielraum, abgesehen vom Allradantrieb seine Stärken auszuspielen. Laut Kärcher bearbeitet der RCX 6 bis zu zehnmal mehr Rasenfläche – also 3000 Quadratmeter – mühelos. Er ist offensichtlich ein Gerät für grössere Gärten mit Hängen, also quasi Goldküsten-Villen-Areale. Dort spielt auch der hohe Preis keine Rolle, genauso wenig wie der Nachschnitt am Rand. Darum kümmert sich schliesslich der Gärtner oder die Gärtnerin.
Ich bin mit meinem ersten Mähroboter leider nicht glücklich geworden. Verantwortlich dafür ist zu einem grossen Teil der wirklich schlechte Randschnitt, der sich nur auf Kosten der Sicherheit verbessern lässt. Und sprechen wir den Igel im Raum nochmals an: Er hat Iggy überfahren! Dass ich das Display des RCX 6 im Stile der ersten Nokia-Handys bei Sonnenschein nur mit Mühe ablesen kann, verkommt da fast zur Lappalie. Die App ist gut verständlich und das Erstellen von Mähzonen geht mit etwas Übung leicht von der Hand. Dass ich eine bestehende Karte nachträglich nicht korrigieren und bei einer Änderung komplett neu erstellen muss, ist etwas umständlich. Oder ich bin einfach zu doof, die entsprechende Option zu finden – dann ist es natürlich ein «Layer 8»-Problem.
Pro
- ausserordentlich steigfähig
- leise
- leichte Installation und Inbetriebnahme
- gute App mit vielen Einstellungsmöglichkeiten
Contra
- hat den Igel-Dummy überfahren!
- schlechter Randschnitt
- festgelegte Mähzonen lassen sich nachträglich nicht korrigieren
- Display je nach Sonnenstand schwer abzulesen
- sehr ambitionierter Preis



Ich bin Vollblut-Papi und -Ehemann, Teilzeit-Nerd und -Hühnerbauer, Katzenbändiger und Tierliebhaber. Ich wüsste gerne alles und weiss doch nichts. Können tue ich noch viel weniger, dafür lerne ich täglich etwas Neues dazu. Was mir liegt, ist der Umgang mit Worten, gesprochen und geschrieben. Und das darf ich hier unter Beweis stellen.
Unsere Expertinnen und Experten testen Produkte und deren Anwendungen. Unabhängig und neutral.
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