Ratgeber

Ich habe mit Katzenfutter gekocht, damit du nicht musst

Im neuen Galaxus Werbespot isst Frauchen vom Futter ihrer Katze, weil ihr Vierbeiner das Futter verschmäht. Igitt, denkst du? Zu recht!

Lachs. Das dürfte dem Menschen am ehesten Schmecken, denke ich mir beim Kauf der kleinen Portion Katzenfutter. Die Inhaltsstoffe habe ich mir leider erst zuhause genau angeschaut. Dort steht in Klammern «WILDLACHS * MSC 4 %». Ansonsten besteht das Katzenfutter aus «Fleisch und tierischen Nebenprodukten». Was sind denn bitteschön «tierische Nebenprodukte»? Bei einer kurzen Internetsuche komme ich auf eine Website des Bundes mit dem Übertitel «Tierseuchen» und auf ein Foto mit Innereien. Ich lasse das mit der Recherche, bevor mir flau wird.

Was isst die Frau in unserer Werbung?

In der Galaxus-Werbung isst die Hauptdarstellerin voller Lust Katzenfutter. Da sieht das auch ganz passabel aus. Es soll «Ähnschen» sein, wie die Sprecherin mit französischem Akzent Hähnchen betont. Ich weiss jedoch, dass es Soja in Sauce ist. Keine «tierischen Nebenprodukte», sondern «Pflanzliche Hauptprodukte». Spätestens jetzt bereue ich das Experiment, mit Katzenfutter zu kochen. Diese wunderbare Idee wurde von meinen Kolleginnen und Kollegen gefeiert. «Das ist doch eine geniale Idee, grad weil der neue Spot ja auch zeigt, wie sie Katzenfutter isst». Es gibt also kein Zurück mehr ...

… oder doch? Einen Ausweg könnte es geben: Katzenfutter ist für den Menschen vielleicht giftig. Eine letzte Recherche. Ein Strohhalm.

BIIITTTEEE!

NOPE!

Komplett ungesund ist es nicht.

Der Wein war notwendig, um mich zu sedieren
Der Wein war notwendig, um mich zu sedieren

Soll ich das Futter lange einkochen und hoffen, dass der Geschmack verschwindet? Mit Käse überbacken, weil mit Käse alles geiler schmeckt? Oder gar frittieren, weil wirklich ALLES frittiert besser ist?

Nach längerem Abwägen entscheide ich mich für eine nahe liegende Taktik: Überwürzen. Ich will eine Art Fleischsauce machen. Also eine «Tiernebenprodukt-Sauce» mit 4 % MSC Lachs. Tomaten, Zwiebeln und vor allem Knoblauch sollen den Eigengeschmack der «Nebenprodukte» übertönen. Kreuzkümmel wirkt als starkes Gewürz, um den Restgeschmack des Katzenfutters ganz verschwinden zu lassen. Es gibt also «Orientalische Katzenfutter-Penne». Zwei Drittel dieses Titels klingenungemein lecker.

Das schmeckt nach Erbrochenem…

Jetzt steht das Gericht dampfend vor mir. Aus Verlegenheit reibe ich viel Käse darüber. Ich will den Moment hinauszuzögern, die erste Gabel in den Mund schieben zu müssen. Der Geruch von Katzenfutter steigt mir in die Nase. Mein Hirn blendet Knoblauch, Käse, Zwiebeln, Tomaten und Kreuzkümmel aus. Es ist nur der leicht faulige, fleischige Geruch von «tierischen Nebenprodukten» in der Nase. Schon als Kind habe ich es gehasst, die Katze füttern zu müssen. Ich hasste den Gestank des Futters. Ich hasste die Konsistenz der in Sülze eingelegten Stücke, wenn ich sie mit einer Gabel leicht zerteilen und in die Futterschale schieben musste. Ich hatte vergessen, wie hässlich das alles ist. Die grauen Katzenfutter-Stücke blitzen in der Tomatensauce hervor, als wären es Schlachtabfälle in einer Blutlache. Kein Mensch sollte so etwas essen müssen. Eigentlich sollte nicht einmal eine Katze so etwas essen müssen. Ich frage mich:

Werde ich je wieder Tomatensauce essen können?

Werde ich je wieder Penne essen können?

Werde ich je wieder etwas essen können?

Und dann ist die Gabel im Mund.

Ich probiere, nicht durch die Nase einzuatmen. Zum Glück sind die Penne al dente. So verschwindet zumindest die leberartige Konsistenz des Katzenfutters unter dem Biss der Teigwaren. Beim vierten Mal Kauen breitet sich der säuerlich-faulige Geschmack der «Tierischen Nebenprodukte» in meinem Mund aus … Ich schlucke panisch alles hinunter.

Graue Stücke aus der Hölle
Graue Stücke aus der Hölle

Einmal in die kulinarische Hölle

Als ich im Frühjahr Turin besucht habe, bestellte ich im Restaurant «Tre Galline» ein uraltes, lokales Gericht: Eine «Finanziera». In der Finanziera vereinen sich Innereien, Hühnerkämme und Kalbshirn an einer säuerlichen Essigsauce. Ich musste es probieren. Ich mag Innereien nicht sonderlich, aber das war halt die Spezialität des Hauses. Mit viel Mühe und noch mehr Rotwein habe ich das Gericht verspiesen. Grösste Schwierigkeiten hatte ich mit den Lebern, deren Konsistenz ich nicht mag.

Als ich gerade Penne mit Katzenfutter heruntergeschluckt habe, sehne ich mich nach der Finanziera. Katzenfutter zu essen ist der blanke Horror. Die Vorstellung, der Geruch, der Geschmack. Alles daran ist falsch. Ich hinterfrage mich selbst, meine Karriere, mein Leben. Alles zieht vor meinem geistigen Auge vorbei. Hier dürfte die siebte Stufe der Hölle in Dantes «Göttlicher Komödie» beginnen. Nicht meinen ärgsten Feinden wünsche ich dieses Erlebnis. Ich habe jetzt einzig die zweifelhafte Ehre zu sagen: «Ich habe mit Katzenfutter gekocht und tue es nie wieder».

Whiskas 1+ Klassische Auswahl in Sauce (Adult, 40 Stk., 4000 g)
Katzenfutter

Whiskas 1+ Klassische Auswahl in Sauce

Adult, 40 Stk., 4000 g

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Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell. 


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