Produkttest

Honor View 20: Das Handy mit Loch und ohne Schaden

Livia Gamper
6.6.2019

Kopfhörer-Jack, grosser Akku, schneller Prozessor, gute Kamera und vor allem: keine Notch und kein Balken. Das ist das View 20 von Honor. Das Phone gibt’s seit drei Monaten. Ob es im Langzeittest überzeugt, liest du hier.

Normalerweise testen wir neue Smartphones für einen, oder vielleicht für zwei Monate. Mit dem Honor View 20 habe ich mehr Zeit verbracht. Während drei Monaten habe ich das notch- und balkenlose Phone im Alltag getestet. Dabei hat sich das View 20 gut geschlagen. Obwohl ich es seit Februar in meiner Handtasche herumtrage, versehentlich auf Zürichs Strassenbelag fallen gelassen habe und mit Mineralwasser ertränkte, sieht das View 20 fast einwandfrei aus.

Für Huawei und dessen Tochterfirma Honor sieht es momentan zwar etwas schwierig aus. Ob das Säbelrasseln zwischen der USA und China wirklich Konsequenzen hat, oder doch alles nur heisse Luft ist, wird sich zeigen.

Was mir am View 20 zu Beginn noch mehr auffällt als das Loch im Display, ist die Grösse: Das View 20 ist mit einer Bildschirmdiagonale von 6.4 Zoll ziemlich gross. Dennoch liegt es gut in der Hand. Nur die einhändige Bedienung funktioniert bei mir nicht mehr wirklich.

Das Display mit dem Loch

Die Kameraeinsparung fällt kaum auf.

Nur etwas stört mich. Das Honor View 20 kommt mit einer bereits aufgeklebten Folie. Diese Folie ist ums Loch herum nicht ganz gleichmässig aufgeklebt – Leute, die schonmal eine schiefe Folie auf einem Phone hatten, kennen das Problem.

Die Ränder ums Display hat Honor recht schmal hingekriegt. Nur unten ist der Rand mit 3 Millimeter etwas dicker, oben und auf den Seiten sind die Ränder knapp 2 Millimeter dünn. Obwohl Honor kein OLED, sondern ein LCD verbaut, finde ich das Display schön und hell genug. Die Farben sind etwas übersättigt dargestellt, was Honor-typisch ist – ich habe mich mit der Zeit daran gewöhnt. Wen’s stört, der kann in den Einstellungen die Display-Farben anpassen.

So siehst du die kleine Leuchte oben grad noch.

Und schnell ist es

Einige Apps sind mir ganz am Anfang wegen des Kameralochs nicht ganz korrekt angezeigt worden. Mittlerweile funktioniert die korrekte Anzeige bei allen Apps, die ich nutze. Youtube-Videos kannst du je nach Format sogar komplett randlos angucken. Netflixen im Zug ist auch super. Vor allem bei Sonnenschein spiegelt das Display jedoch ziemlich.

Filme kannst du fast randlos gucken.

Netflix und andere Videos kannst du mit dem View 20 in HD, beziehungsweise 4K-Qualität streamen, das Phone ist laut DRM-App Widevine L1 zertifiziert.

Das View 20 läuft mit Android 9 Pie. Die Oberfläche heisst hier nicht EMUI, sondern Magic. Abgesehen vom neuen Namen ist aber nichts neu – das System funktioniert gleich wie EMUI und sieht optisch identisch aus. Das Android-Sicherheitspatch ist zum Zeitpunkt meines Tests vom 1. März.

Nebst dem schnellen und zuverlässigen Fingerprint auf der Rückseite kannst du das View 20 auch per Gesichtserkennung entsperren. Der Face Scan funktioniert zwar nicht so perfekt, wie beim doppelt so teuren iPhone XS, ist aber grundsätzlich recht zuverlässig. Im Dunkeln oder wenn du das Phone zu schief vor dein Gesicht hältst, bleibt es aber gesperrt. Auch mit Sonnenbrille, Helm oder Kappe funktioniert die Gesichtserkennung im Gegensatz zum iPhone nicht.

Dünn trotz fettem Akku

Das View 20 misst an seiner der dicksten Stelle 8.1 Millimeter. Das ist wenig. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Honor einen 4000-mAh-Akku verbaut hat. Der hält bei mir zwei Tage durch. Das ist viel. Sonst muss ich bei meiner Nutzung fast alle Phones jeden Abend laden. Ein guter Akku ist viel wert. Denn was bringt dir das beste Handy, wenn es zum Festnetztelefon wird, weil du es ständig laden musst?

Wenn der Akku des View 20 dann doch mal leer ist, ist er trotz seiner Grösse schnell geladen. In 20 Minuten ist er mit dem mitgelieferten Schnellladegerät wieder bei etwa 40 Prozent. Das komplette Aufladen dauert knapp eineinhalb Stunden. Kabelloses Laden aber geht nicht. Mich hat das nicht gestört, vor allem weil der Akku sowieso schnell geladen ist.

Die Rückseite macht viel her.

Die Rückseite besteht laut Honor aus Glas. Ob das wirklich so ist, wage ich zu bezweifeln, für mich fühlt es sich eher wie Kunststoff an. Die Rückseite glänzt dafür schön und die Strukturen, die Honor Nanolithografie-Stil eingearbeitet hat, sehen sehr schick aus. Je nach Lichteinfall hast du eine ganz andere Rückseite. Langweilig ist anders.

Die Kameras: Halten nicht ganz, was sie versprechen

Foto mit 12 Megapixel und aktivierter AI.

Die 48 Megapixel-Option ohne AI hat bei mir für viel verschwommene Bilder gesorgt. Die Kamera funktioniert am besten, wenn du die Software mitrechnen lässt. Wenn eine Aufnahme mit Ultra Clarity gelingt, ist sie bis ins kleinste Detail scharf.

Der Zoomausschnitt bei 200% Vergrösserung und 48-Megapixel-Auflösung – dafür, dass der Bereich recht dunkel ist, finde ich die Auflösung in Ordnung.

Die besten Bilder kriegst du, wenn du mit der auf 12 Megapixel -Auflösung fotografierst. Mit der Angabe von 48-Megapixel-Kamera führt Honor uns User auf eine falsche Fährte. Das heisst aber nicht, dass die Kamera schlecht ist. Die Anzahl der Pixel ist ja sowieso nicht der entscheidende Punkt bei Kameras.

Wie bei den Huawei-Phones ist ein TOF-Sensor (time of flight) eingebaut, der die Distanz zum Objekt messen soll. Das funktioniert grundsätzlich recht gut, dennoch kann es bei Portraits vorkommen, dass Haare oder Brillengestelle in der Unschärfe verschwinden. Immerhin kannst du aber teils falsch fokussierte Partien direkt auf dem Handy nachbessern.

Das Einhorn-Horn hat das View 20 nicht komplett erkannt, dafür aber fast alle kleinen Häärli.

Honor hat auch beim View 20 wieder keinen optischen Bildstabilisator verbaut. Das merkst du schnell, wenn du bei weniger guten Lichtverhältnissen oder mit der 48 Megapixel-Auflösung fotografierst. Die Bilder rauschen mehr und sind schneller verschwommen. Bei guten Lichtverhältnissen und mit der nötigen Geduld kriegst du aber schöne Bilder.

Fazit: Ein solides Phone

Alles in allem mag ich das View 20 sehr. Es ist schnell und hat viel Power. Die Kamera könnte besser sein, als Handykamera ist sie aber noch immer absolut akzeptabel. Im Vergleich zum Vorgängermodell, dem View 10, hat Honor vieles verbessert. Einige Dinge fehlen noch, wie der optische Bildstabilisator oder eine IP-Zertifizierung. Doch für den Preis musst du mit dem View 20 nur wenige Abstriche in Kauf nehmen und kriegst viel.

Mit dem View 20 bringt Honor ein solides Handy im mittleren Preissegment. Und mit dem Loch-Display hast du eine gute Notch-Alternative.

14 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival. 


Smartphone
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Produkttest

Unsere Expertinnen und Experten testen Produkte und deren Anwendungen. Unabhängig und neutral.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Produkttest

    iPhone 17 im Test: Apple killt mein Plus, schenkt mir aber 120 Hertz

    von Florian Bodoky

  • Produkttest

    Das Nothing Phone (3) rückt im Test den Top-Smartphones auf die Pelle

    von Jan Johannsen

  • Produkttest

    Das Google Pixel 10 Pro ist einfach gut – ohne Schnickschnack und Tamtam

    von Michelle Brändle