Jan Johannsen
Produkttest

Das Nothing Phone (3) rückt im Test den Top-Smartphones auf die Pelle

Mit dem Phone (3) schließt Nothing zu den Top-Smartphones auf. Dabei verzichtet der Hersteller weder auf sein auffälliges Design noch auf die Glyph-Elemente auf der Rückseite.

Der Glyph ist tot, lange lebe die Glyph Matrix: Nothing verpasst dem Phone (3) eine kleine, runde, pixelige Anzeige auf der Rückseite. Sie hat mich zwar noch nicht überzeugt, dafür bin ich mit den Kameras und der Hardware sehr zufrieden – und das Design stellt sowieso eine schöne Abwechslung gegenüber der Masse dar.

Glyph Matrix: Aus LEDs wird ein pixeliges Display

Mit dem Phone (3) verabschiedet sich Nothing vom Glyph. Die LEDs auf der Rückseite dienten zur Anzeige von Benachrichtigungen und konnten für verschiedene Anrufer sogar unterschiedliche Signalfolgen anzeigen. Die LED-Streifen weichen beim Phone (3) der Glyph Matrix. Dabei handelt es sich um 489 kleine LEDs, die ein kreisrundes, pixeliges Display ergeben.

Die Glyph Matrix kann viel mehr als nur die Uhrzeit anzeigen.
Die Glyph Matrix kann viel mehr als nur die Uhrzeit anzeigen.

Auf diesem erscheinen unter anderem die Benachrichtigungen. In den Einstellungen zur Glyph Matrix lege ich fest, welche App diese pushen darf. Dabei kann ich sowohl für Anlasse und Kontakte, als auch für unterschiedliche Benachrichtigungen verschiedene Grafiken festlegen – zum Beispiel für Chatnachrichten oder Videocalls über die gleiche App. Sogar eigene Bilder kann ich hochladen, es sind allerdings nicht alle für die 489 Pixel geeignet.

Die Glyph Matrix zeigt noch weitere Dinge an. Nehme ich ein Foto mit Selbstauslöser auf, erscheint der Countdown auf ihr. Wenn ich die Lautstärke anpasse, ist das ebenfalls auf der Glyph Matrix zu sehen. Mit der «Glyph Torch» verspricht Nothing mehr Licht für Videoaufnahmen. Diese schaltet sich aber nicht automatisch ein und in den Licht-Optionen beim Filmen kann ich nur das Blitzlicht für die dauerhafte Beleuchtung auswählen und ncht die Glyph Torch.

Glyph Toys: Von informativ bis Spielkram

Im Design der Rückseite fällt der «Glyph Button» nicht als Bedienelement auf. Er ist auch nicht zu spüren. Er ist aber nicht unwichtig. Mit ihm wechsle ich zwischen den sogenannten «Glyph Toys» durch und aktivere ihre Funktion – sofern vorhanden. Welche Glyph Toys in welcher Reihenfolge auf der Glyph Matrix erscheinen, bestimme ich in den Einstellungen zum Pixel-Kreis.

Glyph Toys sortieren und ausblenden.
Glyph Toys sortieren und ausblenden.

Zur Auswahl stehen die Uhrzeit, der Akkustand, der Stand der Sonne oder eine Wasserwaage. Zumindest einen Teil dieser Informationen schaue ich regelmäßig nach. Ich kann sie aber bereits auf dem Display meines Smartphones ablesen und habe sie auf der Rückseite nicht vermisst. Es gibt auch noch eine Stoppuhr. Diese kann allerdings nur ungenau sein. Um sie zu starten oder zu stoppen, muss ich den Glyph Button gedrückt halten. Das bedeutet: Es gibt immer eine kleine Verzögerung. Interessanterweise klappt es bei mir am besten, den Knopf mit dem rechten Daumen zu bedienen. Mit allen anderen Fingern klappt es schlechter.

Der obere der beiden Kreise am rechten Rand der Rückseite ist der Glyph Button.
Der obere der beiden Kreise am rechten Rand der Rückseite ist der Glyph Button.

Als sehr praktisches Glyph Toy habe ich mir den Selfie-Spiegel vorgestellt. Dabei erscheint das Bild der Hauptkamera auf der Glyph Matrix. Das pixelige Bild genügt, um einschätzen zu können, ob ich beim Selfie mit der Hauptkamera gut im Bild bin. Allerdings habe ich es bisher nicht hinbekommen, ein Foto aufzunehmen, während der Spiegel aktiv ist. Weder über den Glyph Button, noch über die Lautstärke-Taste oder die Kamera-App. Da funktioniert irgendetwas noch nicht wie geplant.

In Bewegung taugt der Selfie-Spiegel zur Einschätzung des Bildausschnitts – jetzt müsste nur noch das mit der Aufnahme klappen.
In Bewegung taugt der Selfie-Spiegel zur Einschätzung des Bildausschnitts – jetzt müsste nur noch das mit der Aufnahme klappen.

Passend zum Namen gibt es auch wirklichen Spielkram unter den Glyph Toys. Dazu gehört eine sich drehende Flasche oder ein «Magic 8 Ball». Wie sein analoges Vorbild gibt das Orakel bejahende, neutrale oder verneinende Antworten. Wer will, kann mit dem Phone (3) auch eine Partie «Schere, Stein, Papier» spielen. Notwendig ist das alles nicht, könnte aber zur Belustigung beitragen.

Die Glyph Matrix hätte gegen den guten, alten Stein von Bart Simpson gewonnen.
Die Glyph Matrix hätte gegen den guten, alten Stein von Bart Simpson gewonnen.

Nothing stellt für Entwicklerinnen und Entwickler die nötigen Ressourcen bereit, damit diese eigene Glyph Toys entwickeln können. Dadurch könnten in Zukunft noch mehr von ihnen zur Auswahl stehen.

Nothing OS setzt nicht nur optische Akzente

Ab Werk läuft Nothing OS 3.5 auf dem Phone (3). Die Benutzeroberfläche basiert auf Android 15 und bringt neben optischen Anpassungen auch einige Apps und KI-Tools mit. Das Update auf Android 16 und Nothing OS 4.0 hat der Hersteller für das dritte Quartal angekündigt. Insgesamt soll das Phone (3) fünf OS-Updates – also bis Android 20 – und sieben Jahre lang Sicherheitsaktualisierungen erhalten.

KI für Organisation und Suche statt für Bildbearbeitung

Gemini ist als KI-Assistent auch beim Phone (3) an Bord. ChatGPT lässt sich ebenfalls integrieren, aber anders als andere Hersteller bietet Nothing keine KI-Tools zur Bildbearbeitung an. Stattdessen setzt der Hersteller auf seinen «Essential Space». Für diese App hat Nothing seinen letzten drei Smartphones einen extra «Essential Button» verpasst. Drücke ich die Taste, speichert das Smartphone einen Screenshot im Essential Space ab. Halte ich die Taste gedrückt, kann ich eine Sprachnotiz aufnehmen, die ebenfalls in der App abgespeichert wird.

Falls das monochrome Design von Nothing nicht gefällt, in den Einstellungen lässt sich das Standard-Design von Android auswählen.
Falls das monochrome Design von Nothing nicht gefällt, in den Einstellungen lässt sich das Standard-Design von Android auswählen.

Diese Notizen kann ich händisch sortieren oder dies der KI überlassen. Die KI zeigt mir zudem Zusammenfassungen an oder bereitet die Inhalte von Screenshots auf. Mir hilft das wenig, aber ich kenne Menschen, deren Notizsystem aus Screenshots besteht. Denen dürfte der Essential Space gefallen.

Beim Phone (3) erhält der Essential Space eine neue Funktion. Lege ich das Smartphone auf das Display und drücke die Essential Taste, startet eine Aufnahme. «Schallwellen» in der Glyph Matrix signalisieren, dass die Aufnahme läuft. Wichtige Momente kann ich durch Drücken der Aufnahmetaste markieren. Diese hebt die KI in ihrer Zusammenfassung hervor. Diese sowie den gesamten Mitschnitt finde ich nach Beendigung der Aufnahme im Essential Space. Es gibt aber eine Einschränkung: Derzeit fasst das KI-Tool nur 300 Minuten pro Monat zusammen.

Swipe ich auf der Startseite des Nothing Phone (3) von unten nach oben, öffne ich nicht nur die App-Übersicht, sondern gelange auch zur «Essential Search». Mit ihr soll ich «suchen wie nie zuvor». Mit ihr soll ich nicht nur im Web suchen können, sondern auch in meinen Kontakten, Apps, Kalendereinträgen, Nachrichten, Fotos und Dateien. Außerdem soll ich Echtzeit-Antworten erhalten. Nothing will die Suchfunktion noch weiter ausbauen.

Die KI-Tools von Nothing in der Übersicht.
Die KI-Tools von Nothing in der Übersicht.

Derzeit funktioniert die Essential Search aber nur für Apps, Einstellungen und Widgets richtig gut. Teilweise kann ich noch auswählen, in welcher App von Google der eingegebene Begriff nachgeschlagen werden soll. Trotz aktivem GPS bekomme ich dann zum Beispiel allerdings Restaurant-Tipps für Hannover, obwohl ich in Hamburg stehe.

Vier Suchmaschinen stehen für die Web-Suche zur Auswahl und sind auch der Standard, wenn nichts anderes mehr geht. Hier sehe ich dann aber genau das, was Google oder Bing mir auch ansonsten anzeigen würden – inklusive deren KI-Tools. Persönliche Daten habe ich noch zu wenig auf dem Testgerät, um dort die Qualität der Suche zu beurteilen. Unter meinen vielen Fotos sollte die Essential Search aber bereits fündig werden und enttäuscht mich. Nichts klappt, außer die Galerie-App zu öffnen. Hier liegt insgesamt noch Potenzial brach.

Nur gute Kameras

Im Vergleich zum Vorgänger ergänzt Nothing beim Phone (3) noch eine Telekamera. Sie hat wie die anderen drei Kameras – Haupt-, Ultraweitwinkel- und Frontkamera – eine Auflösung von 50 Megapixeln. Unterschiede gibt es aber bei der Größe der Sensorfläche sowie der Blende. Die Brennweite der Telekamera ist mit 70 Millimetern – umgerechnet ins Kleinbildformat – etwa dreimal so groß wie bei der Hauptkamera, die 24 Millimeter nutzt.

Die Kameras auf der Rückseite.
Die Kameras auf der Rückseite.

Hauptkamera mit höherer Detailgenauigkeit

Obwohl bereits sein Vorgänger über eine 50-Megapixel-Hauptkamera verfügt, legt das Nothing Phone (3) bei der Detailgenauigkeit zu. Das fällt auf dem Smartphone-Display noch nicht auf, ist in der 100-Prozent-Ansicht klar zu erkennen und für Vergrößerungen relevant.

Das Phone (3) – oben – hat in der 100-Prozent-Ansicht eine bessere Detailgenauigkeit.
Das Phone (3) – oben – hat in der 100-Prozent-Ansicht eine bessere Detailgenauigkeit.

Farblich fallen mir dagegen nur minimale Unterschiede auf. Die natürliche Farbwiedergabe bleibt bestehen.

Solltest du Schwarz-Weiß-Aufnahmen oder einen Retro-Look bevorzugen, bietet das Phone (3) dafür passende Filter.

Bei Dunkelheit lohnt sich der Nachtmodus, auch wenn er nur noch geringe Verbesserungen mitbringt. Verbesserungen sind es trotzdem. Gegenüber dem Phone (2) zeigt der beim Phone (3) eine höhere Detailgenauigkeit und eine Farbwiedergabe, die nicht einfach nur aufhellt, sondern die Nacht abbildet.

Telekamera, die neue im Setup

Während ich die Cutty Sark mit der Hauptkamera noch komplett ins Bild bekomme, kann ich mit der Telekamera ohne Abstriche Details festhalten. Die Telekamera bietet die gleiche hohe Detailgenauigkeit und Farbwiedergabe wie die Hauptkamera.

Die Hauptkamera reicht für das gesamte Schiff.
Die Hauptkamera reicht für das gesamte Schiff.
Mit der Telekamera geht es an die Details heran.
Mit der Telekamera geht es an die Details heran.

Die Telekamera ist zudem immer wieder gut, um andere Blickwinkel festzuhalten.

Die Hauptkamera hält die gesamte Straßenszene fest.
Die Hauptkamera hält die gesamte Straßenszene fest.
Mit der Telekamera lenke die Aufmerksamkeit auf das Schild und schmücke den Hintergrund mit der St. Alfege Church.
Mit der Telekamera lenke die Aufmerksamkeit auf das Schild und schmücke den Hintergrund mit der St. Alfege Church.

Ultraweitwinkel

Auch die Ultraweitwinkelkamera überzeugt. Einzig in den Ecken ist eine – für so große Brennweiten typische – leichte Unschärfe zu erkennen.

Der Weg an der Themse wäre zu schmal gewesen, um das gesamte Graffiti mit der Hauptkamera festzuhalten.
Der Weg an der Themse wäre zu schmal gewesen, um das gesamte Graffiti mit der Hauptkamera festzuhalten.

Selfie

Die Frontkamera überzeugt mich ebenfalls mit einer hohen Detailgenauigkeit und lässt sich auch nicht vom Gegenlicht des Sonnenuntergangs beeinflussen.

Sonnenuntergang an der Themse.
Sonnenuntergang an der Themse.

Power wie ein Top-Smartphone von 2024

Nothing stattet das Phone (3) mit dem Snapdragon 8s Gen 4 aus. Dabei handelt es sich um eine Weiterentwicklung Qualcomms Top-Chipsatzes von 2024, der hinter dem Snapdragon 8 Elite anzusiedeln ist. Das Topmodell von 2025 ist aber teurer. Nothing will mit dem Phone (3) zwar in die Oberklasse vorrücken, aber preislich nicht vierstellig werden.

Im Vergleich zum Nothing Phone (2) offenbaren die Benchmark-Tests des Phone (3) einen deutlichen Leistungszuwachs. Auch gegenüber Nothings aktuellen Mittelklasse-Modell Phone (3a) Pro schneidet der Snapdragon 8s Gen 4 klar besser ab. Mit dem Snapdragon 8 Gen 4 für die Galaxy-Smartphones – im S24 Ultra – liegt er gleichauf und bleibt wenig überraschend hinter dem Snapdragon 8 Elite des Galaxy S25 Ultra zurück.

Akku vergrößert, Laufzeit nicht?

Beim Akku gibt es beim Blick auf die Daten eine erste Enttäuschung. Zwar verbaut Nothing im Phone (3) eine Batterie mit 5500 mAh. Aus regulatorischen Gründen ist die Kapazität in Europa allerdings auf 5150 mAh gedrosselt. Einziger positiver Nebeneffekt: Der Akku sollte sein Kapazitätslevel länger halten können. Und gegenüber den 4700 mAh des Phone (2) kann der Hersteller immer noch einen Zuwachs vermelden.

Nothing verspricht eine Laufzeit von bis zu zwei Tagen. Gegenüber dem Phone (2) soll sich die Wiedergabezeit von Youtube-Videos um 19 Stunden erhöhen. Ich messe – bei voller Displayhelligkeit – allerdings einen geringeren Maximalwert als beim Vorgänger: 9:07 Stunden statt noch 10:50 Stunden beim Phone (2). Dies zeigt mir vor allem, wie wichtig das Szenario und die Einstellungen für den Akkuverbrauch sind.

Bis zu 65 Watt verarbeitet der USB-C-Anschluss.
Bis zu 65 Watt verarbeitet der USB-C-Anschluss.

Beim Laden nimmt das Nothing Phone (3) bis 65 Watt entgegen und ist in etwa einer Stunde voll geladen. Kabellos, mit bis zu 15 Watt, dauert es länger.

Fazit

Top-Smartphone aus der zweiten Reihe mit dem besonderen Etwas

Preislich reiht sich das Nothing Phone (3) eher bei den Smartphones der oberen Mittelklasse oder den günstig gewordenen Top-Smartphones ein. Mit seinem Kamerasetup, in dem jede einzelne Kamera eine gute bis sehr gute Bildqualität bietet, spielt es sogar ganz oben mit.

Die Leistung entspricht dagegen «nur» einem Top-Smartphone von 2024, aber selbst die sind immer noch sehr gut unterwegs. Das ist also kein Argument gegen das Phone (3). Hier kommt dafür das auffällige Design ins Spiel. Das kann nur gefallen oder eben nicht.

Noch zwiegespalten bin ich in Bezug auf die Glyph Matrix. Nothing setzt mit ihr Akzente und probiert etwas Neues aus, was ich bei anderen Herstellern vermisse. Alleine das lässt mich positiv auf die pixelige Anzeige blicken. Allerdings liegt mein Smartphone zu selten auf dem Display. Deswegen sehe ich die meisten Informationen bereits, ohne dafür das Smartphone extra umzudrehen. Und die Glyph Toys sind bisher Spielkram, den ich kaum langfristig nutzen werde. Ich bin aber gespannt, ob da noch sinnvollere Dinge kommen.

Pro

  • gute Bildqualität für alle Kameras
  • mehr als genug Power für den Alltag

Contra

  • Design polarisiert
  • Glyph Matrix überzeugt (noch) nicht
Nothing Nothing Phone (3) (256 GB, White, 6.67", Dual SIM, 50 Mpx, 5G)
Smartphone
Neu
Energielabel A
CHF699.–

Nothing Nothing Phone (3)

256 GB, White, 6.67", Dual SIM, 50 Mpx, 5G

Titelbild: Jan Johannsen

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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus. 


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