

Habe ich vielleicht Locken und weiss nichts davon?

Hast du dir je überlegt, ob sich hinter deiner undefinierbaren Mähne vielleicht eine Lockenpracht verbirgt? Ich auch nicht – bis ich auf die «Curly Girl Methode» aufmerksam wurde.
Seit ich denken kann, befinden sich meine Haare in einer Art Schwebezustand zwischen Möchtegern-Wellen und fadengeraden Spaghetti-Haaren. Völlig ungestylt nach dem Lufttrocknen das Haus verlassen? Eher nicht so cool. Umso neugieriger war ich, als ich auf dem Instagram-Kanal von Bodypositivity-Bloggerin Morena Diaz von der sogenannten «Curly Girl Methode» hörte, die auf Social Media gehypt wird. Der Trend basiert auf dem Handbuch für schöne Locken von Lorraine Massey. Laut ihr besteht eine Chance, dass sich hinter meinem undefinierbaren Etwas ein Lockenkopf verbirgt. Aber wie soll das bitte gehen?

Kennst du deine Haare überhaupt?
Du magst jetzt wie ich denken: Wenn ich Locken hätte, dann wüsste ich das doch! Das Problem laut Massey ist, dass wir unsere Haare falsch pflegen – und das schon seit Jahren. Dadurch wird die natürliche Haarstruktur angegriffen und verändert. Im Umkehrschluss heisst das: Finde ich die richtige Pflege, erlange ich meine natürliche Haarstruktur zurück.

Das Grundprinzip der Curly Girl Methode scheint einfach: Man verzichtet auf vieles, das man normalerweise in der Haarpflege-Routine verwenden würde. Verboten sind Produkte, die Tenside, Silikone, Sulfate und Alkohole enthalten. Besonders Alkohol ist der Feind aller Locken, weil er das Haar austrocknet. Locken brauchen aber viel Feuchtigkeit. Silikone wiederum legen einen beschwerenden Film um die Haare, der ihnen das Volumen raubt. Locken werden so in die Länge gezogen und verlieren an Sprungkraft und Definition. Auch das Zuführen von Hitze durchs Föhnen und das Kämmen im trockenen Zustand sind verboten. So viel im Kurzüberblick.
Es wird Schritt für Schritt komplexer
Taucht man tiefer in das Thema ein, so merkt man schnell: Das Ganze ist komplexer als gedacht und mit einem grossen Zeitaufwand verbunden. Ich hab mir einige «Curly Girl»-Routinen verschiedener YouTuber angeschaut. Im Allgemeinen wird dieses Vorgehen empfohlen:
Schritt 1: Spitzenschneiden ist angesagt. Schliesslich sollst du diese «Reise» mit gesundem Haar starten.
Schritt 2: Wasche dir die Silikon-Rückstände mit einem Detox-Shampoo aus dem Haar heraus. Dieser Schritt nennt sich «The Final Wash».
Schritt 3: Jetzt folgt die wohl grösste Umstellung: Shampoo ist verboten, die Haare wäschst du ab sofort nur noch mit einem Conditioner. Diese Vorgehensweise wird «Co-Washing» genannt und ist wieder ein Trend für sich, der gefeiert wird. Dazu verteilst du die Spülung gründlich im Haar und massierst sie ein. Vergiss dabei deine Kopfhaut nicht. Danach spülst du alles mit kaltem Wasser aus und arbeitest erneut Conditioner in das noch klitschnasse (also nicht ausgedrückte) Haar ein.
Schritt 4: Jetzt darfst du deine Haare kämmen. Aber auch wirklich nur jetzt, da sie nass und mit Spülung getränkt nicht kaputtgehen.
Schritt 5: Anschliessend knetest du die Haare kopfüber von den Längen her in Richtung Kopfhaut und spülst den Conditioner wieder aus. Das sorgt später für definierte Locken.
Übrigens: Auf Facebook gibt es Gruppen mit über 100 000 Mitgliedern. Dort findest du neben hilfreichen Tipps auch Listen mit Produktempfehlungen. Ausserdem kannst du auf der Webseite Is It CG? überprüfen, ob Produkte, die du bereits besitzt, «Curly Girl»-freundlich sind.

Schritt 6: Jetzt geht’s ans Trocknen. Viele nehmen davor ein wenig Haargel und kneten es ins Haar. Verboten sind gewöhnliche Frottee-Handtücher. Diese verursachen Frizz und machen die Haare kaputt. Deshalb greifen die «Curly Girls» zu einem Mikrofasertuch oder zu einem Baumwoll-T-Shirt. Dieses bindest du dir so um den Kopf, dass es die Haare, ähnlich wie beim Einkneten der Spülung, in Form drückt. Dazu kannst du es auf dem Bett auslegen und dich darüber beugen, so dass die Haare über dem Tuch hängen. Anschliessend lässt du die Haare immer weiter in das Tuch sinken, bis der Kopf das Tuch berührt. Dann die Haare mit dem Tuch einpacken und festbinden. Diese Technik nennt sich «Plopping». Nach einer halben Stunde kannst du das Tuch entfernen und die Haare an der Luft trocknen lassen. Ganz wichtig: Die Haare nicht anfassen und in Ruhe lassen.

Es gibt in den unendlichen Weiten des Internets noch viel detailliertere Vorgehensweisen, sowie unzählige Tipps und Tricks zu dem Thema. Einige schwören zum Beispiel auf Apfelessig- andere wiederum auf Reiswasser-Spülungen. Die oben genannten Steps sind lediglich die Gängigsten, auf die ich während meiner Recherche gestossen bin. Wichtig zu erwähnen ist auch, dass diese Methode nicht von heute auf morgen und nicht für jeden funktionieren kann. Ich für meinen Teil werde dem Ganzen auf jeden Fall eine Chance geben und mir als Basis das Buch zulegen. Die vielen Erfahrungsberichte haben mich davon überzeugt, dass die Methode eine nähere Betrachtung wert ist. Und wer weiss, vielleicht präsentiere ich dir in ein paar Wochen einen Lockenkopf.


Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich.