Ratgeber

Gesunde Zähne sind erblich, oder? Bekannten Mundhygiene-Fakten auf den Zahn gefühlt

Milchzähne brauchen keine Pflege, Kaugummikauen ersetzt Zähneputzen nicht und ohne Zahnseide werden unsere Beißer nicht sauber – was daran stimmt und was nicht?

Zahnpflege ist wohl die erste Routine, die wir in unserem Leben hassen lernen: Sie fängt an mit dem ersten Zahn, der sich unter Schmerzen aus unserem Kiefer quält und endet erst mit dem letzten Atemzug durch die künstlichen Drittzähne. Je älter wir werden, desto aufwendiger und teurer wird die Zahnhygiene, mehr Hilfsmittel kommen ins Spiel und mitunter auch erschreckendere Geräte, die wir vom Behandlungsstuhl aus erspähen und/oder rattern hören ...

Auch wenn in der Schweiz bereits überdurchschnittlich viel Bewusstsein rund um die richtige Zahnpflege herrscht, fragen sich manche vielleicht noch hier und da: Sind all die Anwendungen, Tools und Geheimtipps der Mundhygiene wirklich notwendig? Bis wohin rechtfertigt sich die aufwendige Zahnpflege und was davon können wir uns auch sparen? Hier kommen sieben Zahnpflege-Fakten unter die Lupe:

Zahnpflege-Fakt 1: Gesunde Zähne vererben sich (leider) nicht

Beginnen wir von vorne … Noch vor dem ersten Milchzahn, sogar noch vor unserer Geburt: bei den Genen. Gesunde und weiße Zähne vererben sich – nein, eben nicht!

Die Autorinnen und Autoren der Studie schließen daraus: Zwar ist das bakterielle Milieu in unserem Mund erblich, dieser Effekt sei aber vor allem im frühen Kindesalter feststellbar. Heißt: Je älter wir werden, desto weniger können wir uns bei Zahnproblemen auf schlechte Gene berufen, sondern müssen uns an der eigenen Nase nehmen – und besser pflegen.

Zahnpflege-Fakt 2: Milchzähne brauchen besonders intensive Pflege

Was du in Sachen Zahnpflege bei Kindern mit Milchzähnen sonst noch beachten solltest, hat Kollegin Katja Fischer zusammengetragen:

Zahnpflege-Fakt 3: Fluoridhaltige Zahncreme ist essenziell für gesunde Zähne

An diesen Irrglaube muss niemand glauben. Denn Fakt ist: Fluoridhaltige Zahncreme ist besonders gut für unsere Zähne. Fluorid schützt unsere Zähne, weil es den Zahnschmelz härter macht und damit die Widerstandsfähigkeit der Zähne erhöht. Und das ist besonders bei Milchzähnen wichtig, weil der Zahnschmelz von Kindern wie gesagt noch weicher ist als der von Erwachsenen.

Und keine Sorge vor der kolportieren Giftigkeit des Stoffes – Fluorid ist nicht dasselbe wie Fluor, das giftige Gas. Oft rühren die besagten Kontroversen daher, dass beides miteinander verwechselt wird.

Zahnpflege-Fakt 4: Zahnseide ist als Karies-Prophylaxe durchaus verzichtbar

Vorne vorweg sei gesagt: Es gibt gute Argumente für die Zahnseide. Schließlich entfernt sie Speisereste und damit Mikroorganismen, die potentiell kariogen wirken können. Doch zu viele Gedanken sollten wir uns darüber auch nicht machen. Denn die Studienlage zu der Wirksamkeit von Zahnseide, mit der wir mechanisch unsere Zahnzwischenräume säubern sollen, ist nicht unbedingt überwältigend.

Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferhygiene stuft das Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahncreme zum Beispiel als wichtiger ein. Für die positive, kariesprophylaktische Wirkung von Zahnseide gebe es keine ausreichende Evidenz, so die Gesellschaft.

Auch eine Analyse des Cochrane Instituts von zwölf hochwertigen Studien zur Wirksamkeit der Zahnzwischenraum-Reinigung zeigt: Zahnseide bietet einen nur geringen Schutz gegen Plaquebildung und Zahnfleischentzündungen, darüber hinaus überzeugte keine Studie von der positiven Wirkung von Zahnseide gegen Kariesbildung.

Wer das Augenmerk dagegen häufiger auf die Reinigung der Zahnzwischenräume legen sollte, sind Parodontose-Patientinnen und -Patienten. Sie sollten allerdings eher zu Interdentalbürstchen anstatt zur Zahnseide greifen – und dabei auf die passende Größe achten. Eine Beratung mit einem Zahnarzt oder einer Zahnärztin vorab ist auch hier zu empfehlen.

Zahnpflege-Fakt 5: Je öfter und länger wir unsere Zähne putzen, desto besser

Allerdings schreiben die Autorinnen und Autoren der Richtlinie auch: «Es wird vermutet, dass die karieshemmende Wirkung wahrscheinlich nicht so sehr von der Häufigkeit als vielmehr von der Qualität des Zähneputzens abhängt.» Wichtiger sei also die «optimierte individuelle und systematische Vorgehensweise» beim Zähneputzen.

Trotz allem lässt sich schlussfolgern: Es kommt weniger auf die Häufigkeit an, sondern darauf, möglichst alle Zähne mit Fluorid zu erwischen. Genauso wichtig: die Zahnübergänge. An den Stellen, wo Zahnfleisch und Zahn aufeinandertreffen, bildet sich sehr häufig Karies, weshalb du ihrer Reinigung die notwendige Aufmerksamkeit schenken solltest.

Zahnpflege-Fakt 6: Ein Kaugummi ersetzt das Zähneputzen

Nun ja, zumindest teilweise. Ein Kaugummi erspart uns zwar nicht das tägliche Zähneputzen, wem aber die Zeit und Möglichkeiten fehlt, drei Mal täglich Zähne zu putzen, könne zwischendurch den Mund mit Wasser durchspülen oder auf einen Kaugummi zurückgreifen. Einzige Voraussetzung: Der Kaugummi muss zuckerfrei sein.

Zahnpflege-Fakt 7: Ölziehen fördert die Mundhygiene

Und jetzt kommt ein großes Aber: Das Team von Medizin Transparent sieht die dünne Studienlage sehr kritisch. Durchgeführte Studien seien mangelhaft und nicht aussagekräftig, so ihr Fazit. Sich aufs Ölziehen als Kariesprophylaxe zu verlassen, ist demnach keine gute Idee.

Titelbild: shutterstock

47 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Ich liebe blumige Formulierungen und sinnbildliche Sprache. Kluge Metaphern sind mein Kryptonit, auch wenn es manchmal besser ist, einfach auf den Punkt zu kommen. Alle meine Texte werden von meinen Katzen redigiert: Das ist keine Metapher, sondern ich glaube «Vermenschlichung des Haustiers». Abseits des Schreibtisches gehe ich gerne wandern, musiziere am Lagerfeuer oder schleppe meinen müden Körper zum Sport oder manchmal auch auf eine Party. 


Gesundheit
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Ratgeber

Praktische Lösungen für alltägliche Fragen zu Technik, Haushaltstricks und vieles mehr.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Ratgeber

    Auf den Milchzahn gefühlt: Zahnärztin beantwortet die wichtigsten Fragen

    von Katja Fischer

  • Ratgeber

    Regional und ausgewogen: Sieben Superfoods, die in der Schweiz wachsen

    von Olivia Leimpeters-Leth

  • Ratgeber

    Wetten, du putzt deine Zähne nicht richtig sauber? Tipps von der Expertin

    von Mareike Steger