Hintergrund

«Game of Thrones»: Der Tanz der Drachen

Einst eroberte Aegon I. Targaryen mit Hilfe der Drachen die Länder Westeros. Dann starben die Drachen, und wenig später beinahe die gesamte Targaryen-Dynastie mit ihnen – im blutigsten Bürgerkrieg aller Zeiten, dem Tanz der Drachen.

Flammen, Tod und feuerner Regen so heiss, dass selbst Drachen darin verbrennen. Es ist eine düstere Vision, die Deanys Targaryen, die Träumerin, Tochter des Familienoberhaupts Aenar Targaryen, empfängt. Was sie sieht, ist die Katastrophe, die den Freistaat Valyria dem Untergang weiht.

Als Deanys ihrem Vater von den Visionen erzählt, zögert Aenar nicht lange. Auf einer vulkanischen Insel an der Ostküste Westeros lässt er einen Aussenposten für das valyrische Einflussgebiet errichten: Dragonstone. Zwölf Jahre später geht das Reich Valyrias unter, aber die Targaryens überleben. Auf Dragonstone erwägen sie ihre nächsten Schritte, zusammen mit ihren Drachen.

Einer davon ist Balerion the Dread, der grösste aller Targaryen-Drachen: Zähne so lang wie Schwerter und ein Maul gross genug, um einen ausgewachsenen Ochsen als Ganzes zu verspeisen. Unter dem Schatten, der die gigantische Spannweite seiner Flügel wirft, verschwinden ganze Städte. Und sein Feuer ist so heiss, dass er selbst Eisen und Stein schmelzen kann. Eins ist klar: Balerion ist der Gefürchtetste Drache, der je gelebt hat.

Und es ist sein Feuer, in welchem über ein Jahrhundert später der Eiserne Thron geschmiedet werden sollte.

Vor 300 Jahren: die Eroberungskriege

Aegon I. Targaryen ist 100 Jahre nach Valyrias Untergang nicht der erste Targaryen in Westeros. Aber er ist der Erste, der eine kleine Armee, drei Drachen und vor allem Invasionspläne hat. Zusammen mit seinen beiden angeheirateten Schwestern, Rhaenys und Visenya, landet er vor etwa 300 Jahren an der Blackwater Bay – dort, wo Tyrion Lannister dereinst Stannis Baratheon mit Hilfe von Wildfire besiegen wird.

Sein Plan: die Seven Kingdoms – die sieben Königslande, die sich die Herrschaft über Westeros teilen – zu einem einzigen Königreich zu vereinen.

Seine Truppen führt Aegon als erstes nach Harrenhal. Dort will er Harren den Schwarzen aus dem Hause Hoare, dem Herrscher der Eiseninseln und der Flusslande, unterwerfen. Ihm zur Seite stehen die abtrünnigen Tullys, eigentlich Bannerträger der Hoares. Aber Harren lehnt eine Unterwerfung ab: In seiner mächtigen Burg, welche die höchsten Türme und massivsten Mauern hat, die Westeros je gesehen hat, wähnt er sich in Sicherheit.

Balerion beendet die Schlacht in wenigen Minuten. Das Haus Hoare ist nicht mehr.

Zum Dank für die Treue ernennt Aegon das Haus Tully zu den Herrn der Flusslanden. Auf den Eiseninseln hingegen lässt er das Volk ein neues Oberhaupt wählen. Die Eisenmänner entscheiden sich für die Greyjoys von Peik, die Aegon sofort die Treue schwören.

Zur gleichen Zeit führt Orys, Aegons Bastard-Halbbruder, eine Armee gegen den Storm King Argilac aus dem Hause Durrandon. Argilac, der sich Orys in einer offenen Feldschlacht entgegenstellt, wird geschlagen und getötet.

Zum Dank übergibt Aegon seinem Bastardbruder Storm’s End, die Festung Argilacs, macht ihn zum Herrn der Stormlands und lässt ihn sein eigenes Haus gründen: das Haus Baratheon.

Etwas weiter westlich der Stormlands regiert das Haus Lannister über die Westlands und das Haus Gardener über die Reach. Um Aegons Vormarsch aufzuhalten, vereinen sie ihre Truppen: Sie hatten noch nie Drachen gesehen, und schon gar nicht gegen sie gekämpft. Tausende Jahre führten die Oberhäupter Westeros Kriege, und der Sieg ging immer an jene Seite, welche die grössere Streitmacht befehligte.

Das sollte sich ändern.

König Mern, Oberhaupt der Familie Gardener, findet sein äschernes Ende auf jener verbrannten Ebene, die später das Field of Fire genannt wird. Die Haushofmeister der Gardeners – die Tyrells – übergeben die Reach an Aegon und werden im Gegenzug als neue Wächter des Südens mit Sitz in Highgarden eingesetzt.

Das Haus Lannister hingegen beugt das Knie und darf sich fortan als Wächter des Westens mit Sitz in Casterly Rock betiteln.

Dann richtet Aegon seinen Blick gen Norden. Dort regieren die Nordmänner – Nachfahren der First Men – unter dem Haus Stark auf Winterfell. Etwas weiter südlich von Winterfell, im grünen Tal: das Haus Arryn, mit Sitz auf der Eyrie.

Beide Oberhäupter wissen um das grausame Schicksal der Häuser Hoare und Gardener. Darum beugen sie zum Wohle ihres Volkes das Knie. Aegon macht die Starks im Gegenzug zu den Wächtern des Nordens und die Arryns zu den Wächtern des Ostens.

Damit befinden sich sechs der sieben Königslande unter der Kontrolle der Targaryens. Dann spricht der Hohe Septon, der geistliche Führer des in Westeros verbreiteten Glauben an die Sieben, Aegon die Unterstützung der Kirche aus. Nicht nur das: er krönt ihn zum ersten König der sechs Königslande – nur zwei Jahre, nachdem Aegon einst am Blackwater Fuss gesetzt hat.

Aegon versucht dreizehn weitere Jahre lang, Dorne, das südlichste der Reiche Westeros, zu erobern. Ohne Erfolg. Die Dornischen werden von Haus Martell regiert, und sie sind gleichermassen klug wie listig: Drache Meraxes und Schwester Rhaenys fallen den Kämpfen zum Opfer. Schlussendlich erkennt Aegon die Unabhängigkeit Dornes an, und die Eroberungskriege finden ein Ende.

Der Tanz der Drachen: Der Anfang vom Ende

Nach Aegons Eroberungskriegen entsteht am Blackwater Bay die neue Hauptstadt Westeros: King’s Landing, benannt nach dem Ort, wo der Targaryen-König einst zum ersten Mal Fuss auf Westeros Festland gesetzt hat. Dort entsteht auch der Eiserne Thron.

Der Eiserne Thron ist der mächtige Sitz des Königs der Andalen und der Ersten Menschen, gehauen aus tausend Schwertern der von Aegon besiegten Lords. Eingeschmolzen im Feuer des Balerion the Dread. Und bis heute das Symbol jener, die Macht haben – aber sie auch wieder verlieren können.

Eine trügerische Ruhe.

Als der aktuelle Regent Viserys I. Targaryen stirbt, entbrennt ein Streit um die Thronfolge. Auf der einen Seite steht Rhaenyra, älteste Tochter und einziges Kind aus erster Ehe. Sie wäre die erste Königin Westeros. Ein Novum. Auf der anderen Seite steht Aegon II., ältester Sohn aus zweiter Ehe. Er steht an zweiter Stelle in der Thronfolge, wäre aber ein Mann.

Menschen sind gezwungen, sich für eine Seite zu entscheiden. Dann kämpfen Drachen gegen Drachen. Brüder gegen Brüder. Väter gegen Söhne. Und das ganze Reich ertrinkt im Blut. Als alles vorbei ist, sind Tausende tot. Auch Drachen. Rhaenyra gerät in Gefangenschaft und wird dem Drachen Aegons II. verfüttert. Aegon II. erliegt kurz darauf seinen Kriegsverletzungen, und niemand hat gewonnen.

Auf dem Eisernen Thron nimmt Aegon III. Platz, Rhaenyras Sohn. Als während seiner Regentschaft der letzte der Drachen stirbt, geht der Tanz der Drachen als jene Katastrophe in die Geschichte ein, von der sich die Targaryens nie wirklich haben erholen können – und der eine ganze Spezies zum Opfer gefallen ist.

Das Ende: Robert Baratheons Rebellion

Das Ende der Targaryens kommt schleichend. Sie regieren zwar für weitere 150 Jahre – mittlerweile konnte Dorne durch ein Heiratsbündnis ins Reich eingegliedert werden –, aber ohne Drachen tun sich die einstigen Drachenlords schwer, ihre Macht zu konsolidieren.

Der letzte Targaryen-König in Westeros ist Aerys II. Targaryen. Seine Herrschaft beginnt vielversprechend, dann verfällt er dem Wahnsinn: Unter ganz King’s Landing lässt er Fässer mit Wildfire platzieren. Lieber würde er die Stadt brennen sehen als sie seinen vermeintlichen Feinden zu überlassen.

Sein Sohn und Erbe, Prinz Rhaegar, ist entschlossen, einen besseren Monarchen abzugeben. Er will sich selbst beweisen, indem er die Prophezeiung des Prinzen, der verheissen wurde, erfüllt. Aber es ist Rhaegar selbst, der den endgültigen Niedergang der Targaryens einleitet.

Denn Rhaegar, so die Geschichtsbücher, entführt Lyanna Stark, die Verlobte Robert Baratheons. Ausser sich vor Zorn ziehen Rickon und Brandon Stark, der Herr von Winterfell und sein Sohn, nach King’s Landing, um eine Bestrafung des Targaryen-Prinzen zu fordern. Beide Männer werden noch am Hof verbrannt, und Aerys Gelächter erfüllt die Anwesenden mit Grauen.

Ein Grauen, das den Bürgerkrieg einleitet: Robert Baratheons Rebellion.

Viele Schlachten werden geschlagen. Robert wird von Ned Stark unterstützt, seinem besten Freund aus Kindheitstagen, sowie ihrem gemeinsamen Ziehvater Jon Arryn aus dem Grünen Tal. Die Entscheidung fällt am Trident, einem gewaltigen Fluss, wo es Robert Baratheon gelingt, Rhaegar Targaryen mit seinem mächtigen Streithammer zu töten.

Nur Viserys und Daenerys Targaryen, Rhaegars jüngere Geschwister, überleben das Massaker in King’s Landing. Im Geheimen werden sie nach Pentos gebracht, auf dem östlichen Kontinent Essos, wo niemand von ihrer Existenz erfahren soll.

Dort beginnt die Geschichte des «Game of Thrones».

Das war Teil vier von sechs geplanten Artikeln zu «Game of Thrones». Nächste Woche geht's weiter mit jenem, der Eis und Feuer vereint: Jon Snow. Wenn's dir gefallen hat und du viele weitere Hintergründe und News rund um die Welt des Kinos und der Fernsehserien nicht verpassen möchtest, dann folge mir mit einem Klick auf den «Autor folgen»-Button.

24 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


Hintergrund

Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    «Game of Thrones»: Jon Snow, der Drache und der Wolf

    von Luca Fontana

  • Hintergrund

    House of the Dragon: Was hat es mit dem Traum von [SPOILER] auf sich?

    von Luca Fontana

  • Hintergrund

    «Game of Thrones»: Cersei Lannister und die Geschichte, die sich wiederholt

    von Luca Fontana