Hintergrund

ETH-Professorin: «Mäuse machen kein Krafttraining»

Katrien De Bock erforscht an der ETH, wie Bewegung die Gesundheit fördert und wie sich unser Körper einer sportlichen Belastung anpasst. Ihr Fazit: Sport ist Medizin. Ein Gespräch, das komplett im Sitzen stattfindet.

Ich hätte die Professorin für Bewegung und Gesundheit an der Eidgenössisch Technischen Hochschule ETH gerne in Zürich zu einem Spaziergang getroffen. Wegen Corona wird daraus ein Zoom-Interview im Sitzen. Ohne es zu wollen, haben wir einen Aspekt unseres Gesprächs gleich vorweg genommen: Wir Menschen sitzen zu viel.

Ich sah kürzlich an einer Busstation die Werbung einer Schweizer Krankenversicherung, die sagt, dass die meisten orthopädischen Verletzungen in der Schweiz vom Skifahren oder anderen sportlichen Aktivitäten herrühren. Die Gesundheitskosten, die so entstehen, sind viel tiefer im Vergleich zu jenen Kosten, die wir als Gesellschaft einsparen, wenn wir weniger Krankheiten haben, die sich über Jahre entwickeln. Wie zum Beispiel Typ 2-Diabetes oder Krebs.

Fachleute wissen, wie man Verletzungen vermeidet oder in einer frühen Phase behandelt. Zum Beispiel, wenn es um Sehnenverletzungen oder Arthrose geht: Wenn sie einmal da sind, ist es in der Regel zu spät. Da gibt es wenige Behandlungsmöglichkeiten, was diese chronischen orthopädischen Verletzungen anbelangt. Mit dem Rat eines Spezialisten verbesserst du dich schneller und erreichst deine Ziele besser. Er hilft aber auch, einem Übertraining vorzubeugen.

Warum weniger tatsächlich oft mehr ist

Es ist korrekt, dass Training aus biologischer Sicht eine Anpassung deiner Muskeln und deines Systems an diesen Stress ist. Aus diesem Grund erhältst du eine verbesserte Trainings-Fähigkeit.

Wenn du am Morgen müde aufstehst und bereits eine erhöhte Herzfrequenz spürst, sind dies Anzeichen eines Übertrainings.

Low-Carb, No-Carb oder was?

Der heimliche König Darm

Wichtig ist, dass Menschen Sport treiben und dass sie mögen, was sie tun. Denn das ist der einzige Weg, den Sport und damit die Bewegung bis ins Alter aufrechtzuerhalten.

Viktor Schwarzenegger oder Arnold Röthlin

Sport in Zeiten einer Pandemie

Es gibt ja viele verschiedene Möglichkeiten Sport zu machen, auch draussen. Ich würde auch Schulen sehr raten, sich mehr für körperliche Aktivitäten zu engagieren, für Sport im Freien. Die Gyms zu schliessen, mag aus epidemiologischer Sicht Sinn machen, nicht aber aus sportlicher Sicht. Es ist eine schwierige Diskussion.

Der präventive Teil des Sports ist sehr schwierig zu vermitteln, weil er sich nicht verkauft.

Um das zu erreichen, braucht es jedoch eine jahrzehntelange Planung – und dafür ist unser politisches System offenbar nicht gemacht.

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Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.


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