Siri Schubert
Meinung

Ein E-SUP? Grober Unfug auf dem Wasser

Siri Schubert
10.6.2024

Es musste ja kommen. Nach dem E-Scooter, dem E-Skateboard und dem E-Bike jetzt auch das E-SUP. Das Stand-Up-Paddelboard mit elektrischem Antrieb wurde auf der Messe «Outdoor by ISPO» vorgestellt, an der sich sonst fast alles um Nachhaltigkeit drehte. Ich finde, das ist ein absoluter Schlag ins Wasser.

Anders als ein E-Bike fördert ein E-SUP nicht die Mobilität. Während ein elektrounterstütztes Velo im besten Fall auf kurzen Strecken das Auto ersetzt (und ich weiss, es ist auch Freizeit- und Sportgerät und noch vieles anderes, doch das ist eine andere Diskussion), soll das E-SUP anstelle eines bereits mit dem körpereigenen Bio-Motor betriebenen Sportgeräts eingesetzt werden.

Somit passt ein Wassersport-Freizeitgerät mit Akkus und einem an einen Rührstab erinnernden Antrieb keineswegs zum Nachhaltigkeitsgedanken, der auf der Messe an jeder Ecke propagiert wurde.

Stand-Up-Paddeln kann fast jeder lernen, einen Elektro-Quirl braucht es nicht

Stand-Up-Paddelboarding ist leicht zu lernen und wer sich ein bisschen mit den Gewässern und der Natur beschäftigt, wird schon bald gut und sicher unterwegs sein. Mit eigenem Können und eigener Kompetenz, denn die kann kein motorbetriebener Mini-Propeller ersetzen.

Als SUP-Instruktorin unterrichte ich seit rund zehn Jahren Menschen jeden Alters. Selbst über 70-Jährige hatte ich schon im Kurs. Und meine Erfahrung sagt: Fast alle können das Stand-Up-Paddeln lernen.

Dass ein E-SUP sicherer ist, möchte ich bezweifeln

Doch Sicherheit ist das, was der Anbieter mir gegenüber als bedeutenden Vorteil der E-Boards herausstellte. Und als wichtigstes Argument gegen das E-SUP-Verbot in der Schweiz anführt. Mit elektrischem Antrieb kämen Paddler immer wieder an ihren Einstiegsort zurück, hiess es.

Unsinn: Wenn es stark windet, kommt auch ein kleiner Elektromotor nicht gegen den Windwiderstand und die Oberflächenströmung an. Theoretisch addiert sich zwar die gepaddelte Geschwindigkeit und die Leistung des Motors, praktisch funktioniert das aber nur bedingt, weil sich durch den Schub des Motors der Druck auf das Paddel und dadurch die Effizienz verringert.

Ein Board mit Motor ist je nach Ausführung 12,5 bis 14,9 Kilogramm schwer, wie mir der Hersteller auf der Outdoor by ISPO bestätigte. Bei dem Gewicht lässt sich das E-Board im Vergleich zu einem konventionellen Board, das etwa sieben bis neun Kilos wiegt, deutlich schlechter beschleunigen.

Zudem ist bei Windwellen das Wasser aufgewühlt. Vielfach ist in solchen Situationen nicht fehlende Kraft oder Kondition das Problem, sondern die Balance. Und da hilft auch ein kleiner Elektromotor nichts. Im Gegenteil: Mit Motor geraten Paddlerinnen und Paddler vielleicht in Schwierigkeiten, die sie nicht hätten, wenn sie sich auf das eigene Können und die eigene Kraft verlassen und die Bedingungen im Auge behalten.

Wer mit Motor fährt, verpasst das, was Paddeln ausmacht

Titelbild: Siri Schubert

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Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.


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