
Produkttest
Die Nnormal «Race Vest» im Test: Ein Rucksack, der beim Laufen an Ort und Stelle bleibt
von Siri Schubert
Laufwesten – die einen lieben, die anderen hassen sie. Selbst wenn sich an ihnen gerade eine Lauf-Snobismus-Debatte entzündet, darfst du sie mit Genuss tragen. Hier erfährst du, warum sie so nützlich sind.
Das Phänomen hat sich auf Social Media rasant verbreitet – Stichwort «Running Vest Police». Bei Fotos von Läuferinnen und Läufern mit Laufrucksack hagelt es bissige Kommentare. Ihre Läufe seien zu kurz, nicht intensiv genug oder führten durch zu flaches Gelände, um eine Laufweste zu rechtfertigen, heisst es dort. Nur spöttischer formuliert.
Häufig trifft die Kritik Frauen, die in den Augen der Motzer bestenfalls joggen. Die Running-Vest-Kontroverse scheint sich im Kern darum zu drehen, wer ein «echter Läufer» oder eine «echte Läuferin» ist und wer das entscheiden darf.
Mit Laufwesten selbst hat das wenig zu tun. Sie sind nämlich enorm praktisch, finde ich. Und haben ihre Berechtigung, egal wie kurz, lang, anspruchsvoll oder locker der Lauf ist. Und warum es irgendjemanden etwas angehen sollte, was andere beim Laufen tragen, ist mir ohnehin ein Rätsel.
Warum ich das so sehe? Hier sind meine fünf Lieblings-Argumente für Laufwesten:
Schlüssel, Smartphone, Taschentuch und Wasser – für viele sind das die Essentials beim Laufen. Westen sind ideal, um diese Dinge sicher zu verstauen. Wenn du eine extra Flask und einen zusätzlichen Riegel oder ein Gel mitnimmst, kannst du deine Strecke auch mal spontan verlängern, denn du bist – zumindest was die Verpflegung angeht – vorbereitet.
Laufwesten mit geringem Volumen zwischen vier und sechs Litern sind für kürzere Läufe ideal. Ich habe die «Race Vest» von Nnormal getestet und häufig in Gebrauch.
Gerade im Herbst und im Frühling läufst du vielleicht mit einer Jacke los, doch nach ein paar Kilometern wird es dir zu warm. Die Extraschicht, die du anfangs trugst, findet Platz in deiner Weste. Neben Mütze, Stirnlampe und Handschuhen. Und wenn es nach Regen aussieht, kannst du eine leichte Regenjacke in deinen Laufrucksack packen.
Mit dem Schlüssel oder Smartphone in der Jackentasche zu laufen, nervt mich. Das Klappern und Klirren und das ewige Auf und Ab der Gegenstände in der Tasche schmälern das Laufvergnügen.
Manche Laufhosen oder Shorts haben eingenähte Mini-Taschen für den Schlüssel. Richtig bequem ist das nicht. Denn der Schlüssel drückt oder scheuert und ist immer irgendwie im Weg. Von Lauf-Leggings mit Handytasche bin ich ebenfalls nicht restlos begeistert. Je nach Platzierung der Tasche und Dehnbarkeit des Stoffes arbeitet sich das Smartphone während des Laufs nach oben und kann so herausfallen.
Deshalb ist mir eine Laufweste lieber. Dort kann ich die Sachen – teilweise sogar in Taschen mit Reissverschluss – verstauen.
Moderne, auf geringes Gewicht und Performance getrimmte Laufbekleidung hat oft keine Taschen. Das ist im Wettkampf angenehm, im Training oft unpraktisch, wenn du Alltagsgegenstände dabei hast. Auch hier ist der Laufrucksack ein Retter.
Natürlich kannst du auch einen Laufgurt wie diesen von Compressport nehmen.
Doch wenn du noch etwas zum Trinken oder Gels dabei haben möchtest, sind Laufwesten meist die bessere Wahl.
Für Frauen bietet Nnormal noch eine Alternative: Lauftops mit drei Taschen und etwas Stauraum. Für Schlüssel, Smartphone und Gels reicht das. Dein Getränk passt allerdings nicht mehr in das Top.
Planst du längere Laufabenteuer, gehört eine Running Vest zu den Basics. Beim Trailrunning habe ich sie immer dabei, um Wasser oder Elektrolyt-Getränk, Gels, Riegel, warme Kleidung, Stöcke, Isolationsdecke und Notfallausrüstung sicher zu verstauen.
Bei Trailrunning-Events gibt es fast immer eine Liste vorgeschriebener Ausrüstungsgegenstände wie Regenschutz, Stirnlampe und eine bestimmte Menge Wasser. Ohne Laufrucksack geht da nichts. Meist brauchst du ein Modell mit grösserem Fassungsvermögen als fürs Training im flachen Gelände.
Den Montane Gecko VP 12+ habe ich getestet und nutze ihn sehr gern fürs Trailrunning.
Du planst einen längeren Wettkampf, bei dem du einen Laufrucksack tragen wirst? Natürlich ist es sinnvoll, ihn im Training zu testen, selbst wenn es bei einem locker-flockigen vier Kilometer langen Recovery-Run ist. Auch wenn die Spötter meinen, auf so einer kurzen Distanz sei die Weste übertrieben. Egal. Jedenfalls kannst du so ausprobieren, ob die Laufweste richtig sitzt und nicht scheuert und ob du Flasks oder, wie ich, eine Trinkblase bevorzugst.
Wie schnell du an deine Ausrüstung kommst und ob die Regenjacke über die Laufweste passt, kannst du ebenfalls probieren. So erlebst du beim Wettkampf keine zeitraubenden Überraschungen.
Apropos Wettkampf: Ich laufe nicht nur bei langen Trailevents, sondern teilweise schon bei der Halbmarathon-Distanz mit Laufweste. So bin ich unabhängig von Verpflegungsstationen, habe das Elektrolyt-Getränk bei mir, das keine Magenprobleme bereitet und kann Regenjacke und Co. gut verstauen.
Wenn dir noch weitere gute Gründe für einen Laufweste einfallen, schreib sie in die Kommentare. Wenn du sachlich und freundlich bleibst, kannst du natürlich auch Argumente gegen Laufwesten vortragen.
Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.
Hier liest du eine subjektive Meinung der Redaktion. Sie entspricht nicht zwingend der Haltung des Unternehmens.
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