Drei Wochen bis zum Halbmarathon: Warum ich in minimalistischen Schuhen laufe
Produkttest

Drei Wochen bis zum Halbmarathon: Warum ich in minimalistischen Schuhen laufe

Siri Schubert
22.9.2023

Richtig gut gepolsterte Schuhe waren noch nie mein Ding. Lieber laufe ich nach dem Motto: Weniger ist mehr. Deshalb habe ich die minimalistischen Trailrunningschuhe der Marke Xero Shoes einem ersten Test unterzogen.

In den verbleibenden drei Wochen bis zum Hallwilersee-Halbmarathon am 14. Oktober geht es mir hauptsächlich ums Fine-Tuning. Ich will meinen Laufstil verbessern und greife dazu auf die minimalistischen «Mesa Trail II» Schuhe zurück. Die 21 Kilometer werde ich sicher nicht damit laufen, aber ich will wissen, ob sie als Trainingsgerät für lockere Läufe zwischendurch taugen.

Weil das Thema Barfusslaufen mich schon sehr lange beschäftigt, starte ich mit einem Ausflug in die Geschichte. Wenn dich aber ganz brennend interessiert, wie sich die «Mesa Trail II» Schuhe an meinen Füssen machen, kannst du gleich zum Produkttest scrollen. Nur so viel: Xero Shoes und die Autoren von «Born to Run» sind vor knapp sechs Monaten eine Partnerschaft eingegangen. Nach monatelangen Tests und Läufen in den Xero Schuhen fanden Laufcoach Eric Orton sowie der passionierte Läufer und Journalist Christopher McDougall, dieser Schuh passe zu ihnen und ihrer Laufphilosophie. Der Blick zurück ist also nicht ganz so beliebig, wie es vielleicht scheint.

Xero Shoes Mesa Trail II (41.5)
LaufschuheVerfügbarkeit unbekannt

Xero Shoes Mesa Trail II

41.5

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LaufschuheVerfügbarkeit unbekannt

Xero Shoes Mesa Trail II

41.5

Ein Ausflug nach Mexiko und in die Geschichte des Barfusslaufens

Knapp fünfzehn Jahre ist es her, seit Christopher McDougall mit seinem Buch «Born to Run» mein Läuferinnenherz und das vieler anderer eroberte.

Born to Run (Christopher McDougall, Deutsch)
Ratgeberin einigen Tagen verfügbar
CHF15.70

Born to Run

Christopher McDougall, Deutsch

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Die Geschichte der Tarahumara oder Raramuri, wie sie auch genannt werden, inspirierte mich. Die Läufer dieser indigenen Bevölkerungsgruppe in der Sierra Madre Occidental, einem Gebirgszug im Westen Mexikos, legten in handgefertigten Sandalen aus Gummi und Garn schier unglaubliche Ausdauerleistungen hin. Nicht weniger faszinieren mich die Stories und Abenteuer von Christopher McDougall und Laufcoach Eric Orton. Mit einer wilden, bunten Gruppe von Läuferinnen und Läufern rannten sie durch die glühende Hitze des kargen Copper Canyons in der angeblich von Drogenkartellen beherrschten Gegend Mexikos.

Das Buch begeisterte nicht nur mich, sondern eine ganze Generation von Läufern und entwickelte sich schnell zum New York Times Bestseller. Weniger ist mehr, lautete fortan das Credo. Statt in Laufschuhen bekannter Marken waren viele – ich inbegriffen – fortan in minimalistischen Schuhen unterwegs. Besonders beliebt waren die Vibram Five Fingers, von denen ich immer noch drei Paar in Gebrauch habe.

Vibram Kso Evo FiveFingers Schuhe
Wanderschuhein einigen Tagen verfügbar
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Das Pendel schwingt vor und wieder zurück

Weil fast jede Bewegung eine Gegenbewegung auslöst, hielt der Barfusstrend nicht lange an. Laufschuhe mit dickem Polster, hoher Stabilität und jeder Menge Unterstützung für den Fuss wurden die Norm. Marken wie Hoka, Adidas und On setzen inzwischen bei einigen ihrer Modelle auf sehr starke Polsterung.

Doch nun – getreu dem Prinzip von Bewegung und Gegenbewegung – werden auch Barfussschuhe wieder modern. Dass vor wenigen Monaten das Buch «Born to Run 2» erschienen ist, unterstreicht diesen Trend.

Born to Run 2: The Ultimate Training Guide (Eric Orton, Christopher McDougall, Englisch)
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Eric Orton, Christopher McDougall, Englisch

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Wie viele Themen wird auch das Barfusslaufen kontrovers diskutiert. Für die einen ist es das Nonplusultra für einen natürlichen, gesunden, schnellen und verletzungsfreien Laufstil, für die anderen eine sichere Art, Sehnen, Bänder und Gelenke zu zerstören. Auch die Wissenschaft ist sich nicht einig, ob Barfusslaufen in Kulturen, in denen normalerweise Schuhe getragen werden, Verletzungen vorbeugt. Vieles hängt davon ab, ob die Läufer bisher auch im Alltag schon barfuss gelaufen sind und wie stark der Fuss und der unterstützende Apparat an Muskeln, Bändern und Sehnen ist.

Auf dem Weg zur Vorfussläuferin

Ich laufe gerne barfuss oder in Skinners. Seit Neustem trainiere ich meine Füsse zusätzlich auf dem Blackboard. Damit ich mich mit meinen inzwischen gestärkten Füssen langsam von einer Fersenläuferin zu einer Vorfussläuferin entwickeln kann, jogge ich immer wieder in Barfussschuhen. Durch die fehlende Polsterung im Fersenbereich verleiten Barfussschuhe dazu, eher auf dem Mittel- oder Vorfuss zu laufen. Denn wenn die Ferse ohne Polsterung auf hartem Untergrund landet, wird es schnell schmerzhaft. Mit minimalistischen Schuhen erhalte ich direktes Biofeedback zu meinem Laufstil, ganz ohne teure Technologie.

Statt hart auf den Fersen aufzuprallen, möchte ich sanft auf dem Vorfuss landen.
Statt hart auf den Fersen aufzuprallen, möchte ich sanft auf dem Vorfuss landen.
Quelle: Siri Schubert

Minimalistische und Barfussschuhe haben einige charakteristische Merkmale: Sie verfügen generell über eine breitere Zehenbox, die das Bewegen der Zehen erlaubt und den Fuss auf eine breitere Basis stellt. Das hilft bei der Balance. Zudem sind die Schuhe sehr flexibel und bieten keine Unterstützung für das Fussgewölbe. Sie sind flach ohne Gefälle (Sprengung im Fachjargon) zwischen Ferse und Vorfuss.

Der Test: Der «Mesa Trail II» von Xero Shoes im Training

Einen Barfussschuh in die Berge zu nehmen, erfordert einiges an Vertrauen. Denn wer sich dort den Knöchel bricht, muss unter Umständen die Rettung rufen. Deshalb teste die «Mesa Trail II» Schuhe erst einmal beim Joggen auf Landwirtschaftswegen, Waldwegen und mit Holzschnitzeln gepolsterten Pfaden.

Vom ersten Moment an bin ich begeistert, wie leicht und natürlich sich der Schuh anfühlt. Mit 215 Gramm (gemäss Küchenwaage) bei Schuhgrösse 39 ist er zwar nicht superleicht, aber gewichtsmässig immer noch im unteren Bereich der Laufschuhe. Da er robust gebaut ist und mit 3,5 Millimeter Profil und Steinschutz an den Zehen aufwartet, ist das Gewicht durchaus akzeptabel. Wichtig für mich ist die breite Zehenbox, denn wenn meine breiten Füsse eingequetscht werden, kann der Schuh in anderen Aspekten noch so gut sein, ich kann mit ihm nicht laufen.

Eine robuste Sohle, Zehenschutz und luftdurchlässiges Mesh zeichnen den Schuh aus.
Eine robuste Sohle, Zehenschutz und luftdurchlässiges Mesh zeichnen den Schuh aus.
Quelle: Siri Schubert

Leicht gepolstert und flexibel

Der «Mesa Trail II» verfügt über eine herausnehmbare Innensohle, die ich für die ersten Tests drin lasse, dann aber entferne, ohne einen wirklichen Unterschied zu spüren. Zudem ist der Trailrunning-Schuh mit einer wenige Millimeter dicken Zwischensohle ausgestattet, um gerade für das Bergablaufen ein Minimum an Dämpfung bereitzustellen. Auch mit den insgesamt rund neun Millimetern Polsterung (Aussensohle, Zwischensohle und herausnehmbarer Innensohle) spüre ich den Boden gut. Ein präzises Gefühl für Steine, Wurzeln und andere Unebenheiten erhöht die Eigenwahrnehmung und damit die Balance. Ich steh’ drauf. Da ich mit dem recht breiten Schuh flach auf dem Boden lande, ist auch die Gefahr, umzuknicken, gefühlt geringer als mit Schuhen mit dickerer Polsterung an den Fersen.

Innen ist der Schuh im Fersenbereich und an der Zunge leicht gepolstert, was Herumrutschen und Blasenbildung verhindert. Verstärkte Bänder aus Gummi an den Seiten im Mittelfussbereich geben den Füssen zusätzlich Halt. Das schätze ich vor allem bei schnellen Richtungswechseln, wenn ich Wurzeln oder Steinen ausweiche.

Der Schuh ist insgesamt sehr flexibel. Beim Laufen habe ich so das Gefühl, dass nichts die natürliche Bewegung meines Fusses bremst. Das Obermaterial ist leicht und luftig, sodass es meinen Füssen nicht zu warm wird. Wasserfest ist das Meshgewebe allerdings nicht. Nach dem Laufen auf einer taufrischen Wiese waren meine Füsse nass. Was ich aber nicht schlimm finde, denn dank der Belüftung trocknet der Schuh auch schnell wieder.

Der «Mesa Trail II» von Xero Shoes ist nach allen Richtungen flexibel und lässt sich wie ein Igel einrollen.
Der «Mesa Trail II» von Xero Shoes ist nach allen Richtungen flexibel und lässt sich wie ein Igel einrollen.
Quelle: Siri Schubert

Richtig gut finde ich die Sohle mit dem 3,5-Millimeter-Profil. Der Halt ist auch auf feuchtem Untergrund gut und gibt mir Sicherheit. Nützlich ist der Zehenschutz aus Gummi, der verhindert, dass der Schuh gleich reisst, wenn ich an einem Ast oder einer Wurzel hängen bleibe.

Das Profil mit 3,5 Millimeter Stollen verhindert Rutschen.
Das Profil mit 3,5 Millimeter Stollen verhindert Rutschen.
Quelle: Siri Schubert

Fazit: Alles was es braucht, aber nicht mehr

Meine Füsse sind inzwischen so gut trainiert, dass ich eine 45-minütige, lockere Laufeinheiten in den Xero Schuhen zurücklegen kann. Für den Anfang sollte man sich aber langsam ans Barfusslaufen herantasten und erst mal nur spazieren gehen oder wenige Minuten in den Schuhen laufen, da sonst die Verletzungsgefahr aufgrund der geringen Dämpfung steigt. Nach und nach werden die Füsse aber stärker und dann macht es Spass, mit einem leichten Schuh locker und natürlich auf unebenem Untergrund zu laufen.

Leichtes und lockeres Laufen fällt auf weichem Untergrund besonders leicht.
Leichtes und lockeres Laufen fällt auf weichem Untergrund besonders leicht.
Quelle: Siri Schubert

Die «Mesa Trail II» Schuhe überzeugen mich. Sie haben alles, was es braucht, um auf unbefestigten Wegen unterwegs zu sein, aber nicht mehr. Natürlich will ich auch noch testen, wie sie sich in den Bergen machen, aber für lockere Läufe über Kies-, Wald- und Landwirtschaftswege mit bisher nur wenigen Höhenmetern finde ich sie richtig gut. In der Vorbereitung für den Halbmarathon am 14. Oktober haben sie auf jeden Fall ihren Platz gefunden.

Titelfoto: Siri Schubert

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Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.


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