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Die Minimap muss weg

Die Minimap muss weg! Sie lenkt meinen Fokus an den Bildschirmrand und weg von der Action. Vier Beispiele zeigen, wie es anders geht.

So schiele ich auf der Reise durch Nilfgaard, Los Santos oder Night City ständig an den Bildschirmrand. Währenddessen zieht die Spielwelt unbeachtet an mir vorbei. Das ist schade. Es sind imposante Games, die in fantasievollen, malerischen und immersiven Umgebungen stattfinden. Doch wie soll ich mich auf eine Welt einlassen, wenn ich die meiste Zeit nur auf ein Interface-Element glotze? Die Minimap ist zu nützlich, um sie zu ignorieren.

Alternative 1: Der Kompass

Die wohl verbreitetste Alternative zur Minimap ist der Kompass. Er liegt klassischerweise in der oberen Bildschirmmitte und zeigt in Games wie «The Elder Scrolls: Skyrim», «Fallout 76» oder «Batman: Arkham Knight», in welcher Richtung das Ziel liegt. Den genauen Weg muss ich selber finden.

Der Kompass ist nicht perfekt. Er verlangt mehr Aufmerksamkeit, je näher ich meinem Ziel komme. Statt auf den letzten Metern Hinweise aus der Spielwelt aufzunehmen, renne ich wie mit Scheuklappen dem Icon auf dem Kompass hinterher, bis ich angekommen bin. Auch hier beschäftige ich mich mehr mit einem Interface-Element als mit der Welt.

Alternative 2: Von der Natur geleitet

Kreative Alternativen zur Minimap oder dem Kompass bieten «Ghost of Tsushima» und «Shadow of Colossus». Markiere ich in «Ghost of Tsushima» ein Ziel, weht der Wind visuell erkennbar in die entsprechende Richtung. Die Richtungsangabe ist nahtlos in die Spielwelt integriert und ich werde gezwungen, mit ihr zu interagieren. Komme ich dennoch vom Weg ab, kann Protagonist Jin Sakai einen Windstoss hervorrufen, der mir die Richtung anzeigt.

Wander, die Hauptfigur in «Shadow of Colossus», kann zur Orientierung sein Schwert ins Sonnenlicht halten. Ein Lichtstrahl leuchtet dann von seinem Schwert in Richtung des Ziels. Auch diese Lösung lenkt meine Aufmerksamkeit aufs Spielgeschehen, statt an den Bildschirmrand.

Alternative 3: Die Karte selbst in die Hand nehmen

Auch das Zombie-Survival-Spiel «DayZ» verzichtet auf eine Minimap. Anfangs stehen mir zur Orientierung nur Wegweiser, Ortsschilder, Wahrzeichen und die Sonne zur Verfügung. Eine Karte der Spielwelt und einen Kompass muss ich zuerst finden. Auch hier sind beides Ingame-Gegenstände.

Alternative 4: Zeig mir den Vogel

Karten-Studieren ist nicht jedermanns Sache. Darum freue ich mich über den Mittelweg, den mir das neuste «Assassin’s Creed»-Spiel bietet.

«Mirage» kommt zusätzlich zugute, dass Basim seine «Adlerauge»-Fähigkeit einsetzen kann. Sie markiert Gegner, Truhen und Ziele in der Nähe des Assassinen. Die Kombination von Adler und Adlerauge funktioniert einwandfrei. Die Minimap vermisse ich zu keinem Zeitpunkt und auch die grosse Weltkarte benutze ich äusserst selten.

Der Haken: In besonders grossen Spielwelten stösst die Vogelperspektive an ihre Grenzen. Schon andere «Assassin’s Creed»-Welten wie England («Valhalla») oder Griechenland («Odyssey») sind zu gross, als dass ein Vogel sie überblicken könnte. Eine Karte ist fast unumgänglich.

Doch Bagdad, der Schauplatz in «Mirage», ist kompakt. Die vielen Türme, Wahrzeichen und vor allem die «Runde Stadt» im Zentrum fallen auf und helfen bei der Navigation.

Vertraut mir

Die lästige Pflicht des Navigierens wird durch Enkidu zum Erlebnis. Statt mich aus der Welt zu reissen, gewährt mir der Adler eine atemberaubende Aussicht. Auch in diesem Spiel steht die Welt dabei nicht still. Mehr als einmal holt mich ein Säbel in der Flanke unsanft auf den wortwörtlichen Boden der Tatsachen zurück, weil eine Wache in Basim einen Assassinen erkannt hat. Das macht das Spiel aber auch spannender.

Statt stumpf einer gepunkteten Linie zu folgen, nehme ich die Navigation lieber selbst in die Hand. In Zukunft werde ich die Minimap vermehrt ausschalten. Die Erfahrung zeigt: Es geht auch ohne.

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Meine Rückzugsorte tragen Namen wie Mittelerde, Skyrim und Azeroth. Muss ich mich aufgrund von Reallife-Verpflichtungen von ihnen verabschieden, begleiten mich ihre epischen Soundtracks durch den Alltag, an die LAN-Party oder zur D&D-Session.


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