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«Battlefield 6» aus der Perspektive eines «Call of Duty»-Spielers

Zum ersten Mal in meiner Gamer-Karriere habe ich mich an ein «Battlefield»-Spiel gewagt. Obwohl ich Spass hatte, werde ich langfristig wieder zurück zu meiner wahren Liebe wechseln: «Call of Duty».

Liebes «Battlefield 6»

Vor dir habe ich noch nie ein «Battlefield» gespielt. Meine Shooter-Gelüste habe ich bis anhin monogam mit «Call of Duty» befriedigt. Du hast mich aber neugierig gemacht und mir eine neue Welt gezeigt. Eine Welt voller Fahrzeuge, Chaos und Zerstörung. Ich verstehe endlich, wieso du als Spielreihe so viele fanatische Anhänger hast. Dafür möchte ich mich bei dir bedanken.

Leider sehe ich langfristig trotzdem keine Zukunft mit dir. Es liegt an mir, nicht an dir. Nach unserer kurzen, aber intensiven Affäre muss ich zu meiner wahren Liebe zurückkehren: «Call of Duty».

Du willst wissen, wieso? Ich will es dir verraten. Zunächst will ich dir aber sagen, was mich an dir so fasziniert hat.

Was ich an dir mag ♥️

Du bist eine spielerische Wucht. Solch epische und chaotische Schlachten habe ich bei einem «Call of Duty», das auf kleinere Maps setzt, nie erlebt. Während unserer rund zweiwöchigen Affäre hast du mir so viele geile Momente auf deinen Schlachtfeldern beschert, die ich am liebsten sofort mit jemandem geteilt hätte.

Weisst du noch, als ich aus einem abstürzenden Hubschrauber gesprungen bin und bei der Landung einem Gegner in den Kopf geschossen habe? Und das alles, während der Heli einige Meter neben mir auf dem Boden zerschellt und explodiert ist. Absolute Cinema!

Oder, weisst du noch diese unglaublich epische Panzerschlacht? Ich habe einen Panzer manövriert und mir gegen einen feindlichen Panzer einen nervenaufreibenden Schlagabtausch geleistet. Überlebt habe ich nur, weil meine fleissigen Pionier-Teammitglieder meine Kriegsmaschine laufend repariert haben.

Solches Teamwork ist mir als «Call of Duty»-Spieler fremd. Dort rennt jeder egoistisch umher, um möglichst viele Kills abzustauben. Bei dir arbeiten fremde Leute zusammen. Faszinierend. Und irgendwie herzerwärmend.

Apropos Pioniere – ich liebe dein Klassensystem. Die vier Jobs auf dem Schlachtfeld – Sturm, Pionier, Versorgung und Aufklärer – sorgen für viel spielerische Abwechslung. Ich habe meist in der Rolle als Versorger gespielt. Leben auf dem Schlachtfeld zu retten, hat mir genauso Spass gemacht, wie Leben zu nehmen. Und es hat mir ermöglicht, auch als Noob Punkte zu sammeln, ohne die ultimative Killermaschine mit 3.0-Kill-Death-Ratio zu sein.

Ich fühlte mich hilfreich, auch wenn ich scheisse spielte. Du warst so nett zu mir.

Auch deine Zerstörungswut hat mich in ihren Bann gezogen. Dass ich mit Raketen und Granaten ganze Häuser zum Einstürzen bringen kann, fühlt sich für mein «Call of Duty»-Gehirn einfach magisch an. Zerstörung macht Spass. Und keiner lässt Zerstörung so episch aussehen, wie du.

Du siehst also, ich habe unsere gemeinsame Zeit genossen. Und das sage ich nicht nur, weil ich dich kostenlos von EA bekommen habe, um dich zu testen. Leider hast du aber auch Seiten an dir, die mich genervt haben.

Vielleicht solltest du dich für den nächsten Abschnitt kurz setzen. Nicht, dass ich dich noch wiederbeleben muss.

Was mich an dir nervt 💔

So sehr ich deine epischen Schlachten mit Dutzenden von Spielern auf riesigen Maps liebe – sie sind anstrengend. Es fühlt sich fast wie ein Ehegelübde an, ein Match zu starten, mit dem Wissen, dass ich die nächsten 40 Minuten ohne Pause durchballern werde.

Ich bin auch keine 20 mehr. Meine Ausdauer hat Grenzen. Manchmal hab ich einfach Bock auf einen kurzen, knackigen Quickie. Das kannst du mir im Gegensatz zu «Call of Duty» nicht bieten. Ja, ich weiss, du hast auch kürzere, klassische Shooter-Spielmodi wie «King of the Hill» oder «Team Deathmatch». Aber ganz ehrlich: Du bist nicht gut darin.

Immer, wenn ich diese kompakteren Modi gezockt habe, habe ich mir gewünscht, «Call of Duty» zu spielen. Deine Stärken liegen nicht im Kleinen, sondern im Grossen.

Am meisten gestört hat mich jedoch deine Steuerung. Du bewegst dich einfach nicht so grazil wie «Call of Duty» mit seinem «Omnimovement». Und du bist in erster Linie ein PC-Game, das merke ich sofort. Als Konsolenspieler fühle ich mich benachteiligt. Ich habe versucht, dich zu verstehen, dich zu kalibrieren – aber wir haben uns nicht gefunden. Ich ziele mit den Sticks als hätte ich fünf Korn gesoffen, auch mit Aim Assist.

Mir fehlen zudem Optionen für eine ordentliche Gyro-Steuerung. In deinen Einstellungen hast du zwar alibimässig einige Optionen für Bewegungssteuerung versteckt, die funktionieren aber nicht richtig. Danke für nichts.

Du glaubst mir nicht, dass Bewegungssteuerung in Shootern wichtig ist? Dann lies dir diesen Beitrag durch, liebes «Battlefield 6»:

Ich höre schon die RGB-Tastaturen der PC-Master-Race-Jünger in den Kommentaren rattern: «Selber schuld, Shooter spielt man nicht auf der Konsole.» Doch, tut man. Und tue ich. So wie Millionen andere «Battlefield»-Fans auch. Und diesen Millionen von Fans sollte man anständige Steuerungsoptionen anbieten. Punkt.

«Call of Duty» lässt mich die Gyro-Steuerung bis auf kleinste Details anpassen. Dort verteile ich mit der zusätzlichen Präzision Headshots problemlos, auch beim Sliden oder Hechten. Wieso kannst du mir das nicht auch bieten, «Battlefield 6»?

Ich hoffe, du wirst glücklich mit anderen – denn alleine bist du langweilig

Ich muss noch ein paar Worte zu deinem Singleplayer-Modus verlieren. Der hat mich schwer enttäuscht. In deinem Dating-Profil – sorry, deinen Trailern – hast du mir viel mehr versprochen, als du tatsächlich geliefert hast. Optisch bleibst du mit matschigen Texturen und komischen Animationen hinter den Erwartungen zurück. Du bist leider meilenweit von einer auf Hochglanz polierten «Call of Duty»-Kampagne entfernt.

Auch deine Storytelling-Fähigkeiten sind beschränkt. Ich muss zugeben, ich habe dir oft nicht zugehört. Während du in Cutscenes geredet hast, bin ich mit meinen Gedanken abgeschweift und habe über «Call of Duty» nachgedacht. Es tut mir leid.

Die Action in deiner Solo-Kampagne kann auch nicht mit dem Multiplayer mithalten. Du kannst das Chaos, das im Zusammenspiel mit anderen Spielern entsteht, nicht annähernd replizieren. Mir fehlen Highlights, an die ich mich erinnern werde, wie an die speziellen Momente im Multiplayer.

Kurzum: Im Singleplayer bist du einfach verdammt langweilig.

Zurück zum «Call of Duty»-Glück

Ich hoffe, diese Zeilen haben dich nicht zu sehr getroffen. Du bist kein schlechtes Game, überhaupt nicht. Es hat mir Spass gemacht, mal was Neues auszuprobieren. Aber nachdem sich die anfängliche Faszination über die neue Erfahrung abgenutzt hat, muss ich auf mein Herz hören. Und das sagt ganz klar: «Call of Duty».

Ich muss zugeben, dass ich während unserer Affäre ab und zu mit meiner wahren Shooter-Liebe fremdging (kann man während einer Affäre fremdgehen?). Das kommende «Black Ops 7» hatte nämlich ein Beta-Event, das ich nach unseren gemeinsamen Spiele-Sessions mit einem Monster-Energy-Drink in der Hand getestet habe. Sorry, dass ich das erst jetzt erwähne.

Dieses Beta-Event hat mir nochmals bestätigt, dass mein Herz für «Call of Duty» und nicht für dich schlägt. Ja, «Black Ops 7» sieht absolut bunt, dumm und «over the top» aus. Und ich liebe es.

Kurze, süchtig machende Matches, übertrieben schnelle Steuerung mit Walljumps, absurde Gadgets und verrückte Waffen. Das Belohnungszentrum in meinem Affengehirn läuft auf Hochtouren. Im Vergleich zu dir schämt sich «Call of Duty» nicht, Fast Food zu sein. Es ist ehrlich zu mir und gibt mir, was ich will.

Zum Schluss noch das, liebes «Battlefield 6»: Einen endgültigen Schlussstrich möchte ich mit dir nicht ziehen. Vielleicht juckt es mich ja bald wieder in den Fingern nach einer epischen, 40-minütigen Schlacht. Und wer weiss, vielleicht wird «Call of Duty: Black Ops 7» trotzdem ein Totalausfall – die Chance besteht immer.

Deshalb behalte ich dich vorerst auf meiner PS5 installiert, auch wenn mein Herz nie ganz für dich schlagen wird.

P.S: Bitte verrate «Call of Duty» nichts von unserer Affäre.

«Battlefield 6» ist erhältlich für PC, PS5 und Xbox Series X/S. Die PS5-Version wurde mir von EA zur Verfügung gestellt. Einen ausführlichen Test von «Battlefield»-Experte Phil liest du hier:

Titelbild: EA

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Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.


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