
Hintergrund
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von Kim Muntinga
Footgolf. Nie gehört? So ging es mir bis vor Kurzem. Dabei steht der World Cup an. Nun weiss ich: Beim Fussball auf dem Golfplatz braucht es den perfekten Mix aus Eisenfuss, Feingefühl und mentaler Stärke. Und positiv Verrückte wie Julien Babel.
«Footgolf war schon immer da», sagt der Präsident. Jeder Fussballer liebe das Zielschiessen, die kleine Challenge mit den Teamkameraden. Wer trifft die Latte? Wer spielt den Ball näher an die Eckfahne? Weil Julien Babel viele Ziele und immer mehr Spass an der Sache hatte, half er mit, den Zeitvertreib für Zwischendurch in der Schweiz als eigene Sportart zu etablieren. Heute wird auf Golfplätzen eingelocht und der 34-Jährige ist nicht nur Spieler, sondern auch Präsident der Association Suisse de Footgolf. Treibende Kraft eines speziellen Sports, der sich gut entwickelt hat.
Gespielt wird nach Golfregeln, im schicken Dress und mit Multinockenschuhen am Fuss. Während Golfer je nach Lage auf Eisen, Driver oder Putter zurückgreifen können, haben Footgolfer nur eine Wahl: Mit welchem Ball sie eine Bahn in Angriff nehmen. Der hat natürlich immer dieselbe Grösse, aber je nach Geländeprofil kann mehr oder weniger Luftdruck entscheidend für das Rollverhalten sein. Wenn am 9. Dezember in Marrakesch der dritte World Cup beginnt, ist das Schweizer Team mit 23 Spielern am Start. Als ich das erste Mal die Webseite des Turniers besuche, bin ich ziemlich überrascht, wie professionell alles wirkt. Könnte glatt von der FIFA sein. Anders als im FIFA-Universum ist es aber ganz leicht, mit den Akteuren in Kontakt zu treten. Eine kurze Anfrage, schon habe ich Julien Babel am Telefon.
Julien, zum World Cup gibt es sogar ein Panini-Album! Seid ihr da alle drin?
Julien Babel, Präsident Association Suisse de Footgolf: (lacht) Ja, das ist verrückt! Seit ich acht Jahre alt war, habe ich Fussball-Sticker gesammelt. Jetzt sind wir selbst drauf und tauschen untereinander. Wir Footgolfer sind eine grosse internationale Community und kennen uns alle.
Das Turnier scheint gut organisiert und ziemlich gross zu sein.
Footgolf wächst schnell. Beim ersten World Cup 2012 waren acht Nationen dabei, inzwischen sind es 35. Die Qualität und das Medieninteresse steigen, dazu gibt es erstmals auch einen Frauen- und einen Senioren-Wettbewerb. Das ist alles gut für die Sportart und freut uns natürlich.
Was macht denn einen guten Footgolfer aus?
Es hilft natürlich, ein guter Fussballer zu sein. Wir haben zum Beispiel Ex-Nationalspieler Matias Vitkieiviez in unserem Team. Aber es hilft auch, Golf spielen und den Platz lesen zu können, um die richtige Linie zu finden. Manche Spieler haben nicht die beste Technik und sind trotzdem sehr gut. Und auch beim besten Spieler sind 50 Prozent Kopfsache. Man muss sich drei Stunden lang fokussieren können und mental stark sein.
Damit das beim World Cup klappt, überlasst ihr nichts dem Zufall.
Ja, wir haben ein gutes Team und reisen mit Trainer, Masseur, Physiotherapeut und Mentaltrainer nach Marokko. Seit Puma uns mit Trikots und Teamkleidung sponsert, sehen wir auch ziemlich professionell aus. (lacht)
Wie stehen die Chancen auf einen Schweizer Weltmeister? Auf der World Tour sind mit David Mancino, Lionel Jacot und Vincent Huber gleich drei Spieler unter den Top 15.
Wir haben eine grosse Chance und mehrere Topspieler, die jedes Turnier gewinnen können. Im Teamwettbewerb ist unser Ziel, mindestens ins Halbfinale zu kommen. Aber es gibt viele starke Nationen wie Italien, Frankreich, Holland oder das United Kingdom.
Dass der Upper-Class-Sport Golf so gut mit Fussball zusammenpasst und er eines Tages in Marrakesch um Weltmeisterehren spielen würde, hätte der junge Julien Babel wohl auch nicht gedacht, als er Ende der 90er-Jahre in Carouge zum ersten Mal einen Golfschläger schwang – und prompt eine Autoscheibe zerschmetterte. Danach suchte er sich seine Ziele lieber mit dem Fussball. Gute Entscheidung. Für ihn und für die Entwicklung des Footgolf, dem er mit seinen Mitstreitern Strukturen verpasst und eine Meisterschaft organisiert hat. Bislang ist die Sportart vor allem in der Romandie populär. «Durch die verschiedenen Sprachregionen ist es schwieriger, den Sport landesweit zu entwickeln», sagt Julien. Entmutigen lässt er sich davon nicht. Den Zurich Footgolf Club hat er mitgegründet, für Footgolf Basel sucht der dortige Präsident Malte Commandeur nach geeigneten Plätzen und in Locarno wurde bereits die erste Tessiner Footgolf-Anlage eröffnet.
Wie reagieren die traditionsbewussten Golf Clubs auf euch?
In der Romandie haben viele Clubs schon von Footgolf gehört. Sobald ihnen klar ist, dass wir keine Löcher graben und den Platz nicht beschädigen, sind sie offen dafür, wenn wir für Turniere anfragen. Inzwischen gibt es aber auch zehn richtige Footgolf-Anlagen in der Schweiz und weitere sind in Planung. 2018 wurden schon 25 000 Green-Fees verkauft.
Kann dort jeder spielen oder brauche ich auch eine Platzreife wie beim Golf?
Auf den Footgolf-Anlagen kann jeder spielen. Es gilt höchstens der Dresscode der Golfanlage, die meisten haben aber keinen. Wir haben auch damit begonnen, ein Handicap-System einzuführen, um unterschiedliche Spielstärken zu berücksichtigen. Unser Ziel ist, dass möglichst alle Spass haben.
Was war denn dein «magic moment»?
Da fällt mir mein erster Hole-in-one bei einem Turnier ein. Es ging leicht bergab und der Ball war sicher acht oder zehn Sekunden unterwegs, bis er ins Loch fiel. Das war grossartig. Das Gute ist, dass es beim Footgolf viel häufiger Hole-in-ones gibt als beim Golf. Jeder hat die Chance auf so einen Moment.
Beim Golf und im Profifussball geht es um Millionen. Wie ist das beim Footgolf, gibt es da auch schon hohe Preisgelder?
In den USA gibt es ein Turnier, bei dem es insgesamt um 30 000 Dollar geht. Das ist meiner Meinung nach zu viel. Ich bin dafür, dass das Geld in die Entwicklung der Sportart fliesst. Aber reich wird bei uns so oder so niemand.
Vielleicht kommen in Marokko dafür ein paar «magic moments» dazu...
Ich hoffe es! Auf unserer Facebook-Seite kannst du mitverfolgen, wie es beim World Cup läuft.
Der FIFG FootGolf World Cup wird vom 9. bis 16. Dezember 2018 in Marrakesch ausgetragen und einige Teams sind mit prominenten Namen aus der Fussballwelt am Start. Für die Niederlande geht Ex-Stürmer Roy Makaay auf Birdie-Jagd, Argentinien tritt mit dem 115-maligen Nationalspieler Roberto Ayala an und der französische Weltmeister Youri Djorkaeff ist offizieller Botschafter des Turniers, das von Marokko und Frankreich gemeinsam organisiert wurde. Die bisherigen Footgolf-Weltmeister sind weniger bekannt. Sie heissen Bela Lengyel (Ungarn/2012) und Christian Otero (Argentinien/2016). Und diesmal? Ich bin gespannt. Hopp Schwiiz!
Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.