
Dein Kind bringt dich an deine Grenzen?
Erfolgreich im Job, gut erzogene Kinder, gepflegtes Aussehen, sauberer Haushalt, grosses Engagement: Die Liste, was von Eltern erwartet wird oder was sie von sich selber erwarten, ist lang. Irgendwann gelangen dadurch viele an ihr Limit. Der Elternnotruf hilft.
Eltern versuchen täglich ihr Bestes zu geben und allen Bedürfnissen gerecht zu werden. Gerade deshalb wird für einige der Alltag zur Herausforderung. Stress, unterschiedliche Bedürfnisse, zu wenig Schlaf, Zeitdruck, eigene Ansprüche, Anforderungen von aussen oder auch Emotionen führen Eltern an ihre Grenzen. Von heute auf morgen bricht das Kartenhaus zusammen und es gibt vermeintlich keinen Ausweg mehr aus der aktuellen Situation.
Eine andere Perspektive würde helfen. Doch manche Eltern haben niemanden, mit dem sie über die Probleme sprechen können. Andere schämen sich, wenn sie zugeben müssen, dass sie überfordert sind. Vor einem Gespräch mit Verwandten oder Bekannten haben sie Angst. Sie wollen lieber das perfekte Image aufrechterhalten als sich helfen zu lassen. Vielleicht, weil Kritik und Ratschläge wehtun können – vor allem von nahestehenden Personen. Dennoch ist es wichtig, Hilfe zu suchen und sie anzunehmen. Ein anderer Blickwinkel kann helfen, um eine verfahrene Situation zu lösen. Genau hier setzt der Elternnotruf an.
Beratung auf Vertrauensbasis
Der Elternnotruf ist eine Anlaufstelle für Eltern und Bezugspersonen von Kindern in jedem Alter. Er wurde 1983 als privater Verein gegründet und bietet 365 Tage im Jahr rund um die Uhr Erziehungs-, Eltern- und Familienberatungen an oder vermittelt Hilfsangebote. Durchgeführt werden sie von Experten mit psychologischen, therapeutischen oder pädagogischen Background. Fast alle sind selber Eltern.
Die Beratung durch den Elternnotruf ist eine tolle Möglichkeit, sich unabhängigen Input zu holen. Egal, ob es um das eigene Kind, die Nichte, den Enkel oder das Kind von Kollegen geht. Alle Fachpersonen halten sich an die Schweigepflicht. Ohne Zustimmung gehen keine Informationen an Drittpersonen weiter, weder an ein Amt, noch an (Ehe-)Partner oder Eltern. Nur bei schweren Kindesmisshandlungen oder anhaltender Gefährdung des Kindes können die Experten eine Ausnahme machen.
24 Stunden erreichbar
Für die Beratung hat der Elternnotruf eine 24/7 Hotline (0848 35 45 55 / Festnetztarif) eingerichtet. Zu jeder Tages- und Nachtzeit ist eine Fachperson erreichbar und berät die anrufende Person kostenlos und auf Wunsch sogar anonym. Daneben bietet der Verein auch E-Mail-Beratungen oder persönliche Beratungsgespräche an. Eine Face-to-Face-Beratung ist zwar kostenpflichtig, wird aber anhand des Nettoeinkommens der Hilfesuchenden unterschiedlich abgerechnet, sodass sich jeder eine Beratung leisten kann. Elternateliers zu verschiedenen Themen wie Kommunikation in der Familie, Beziehung oder Eskalation sowie Besuche in Schulen oder an anderen Veranstaltungen runden das Angebot des Elternnotrufs ab.

Für jede Telefonberatung nehmen sich die Experten genügend Zeit, um sich in die Situation zu vertiefen und um eine individuelle Lösung zu suchen. Manche kommen mehrmals mit demselben Problem auf sie zu. Deshalb besprechen sie schwierige Fälle auf Wunsch der betroffenen Person im Team. Sie braucht die Ausgangslage nicht mehrmals zu erklären und kann dennoch von einer qualitativen Beratung profitieren.
Sich einzugestehen, dass die aktuelle Situation überbordet und dass man nicht perfekt ist, ist keine Schwäche. Du bist nicht allein mit deiner Situation. Du bist nicht die einzige Person, der es so geht. Alle Eltern kämpfen mit irgendeiner Phase, die das Kind gerade durchlebt, auch wenn es nach aussen nicht den Anschein macht. Also, lass dir vorzeitig helfen.
Bei welchen Themen hilft mir der Elternnotruf?
Die Spezialisten unterstützen dich besonders, wenn Situationen eskalieren, es zum Konflikt, einer Familienkrise oder zu psychischer, physischer oder sexueller Gewalt in der Familie kommt. Auch erst bei der Vermutung.

Daneben beraten sie dich aber auch in anderen Themen, wie zum Beispiel:
- Schreibaby / Einschlafprobleme
- Fragen zur Entwicklung
- Fragen zur Erziehung
- Umgang mit Trotz und Widerstand
- Beziehungsprobleme in der Familie
- Pubertät / Adoleszenz
- Schule / Übergang ins Berufsleben / Lehre
- Drogen / Gewalt
Nach Marielle Donzé, Psychologin FSP und Beraterin beim Elternnotruf, beschäftigen sich viele Eltern mit Fragen rund um den Umgang mit Medien und Gewalt. Seit 2008 bietet der Elternnotruf deshalb zusätzlich ein Beratungsangebot für gewaltbetroffene Eltern.
Finanzierung des Elternnotrufs
Nach Angabe des Elternnotrufs sind die Beratungen in den letzten Jahren mit einer kleinen Ausnahme im 2018 stetig gestiegen. Rund 5000 Kontakte verzeichnen sie durchschnittlich. Darin enthalten sind alle Beratungsgespräche, die per Telefon, E-Mail oder persönlich abgehalten werden. Dieses Jahr zeichnet sich ein erneutes Wachstum ab.
Die Mehrzahl der Beratungen nehmen Zürcher war, gefolgt von den Kantonen Bern und Aargau. Knapp die Hälfte der Anrufe finden ausserhalb der Bürozeiten statt. Um diese Pikettzeiten abzudecken und Synergien zu nutzen, unterstützt die Pro Juventute Elternberatung den Elternnotruf in den Nachtstunden. Gemeinsam helfen sie Eltern in jeder Notlage und schützen damit letztendlich das Kind.
Trotz dieser Kooperation ist der Elternnotruf auf Spenden von Privaten, Stiftungen, Kirchen sowie Gemeinden angewiesen. Denn der Verein ist privat finanziert und nur rund die Hälfte der Kosten wird über die Kantone Zürich, Bern, Zug, Graubünden, Aargau, Thurgau und Solothurn finanziert.
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Köchin. Putzfrau. Polizistin. Krankenschwester. Entertainer. Motivator. Autorin. Erzählerin. Beraterin. Organisatorin. Chauffeur. Anwältin. Richterin. .… also einfach gesagt Mami von zwei Töchtern und somit nicht nur (Content) Manager im Beruf, sondern auch im Privatleben.