

Buchtipp: Wie wir uns aus der digitalen Reizüberflutung befreien
Der Neurobiologe Prof. Korte befasst sich in seinem neuen Buch «Frisch im Kopf» mit der digitalen Reizüberflutung und gibt konkrete Tipps, wie du trotz Computer, Smartphone und Co. fokussiert arbeiten und effektiv lernen kannst.
Digitale Medien sind allgegenwärtig: privat genauso wie im Arbeitsleben. Und sie beeinflussen wahrscheinlich sogar unsere Art, zu denken und zu fühlen. Der Neurobiologe Prof. Martin Korte erklärt in seinem Buch «Frisch im Kopf» die Mechanismen und Hintergründe der digitalen Reizüberflutung und gibt Tipps, wann und wie du Computer, Smartphone und Co. sinnvoll einsetzen kannst, um konzentrierter, kreativer und produktiver zu sein.

Was du tun solltest, wenn du dich nicht konzentrieren kannst
Effektives Arbeiten und Lernen kann nur mit Achtsamkeit und Konzentration funktionieren. Aber oft genug ist genau das gar nicht so einfach in einer voll digitalisierten Welt. Denn um konzentriert zu sein, benötigt unser Gehirn die gleichen Areale wie für die Willenskraft. Und die kann sich im Laufe eines Tages verbrauchen, vor allem wenn sie mit Ablenkungsoptionen nur so bombardiert wird – dann war’s das mit der Konzentrationsfähigkeit.
Willenskraft verstehen wir als die Fähigkeit, eine Handlung zu unterdrücken, wenn ihre Konsequenzen unseren langfristigen Interessen widersprechen.
Der Versuch, dich zu konzentrieren, ist also ein ständiger Wettstreit zwischen kurzfristigen Belohnungen beziehungsweise Ablenkungen und der Willenskraft, die deine selbstdefinierten, langfristigen Ziele verteidigt. Und hier kommen digitale Medien ins Spiel. Denn: Viele Apps sind gezielt so programmiert, dass sie es deiner Willenskraft besonders schwer machen und dich zur Ablenkung verführen. Diese Muster, die zu übermäßigem Konsum verleiten, nennt man «Dark Patterns». Sie sorgen dafür, dass deine Aufmerksamkeit stets beim Smartphone ist.
In meinem Selbstversuch «Eine Woche ohne Handy» beschreibe ich das als «Smartphone-Greif-Reflex». Schon morgens direkt nach dem Aufwachen geht meine Hand automatisch in Richtung Handy und im Laufe der Tage musste ich meinen digitalen Dauerbegleiter schließlich in den Keller verbannen, damit ich nicht ständig abgelenkt war.
Dark Patterns werden programmiert, damit das Bezahlmodell von Apps funktioniert. Die Programmierer und Programmiererinnen müssen also versuchen, uns dazu zu verleiten, die Apps immer wieder einzuschalten.
Und diesem ständigen Kampf sind wir tagtäglich ausgesetzt. Der Neurobiologe Prof. Korte erklärt in seinem Buch, dass wir dann am konzentriertesten arbeiten, wenn wir im direkten Fokus zu einem bestimmten Zeitpunkt nur zwei Dinge im Kopf haben: Die zu erledigende Aufgabe selbst und was wir genau damit beabsichtigen. Um das zu erreichen, gibt er Tipps für Sofortmaßnahmen:
- Das Handy ausschalten und weglegen.
- E-Mails maximal dreimal täglich bewusst und konzentriert bearbeiten.
- Schreibtisch aufräumen und von Ablenkungen befreien.
- To-do-Liste schreiben und erst weiter bearbeiten, wenn eine Aufgabe erledigt ist.
- Bewegte Pausen machen: langfristig trainiert Sport die Konzentrationsfähigkeit.
- Wechsel zwischen Phasen des konzentrierten Arbeitens und kreativem Gedankenschweifenlassen.
Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.