
Ratgeber
So würde auch Apple einen Rasierer designen
von Lorenz Keller
Sie sind wuchtig und teuer, messerscharf und doch sanft zur Haut. Welcher Rasierer überzeugt im Vergleich der Topmodelle von Braun und Philips?
Ich mag es nass und traditionell. Normalerweise rasiere ich mich mit einem Hobel und Rasiercreme. Elektrische Rasierer nutze ich nur ausnahmsweise, etwa zu Testzwecken. Während der letzten zwei Monate habe ich allerdings den seit dem 19. Jahrhundert praktisch unveränderten Rasierhobel gegen zwei Shaver mit modernster Technik eingetauscht.
Spoiler: Die zwei Topmodelle von Braun und Philips haben mich nicht ganz bekehrt, denn ich bleibe der Nassrasur treu. Dennoch beweisen die Elektrorasierer im Test, wie komfortabel und angenehm sie in der täglichen Anwendung sind. Doch wer hat die Nase vorne: Braun mit dem Shaver 9 Pro+ oder Philips mit dem i9000?
Ich vergleiche die zwei Topmodelle der bei uns meistverkauften Brands und vergebe in jeder Kategorie einen bis fünf Punkte. Dabei stehen die Rasur und das Handling im Alltag im Vordergrund, Zubehör und Extras sind für diesen Vergleich sekundär.
Die günstigsten Rasierer von Braun und Philips bekommst du schon für 40 bis 50 Franken. Da sind die zwei getesteten Geräte von ganz anderem Kaliber. Beide kosten über 400 Franken, werden aber mit Zubehör wie einer Reinigungsstation geliefert.
Braun Series 9 PRO+: Das Topmodell kostet zum Testzeitpunkt rund 415 Franken bei uns im Shop. Das Gerät ist zwar teuer, aber immerhin etwas günstiger als das Konkurrenzmodell. Hergestellt wird es in Deutschland.
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Philips Shaver Series i9000 Prestige Ultra: Mit fast 500 Franken zum Testzeitpunkt gehört der Philips zu den teuersten Rasierapparaten im Sortiment. Er wird in den Niederlanden gefertigt.
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Wer von der Nassrasur her kommt, wird von Elektrorasierern im ersten Moment enttäuscht sein. Was bisher mit einem Zug sauber rasiert war, braucht nun zwei bis drei Durchgänge – zumindest bei starkem Bartwuchs wie bei mir. Die Topkandidaten sind deutlich besser als einfacher konstruierte Modelle, zum Beispiel die getesteten Reiserasierer.
Aber sowohl der Braun als auch der Philips haben es nicht geschafft, am Hals konsequent alle Stoppeln zu entfernen. Immer wieder sind an einzelnen Stellen Haare länger gewachsen, die ich dann mit dem Nassrasierer entfernen musste. Das ist nur bei flach anliegenden Barthaaren ein Problem.
Braun Series 9: Dieses Modell ist ein Folienrasierer. Das heisst: Mehrere Klingen bewegen sich geradlinig unter einer dünnen Metallfolie mit Löchern hin und her. Damit kann ich gut gerade Kanten schneiden, allerdings brauche ich jeweils etwas länger, bis wirklich alle Stoppeln weg sind.
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Philips i9000: Auf den Flächen komme ich mit dem Rotationsrasierer von Philips schneller zum Ziel. Der Hersteller setzt auf drei kreisförmig rotierende Klingen, die sich einzeln den Gesichtskonturen anpassen. Der Nachteil: Ich kann damit nicht ganz so einfach exakte Linien schneiden, etwa beim Übergang zu den Kopfhaaren (was bei mir weniger ein Problem ist …).
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Die Gesichtspartien rund um Nase, Mund und Kinn sowie der Hals sind die kritischen Stellen bei der Rasur.
Braun Series 9: Der Scherkopf lässt sich zwar stark anwinkeln, mit den breiten Klingen komme ich aber schlechter in die seitlichen Kinnmulden. Am Kinn brauche ich im Schnitt einen Zug mehr als mit dem Modell von Philips.
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Philips i9000: In den schwierigen Gesichtsbereichen kann der Rasierer des niederländischen Herstellers seine Stärken ausspielen. Jede der runden Klingen passt sich individuell den Konturen an. So bringe ich einfacher und ohne grosse Verrenkungen fast alle Stoppeln weg. Perfekt ist aber auch der Philips nicht, da beide Testkandidaten, wie schon erwähnt, schräg wachsende Haare am Hals schlecht schneiden.
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Meine Haut ist eher empfindlich. Ich finde es unangenehm, trocken zu rasieren. Zum Glück kann ich beide Geräte auf nasser Haut oder gar mit Schaum nutzen. Zweiteres macht mir eine zu grosse Sauerei am Scherkopf, ich wasche also vor der Rasur einfach das Gesicht mit warmem Wasser und trockne mich nicht ab. Immerhin: Beide Modelle gehören zu den angenehmsten Elektrorasierern, die ich bisher getestet habe.
Braun Series 9: Der Braun sorgt für mehr Hautirritationen, weil ich tendenziell fürs gleiche Resultat etwas öfter über die Haut fahren muss. Zudem wirken die Klingen härter und stumpfer. Allerdings: Was mich wirklich stört, ist die Lautstärke. Ich messe 76 Dezibel im normalen Modus. Das ist so laut wie ein Staubsauger oder Strassenlärm – und an der Grenze dazu, was ich als unangenehm empfinde.
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Philips i9000: Der Philips ist hörbar leiser. Ich messe Werte unter 70 Dezibel; das stört mich nicht bei der täglichen Rasur. Auf der Haut wirkt dieses Modell deutlich angenehmer. Der Scherkopf fühlt sich angenehm gedämpft an.
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Kritisieren muss ich die Hersteller für die Wahl des Ladeanschlusses. Sowohl Braun als auch Philips setzen auf einen proprietären Stecker statt auf das weitverbreitete USB-C. Das gibt für beide Punktabzug.
Braun Series 9: Das Modell aus Deutschland hat nicht nur einen eigenen Stecker, auch ist das Kabel des Ladegeräts fix mit dem Charger verbunden. Du musst also immer alles mitschleppen. Im Akkulauftest habe ich 57 Minuten gemessen. Das ist weniger als bei Philips, aber immer noch ausreichend lang. Schliesslich dauert eine Rasur maximal fünf Minuten.
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Philips i9000: 73 Minuten messe ich beim i9000. Damit schlägt der Rasierer die direkte Konkurrenz deutlich. Beim Anschluss hat der Hersteller eine andere Variante gewählt. Zwar ist auch hier der Stecker nur mit Philips kompatibel, aber das Kabel kann an jedes Ladegerät mit USB-A-Anschluss angeschlossen werden. Schade nur, dass ich mir das selber besorgen muss.
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Beide Rasierer kannst du nicht nur unter dem Wasserhahn abwaschen, sondern auch gleich mit einer Reinigungslösung ganz sauber putzen. Das ist vorbildlich gelöst.
Braun Series 9: Hier wird sogar eine ganze Reinigungsstation mitgeliefert. Darin kannst du den Rasierer laden und hygienisch mit einer Reinigungsflüssigkeit auf Alkoholbasis putzen. Dazu musst du Pods kaufen, die jeweils rund zwei Monate halten. Eine Jahrespackung mit sechs Stück kostet knapp 28 Franken. Willst du nur die Stoppeln ausschütten oder abwaschen, kannst du den Scherkopf mit zwei Klicks ganz abnehmen.
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Kommen wir zur Auswertung: Nach Adam Riese erzielt der Braun Series 9 18 Punkte, der Philips i9000 19 Punkte. Ein knapper Sieg für den Hersteller aus den Niederlanden, der mit meinem Bauchgefühl übereinstimmt. Müsste ich ein Gerät wählen, würde ich mich täglich mit dem Philips rasieren.
Rasierer sind aber auch etwas sehr Individuelles. Der geringe Punkteunterschied zeigt, dass du mit dem Braun nichts falsch machst. Und vielleicht passt so ein Folienrasierer besser zu deinen Gesichtskonturen und deinem Bartwuchs als bei mir. Oder dir ist das Reiseladecase wichtig, das bei Braun inklusive ist.
Mich überzeugt der Philips, weil er sanfter zur Haut ist und ich schnell und einfach zu einer sauberen Rasur komme. Wenn ich das Gesicht nicht anfeuchte, habe ich danach zwar einige trockene Stellen, aber weniger als bei allen anderen bisher getesteten Elektrorasierern. Trotzdem werde ich nicht umsatteln. Ich finde Nassrasierer angenehmer und gründlicher. Die ein oder zwei Minuten Mehraufwand nehme ich gerne in Kauf.
Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.
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Alle anzeigenPhilips i9000: Auch der Philips wird in einer speziellen Flüssigkeit gereinigt. Die mitgelieferte Station dient aber nur zum Aufladen, die Pods müssen separat genutzt werden. Das ist etwas mühsamer, aber machbar. Eine Jahrespackung mit sechs Stück kostet knapp 36 Franken. Der Scherkopf dieses Geräts lässt sich nur aufklappen, nicht ganz abnehmen. Das geht zwar einfacher und schneller als beim Braun, ist aber beim Ausklopfen der Stoppeln nicht ganz so praktisch.
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