Ankarsrums Küchenmaschine: Eine Schwedin will mir das Backen beibringen
Produkttest

Ankarsrums Küchenmaschine: Eine Schwedin will mir das Backen beibringen

Luca Fontana
12.1.2023

Ich bin kein Profi, trotzdem teste ich eine Profi-Küchenmaschine. Nämlich die Assistent von Ankarsrum. Das Ziel: meine Skepsis über viel zu teure Küchengeräte wegzufegen. Pardon, wegzuteigen.

Profi bin ich nicht. Bestenfalls ein Hobbybäcker. Trotzdem hat sich Hersteller Ankarsrum bereit erklärt, ausgerechnet mir die Assistent Original, eine exzellente Küchenmaschine, zum Testen zur Verfügung zu stellen. Ich will nämlich herausfinden, warum ich in aller Welt so viel Geld in ein Küchengerät investieren soll, das Aufgaben erledigt, die mein Mixer genauso gut erledigen kann. Und erst noch günstiger.

Jaja, ich weiss: ein gewagtes Statement.

Ankarsrum Assistent Original AKM6230B (1500 W)
Küchenmaschinein einigen Tagen verfügbar
CHF763.–

Ankarsrum Assistent Original AKM6230B

1500 W

Ankarsrum Assistent Original AKM6230B (1500 W)
Küchenmaschinein einigen Tagen verfügbar
CHF763.–

Ankarsrum Assistent Original AKM6230B

1500 W

Die Assistant kann tatsächlich fast alles, ausser Steuererklärungen ausfüllen: mahlen, flocken, wolfen, reiben, wursten, mixen, raspeln und Pasta herstellen. Zumindest, wenn es dein Portemonnaie zulässt. Sie ist mit ihren aktuell 856 Franken ein steiler Einstieg ins Küchenmaschinen-Business. Dazu kommen hunderte von Franken, die du in Zubehör investieren musst, wenn du mehr machen willst, als nur Teig zu kneten oder Schaum zu schlagen.

Erste Erkenntniss: Ich muss (darf) mitarbeiten

Ursprünglich wurde die Assistent aus dem Hause Ankarsrum gebaut, um Schwedens unstillbare Lust nach Fika zu befriedigen – der traditionellen Kaffeepause, die von viel Kuchen und Gebäck begleitet wird. Da überrascht es nicht, dass die namensgebende Geburtsstätte der Maschine, Ankarsrum, ein kleiner schwedischer Industrieort ist. In den 1650er-Jahren bildete sich dort um eine Eisengiesserei herum eine Arbeiter-Gemeinde. Heute zählt der traditionsreiche, aber abgelegene Ort etwa 1200 Einwohnerinnen und Einwohner.

«A machine that doesn’t break, even when the work is tough», heisst es im Handbuch. Ich kann mir den Ort geradezu bildlich vorstellen.

Zwei Dinge zeichnen Ankarsrums Assistent aus. Der starke 1500-Watt-Motor und die 7-Liter-Schüssel aus Edelstahl. Damit lassen sich bis zu 5 Kilo Teig gleichzeitig kneten, und zwar 7 Jahre lang – so lange garantiert der Hersteller für die Maschine. Dazu kommt ein durchsichtiges Planetenrührwerk aus Plastik mit 3,5 Liter Volumen. Darin wird leichte, luftige oder gar schaumige Masse gerührt und geschlagen. Ein Mousse au Chocolat zum Beispiel. Oder Schlagrahm. Zum Aufstecken gibt’s folgendes:

  • Teigroller
  • Teigabstreifer
  • Knethaken
  • Schneebesen
  • Rührbesen
Mit dem Lieferumfang der Assistent von Ankarsrum kannst du Teige für Brot oder Gebäck herstellen.
Mit dem Lieferumfang der Assistent von Ankarsrum kannst du Teige für Brot oder Gebäck herstellen.
Quelle: Luca Fontana

Zum Lieferumfang gehören auch ein Deckel für die Edelstahlschüssel – damit der Teig in ihr ruhen kann, ohne auszutrocknen – und ein Rezeptbuch. Pro Rezept steht praktischerweise immer, welches Assistent-Zubehör benötigt wird.

Das beigelegte Rezeptbuch ist äusserst inspirierend und zeigt, welches Zubehör von Ankarsrum du wofür brauchst.
Das beigelegte Rezeptbuch ist äusserst inspirierend und zeigt, welches Zubehör von Ankarsrum du wofür brauchst.
Quelle: Luca Fontana

Nachdem ich mir drei Gerichte ausgesucht habe (Hamburger, selbstgemachte Spaghetti al Pesto und Cookies), kommt bereits der erste Wermutstropfen: Das dafür benötigte Zubehör gehört nicht zum oben genannten Lieferumfang. Mir fehlt der Mixer zum Beispiel, oder der Fleischwolf und die Pasta-Walze. Jedes Teil würde weitere 140 bis 170 Franken pro Stück kosten.

Mein erster Test fällt darum viel bescheidener aus: ein einfacher Teig für Weissbrot. Den mache ich normalerweise mit meinem Brotbackautomaten von Arebos. Damalige Anschaffungskosten: knapp 100 Franken. Zubereitung: sämtliche Zutaten in die Schüssel geben, Deckel zu, Knopf drücken – und warten, bis der Automat den Teig geknetet und gebacken hat. Da kann selbst ich mit meinen zwei linken Händen nicht allzu viel falsch machen.

Die Assistent von Ankarsrum ist ganz anders. Sie hat Ansprüche. Sie will nicht in Ruhe gelassen werden. Sie will, dass ich mich mit ihr beschäftige. Mit ihr arbeite.

Die Zutaten soll ich nicht gleichzeitig, sondern der korrekten Reihenfolge nach in die Schüssel gegeben: Zuerst kommen die Flüssigkeiten, dann das Salz, dann das Mehl und erst zum Schluss die Hefe – weil sich Salz und Hefe nicht mögen, steht im Rezeptbuch. Anschliessend dreht der Motor die Schüssel um den Teigroller herum. Das ist speziell, ich kenne es ja eher andersherum. Wenn sich die Zutaten in der Mitte sammeln statt vermischen, kann ich aber mit einem leichten Druck am Teigroller die Zutaten wieder in die Mischung zurückholen. Wenn der Teig langsam an Festigkeit gewinnt, muss ich den Fixpunkt des Teigrollers leicht gegen die Mitte korrigieren, damit der Roller den Teig weiter sanft und sachte knetet, als ob ich selbst Hand anlegen würde. Das hier zum Beispiel ist ein absolutes No-Go. Wie’s besser geht (besser, nicht perfekt), zeige ich hier:

Das fertige Brot schmeckt in beiden Varianten etwa gleich. Zumindest merke ich als Hobbybäcker keine groben Unterschiede. Nur aussehen tun sie verschieden: Aus der Assistent kommt ein schön kugeliger Teig, den ich oben mit einem Messer anritze und dann im Ofen backe. Am Schluss sieht’s fast so wie beim Bäcker aus. Das Brot aus dem Arebos-Backautomaten hingegen erinnert wegen der eckigen Form der Brotautomaten-Schüssel an Toastbrot. Aus ästhetischer Sicht gewinnt Ankarsrums Brot also klar.

Schaumiger Teig für American Cookies

Als Nächstes widme ich mich dem Planetenrührwerk. Damit will ich American Cookies mit Schokostreusel machen. Zunächst fällt mir auch da die spezielle Ankarsrum-Architektur auf:

Du siehst: Das Planetenrührwerk wird direkt auf die Ansatznabe in der Mitte der Schüssel gesetzt. Von da aus dreht das Rührwerk emsig seine Runden. Wer sich die Arbeit mit einer «normalen» Küchenmaschine gewohnt ist, etwa einer Kitchen Aid, der könnte sich an dieser Architektur stören. Das Zufügen von Milch, Mehl, Natron und Backpulver sowie das Unterrühren ist daher etwas umständlich. Ich muss halt immer um das Loch herum arbeiten, als ob ich Kuchenteig in eine Napfkuchenform füllen wollte.

Das Endergebnis überzeugt. Die Cookies sind aussen knusprig und innen weich. Trotzdem drängt sich mir ein Gedanke auf: Brauche ich für so was wirklich eine fast 900 Franken teure Küchenmaschine? Mit einer Schüssel, meinem Mixer und den entsprechenden Aufsätzen kriege ich die Teigmasse genauso gut hin.

Ein Tipp aus dem Rezeptbuch: die Schokoladenstreusel nicht vorher im Teig unterrühren,…
Ein Tipp aus dem Rezeptbuch: die Schokoladenstreusel nicht vorher im Teig unterrühren,…
Quelle: Luca Fontana
... sondern erst danach auf die noch warmen Cookies legen, damit sie sanft reinschmelzen.
... sondern erst danach auf die noch warmen Cookies legen, damit sie sanft reinschmelzen.
Quelle: Luca Fontana

Fazit: Ich bin nicht das Zielpublikum

Am Ende eines erfolgreichen Backtags wird mir bewusst, dass ich mir von Anfang an die falsche Frage gestellt habe. Sie lautet nämlich nicht, ob Ankarsrums Assistent das richtige Gerät für mich ist. Die Frage sollte eher lauten, ob ich die richtige Person für die teure Küchenmaschine bin? Vermutlich nicht.

Ich kann nichts schlechtes über Ankarsrums Assistent sagen – ausser, dass ich nicht die richtige Person für sie bin.
Ich kann nichts schlechtes über Ankarsrums Assistent sagen – ausser, dass ich nicht die richtige Person für sie bin.
Quelle: Luca Fontana

Ja, die Assistent ist mächtig fancy, sieht aus, als wäre sie für die Ewigkeit gebaut und hat eine so grosse, charakteristische Edelstahlschüssel, dass sich damit ganz Schweden mit Kuchen oder Gebäck für Fika versorgen liesse. Aber sie kostet viel. Ihr Zubehör auch. Und ohne eine ganze Armada davon sind die Möglichkeiten des vermeintlichen Allround-Geräts ordentlich begrenzt.

Die Arbeit mit ihr macht allerdings Spass. Backe ich Brot mit meinem Brotbackautomaten, fühlt sich das lange nicht so befriedigend an, wie wenn ich die Teigmasse in der Assistent langsam aber beständig in Form bringe – einer Bäckerin oder einem Bäcker aus Leidenschaft entlocke ich mit meinem Automaten sowieso kaum mehr als ein müdes Lächeln.

Wer eine Assistent will, will also kochen, backen, kneten, mixen und wolfen. Ganz bewusst und aus Leidenschaft. Zeit und Aufwand spielen keine Rolle. Geld schon gar nicht. Mir schmeckt das Brot mit meinen Methoden allerdings genau gleich, und die Cookies hätte ich auch ohne Assistent genauso knusprig und gleichzeitig weich hingekriegt. Für die meisten Rezepte, die ich kenne, wäre die Investition in eine Assistent der reinste Overkill. Ausser vielleicht beim Gnocchi-Teig nach Nonna-Art – den von Hand zu kneten, ist ein Albtraum.

Titelfoto: Luca Fontana

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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