
Alkoholtester im Test
Der Satz «Nein danke, ich muss noch fahren» gehört fix ins Vokabular pflichtbewusster, autofahrender Menschen. Ob du nach dem Weihnachtsessen aber tatsächlich zu viel intus hast, weisst du nie so recht. Wir haben darum drei Alkoholtestgeräte ausprobiert.
Wissenschaftliche Experimente wollen gut vorbereitet sein. Ich brauche für diesen Test eine Probandengruppe, bestehend aus mir und Kollege Dominik Bärlocher. Damit wir uns ganz dem wissenschaftlichen Besäufnis hingeben können, engagiere ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin Kollegin Carolin Teufelberger. Sie gewährleistet, dass sämtliche Daten korrekt erhoben werden (und hätte nüchtern bleiben sollen). Unser Labor: Ein Glühweinstand in Zürich.
Testanordnung
Ich und Dominik bekommen von Caro alkoholische Getränke vorgesetzt. Rund fünf Minuten nach dem Verzehr testen wir die mitgebrachten Geräte. Die Getränke bestimmt Caro und entscheidet sich für eine Auswahl aus Glühwein rot, Glühwein weiss, Glühwein halb-halb, Jagertee und einem Placebo zum Schluss.
Bei den Geräten habe ich eine Auswahl aus drei Preisklassen getroffen.
Das Gerät von Floome entpuppt sich als ungeeignet. Du musst es nämlich am Kopfhöreranschluss des Handy anstecken, funktioniert nur bei sehr konstantem hineinpusten und braucht nach Gebrauch eine Ewigkeit bis du es wieder verwenden kannst. Willst du vor der Abfahrt im Auto einen kurzen Check machen, reicht das. Willst du aber die halbe Verwandtschaft nach dem Weihnachtsessen auf ihre Fahrtüchtigkeit prüfen, dann vergiss das Teil. Daher fliegt es aus dem Test.
Damit sind noch die Geräte von Dräger und BACtrack im Rennen. Die liefern überraschend unterschiedliche Resultate.

Erkenntnis 1: Das Gerät von Dräger gibt höhere Werte an
Das teuerste Gerät im Test schwingt obenaus. Das musst du ernst nehmen, Dräger beliefert nämlich auch Polizeikorps und Ambulanzen mit professionellen Alkoholmessgeräten. Unser Testgerät hat bei mir schon nach dem zweiten Test einen Wert von über 0,5 Promille angegeben. Ich wäre also nach zwei Glühwein nicht mehr fahrtüchtig gewesen. Dominik dagegen hatte erst nach dem letzten Getränk (dem Placebo) einen zu hohen Wert.
Erkenntnis 2: Vergiss irgendwelche Formeln mit Gewicht
Ich hatte konstant mehr Promille als Dominik, obwohl wir in etwa gleich schwer sind und nach landläufiger Meinung gleich viel Promille haben müssten. An was liegt’s? Eine mögliche Erklärung ist, dass Dominik schneller getrunken hat als ich. Er hatte also mehr Zeit zum «Verdauen» und ich hatte eher noch Alkoholdampf in der Mundhöhle.

Erkenntnis 3: Nicht direkt nach dem letzten Schluck testen
Darauf weisen alle Anleitungen hin. Pustest du direkt nachdem du einen Schluck getrunken hast ins Gerät, gibt dir das Teil einen viel zu hohen Wert an. Ich empfehle dir, 20 Minuten zu warten und ein paar Schluck Wasser zu trinken, um einen vertrauenswürdigen Wert zu erhalten. Das haben wir natürlich gemacht (räusper).
Erkenntnis 4: Verlass dich nicht auf deine Kollegen
Die Aufgabe an Caro war klar. Sie musste nüchtern bleiben und Daten erheben. Daten hat sie erhoben. Nüchtern blieb sie nicht. Im Gegenteil. Zum Schluss hat sie als einzige die Promillegrenze geknackt. Sie hatte nämlich statt Placebo einen normalen Glühwein. «Den haben mir meine werten Kollegen aber weggetrunken, gilt also nicht. Nur eine Vermutung, aber vielleicht liegt’s doch daran, dass ich kleiner und leichter bin», sagt Caro. «Und ausserdem kann kein Mensch bei euch beiden nicht nüchtern bleiben, von Folter war nie die Rede». Naja, klingt für mich nach einer fadenscheinigen Ausrede.
Erkenntnis 5: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Ich fahre nicht, wenn ich Alkohol getrunken habe. Mir und meinen Kollegen fällt das leicht, da wir alle kein Auto besitzen. Bist du aber auf das Auto angewiesen und trinkst, dann machen die Tester von Dräger und BACtrack wirklich Sinn. Du über- oder unterschätzt dich nämlich immer.

An dieser Stelle kommt der Moralapostel mit dem erhobenen Zeigefinger. Warum haben wir das Ganze gemacht?
Deine Sicherheit ist uns eigentlich scheissegal. Es geht um die Sicherheit deiner Mitmenschen. Wir haben dir hier gezeigt, dass BACtrack im Schnitt weniger Promille angibt als Dräger. Berücksichtige das, wenn du dir das Teil kaufst und rechne immer noch eine halbe Promille drauf.
Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell.