

Guetzli in Form einer 3D-Baumnuss! Warum?

Ein Extra-Gerät für Guetzli in Form einer Baumnuss? Als ehemalige Bäckerin-Konditorin frage ich mich: Wer braucht sowas? Und vor allem: Kann das tatsächlich was?
Wer hat nicht schon mal davon geträumt, dreidimensionale Guetzli in Form einer Baumnuss zu backen? Ok. Vermutlich niemand – ausser vielleicht Tante Sybille, die nebst Backen als zweites, leidenschaftliches Hobby kleine tote Marder ausstopft und ihnen lustige, selbst gestrickte Mäntelchen und Hütchen aufsetzt. Und dennoch: Als ich zufällig über den Plätzchenmacher «Oreshki Walnuss» stolperte, musste ich ihn einfach testen. Was taugt so ein spezifisches Küchengerät und ist es genügend alltagstauglich, dass es einen der wenigen Plätze in meinem Küchenschrank verdient hat?
Erste Enttäuschung nach zwei Minuten
Beim Öffnen der Kartonverpackung denke ich mir: «Dieser Plätzchenmacher sieht eigentlich ganz solide aus.» Wie ein Waffeleisen, jedoch mit 24 baumnussförmigen Vertiefungen und passendem Gegenstück, das beim Schliessen des Geräts den Teig in die Vertiefungen drückt.
Beim Studieren der Bedienungsanleitung folgt dann die erste Enttäuschung. Sie ist zwar in gefühlt 100 Sprachen übersetzt, aber dafür ist weder ein effektiver Anwendungsbeschrieb noch ein Rezept mitgeliefert. Ich stehe jetzt also in meiner Küche vor einem Gerät, von dem ich zwar weiss, was ich damit nicht tun soll (zum Beispiel ins Wasser tunken – hei, ein grosses Pfui, sag ich dir), aber dafür nicht weiss, was ich damit tun soll!
Lieber Hersteller: So ein Baumnuss-Plätzchenmach-Dings steht nicht in jeder zweiten Küche und ist darum nicht ganz so selbsterklärend wie ein Toaster. Gib mir bitte irgendwas, womit ich arbeiten kann! Mama will so viele Rezeptideen wie möglich, damit sie das Gerät tausendfach nutzen und bei jedem Familientreffen erzählen kann: «Ah weisch, diese leckeren Frischkäse-Lachs-Baumnüsse hab ich mit meinem Oreshki-Walnuss-Plätzchenmacher von Adler Europe gebacken. Und die Linzer-Baumnüsse vom Dessertbuffet auch. Super Teil. Kann ich nur empfehlen.»

Nid ganz bache
Ok. Wenn nichts mitgeliefert wird, probier ich eben selbst was aus und so krame ich eins meiner aktuell liebsten Plätzchen-Rezepte von meinem Blog hervor: die Nuss-Spitzbuben mit Orangenmarmelade. Der Teig ist ratzfatz zubereitet und so mache ich mich daran, 24 Kügelchen daraus zu formen, die ich dann in die Vertiefungen des schnell und einfach aufgeheizten Plätzchenmachers verteile. Deckel zu und abwarten.

Nach ein paar Minuten sind die Guetzli fertig gebräunt. Zumindest die im mittleren Bereich der antihaftbeschichteten Backplatte. Diejenigen am Rand sind noch ziemlich blass und wirken noch halb roh. Da meine Teigkügelchen zudem zu gross waren, hat sich alles zu einem rechteckigen Fladen verbunden, weshalb ich jetzt mehr oder weniger alles auf einmal von der Backplatte nehmen muss.

Beim zweiten Anlauf forme ich die Kügelchen deshalb nur noch halb so gross und es klappt tatsächlich, sodass ich 24 lustige Baumnuss-Halbschalen erhalte. Aber auch diesmal: Die in der Mitte der Backplatte sind zu dunkel, die am äusseren Rand zu hell. Zudem sind die Ränder der Nussschalen ausgefranst, sodass ich den überschüssigen Teig bei jeder einzelnen Schale händisch abpulen muss. Brösmeli-Chaos und viel Guetzli-Abfall sind Programm. Find ich persönlich nicht so cool.


Der Test als Video, schau es dir hier an:
Fazit
Fancy Guetzli, mittelmässiges Gerät
Pro
- hübsche, aussergewöhnliche Guetzliform
Contra
- Guetzli bräunen nicht gleichmässig
- viel Aufwand, wenig Ertrag
- viel Guetzli-Abfall
- viel Gekrümel und Putzaufwand


Backbuch-Autorin, Food-Bloggerin und Content-Creatorin am Tag. Fremde-Katzen-Liebhaberin, Erdnussbutter-Junkie und Zimmerpflanzen-Sterbebegleiterin in der Nacht.