
Hintergrund
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von Dominik Bärlocher
Sie sind unterwegs, die Untoten. «The Walking Dead» schlurfen seit nunmehr zehn Staffeln auf Sky und Co. durch die Gegend. Zeit, einen Blick auf die echten Zombies dieser Welt zu werfen.
Zombies sind zu Hauptfiguren der Populärkultur geworden. Die Zombie-Apokalypse ist Trumpf in vielen Büchern, Filmen und Fernsehserien wie zum Beispiel «The Walking Dead», die auf den gleichnamigen Comics von Robert Kirkman beruht. Aber gibt es tatsächlich echte Fälle von Zombiismus in der Natur?
Das Wort Zombie – ursprünglich Zombi – taucht erstmals im 19. Jahrhundert in der englischen Sprache auf, als es der Dichter Robert Southey in seiner Geschichte Brasiliens erwähnt.
Nach dem Merriam-Webster-Wörterbuch stammt das Wort aus dem Louisiana-Kreolischen oder Haitianisch-Kreolischen «zonbi» und ist mit dem afrikanischen Kimbundu-Begriff «nzúmbe» verwandt, was Geist bedeutet. Das Wort bezieht sich auf Kreaturen der haitianischen Folklore, die in ihrem Ursprung kaum mehr waren als die Geister der westlichen Folklore.
Nach und nach entwickelte sich jedoch das Konzept, sich auf eine Person zu beziehen, die von einem Hexendoktor gefügig gemacht wird, während sie in einen todesähnlichen Zustand übergeht und somit zum Sklaven des Hexendoktors verkommt. Heute verwenden wird das Wort «Zombie» inflationär, oft metaphorisch, um uns auf jemanden zu beziehen, der sich apathisch verhält, langsam bewegt und wenig Bewusstsein für seine Umgebung zeigt. Also im Prinzip alle mit einem Smartphone.
Gibt es aber tatsächlich Zombies oder zombieähnliche Wesen in der Natur, und wenn ja, was sind sie und wie kommen sie in diesen Zustand des «Untodes»?
Ophiocordyceps ist eine Pilzgattung mit mehr als 200 Arten. Viele Pilzarten können gefährlich sein, oft weil sie für Tiere giftig sind. Ein Tatsache macht Ophiocordyceps besonders beängstigend.
Diese Pilzarten infizieren verschiedene Insekten durch ihre Sporen. Nachdem die Infektion stattgefunden hat, übernimmt der parasitäre Pilz die Kontrolle über den Geist des Insekts und ändert sein Verhalten, um die Ausbreitung von Pilzsporen wahrscheinlicher zu machen. Ophiocordyceps ernähren sich von den Insekten. Sie heften sich an sie, wachsen in ihren Körper hinein und wieder aus ihm heraus, bis die Insekten sterben.
Eine dieser Pilzarten, Ophiocordyceps unilateralis sensu lato, infiziert und tötet spezifisch die in Nordamerika beheimateten Zimmermannsameisen (Camponotus castaneus). Wenn der Pilz die Ameise infiziert, verwandelt sich diese in einen Zombie. Die Ameise wird gezwungen, auf die Spitze einer erhöhten Vegetation zu klettern, wo sie bleibt und stirbt. Durch die Erhebung kann der Pilz seine Sporen weit verbreiten. Forscher der Pennsylvania State University stellten fest, dass O. unilateralis die volle Kontrolle über die Muskelfasern der Ameisen übernimmt und sie zwingt, sich so zu bewegen, wie der Pilz es will.
«Wir fanden heraus, dass ein hoher Prozentsatz der Zellen in einem Wirt Pilzzellen waren», sagt David Hughes, Associate Professor für Entomologie und Biologie am Penn State. Im Wesentlichen seien diese manipulierten Tiere quasi Pilze im Ameisenpelz, so Hughes weiter.
Der Zoologe Philippe Fernandez-Fournier von der University of British Columbia in Vancouver und seine Kollegen haben im ecuadorianischen Amazonasgebiet im vergangenen Jahr eine aussergewöhnliche Entdeckung gemacht.
Sie fanden heraus, dass eine bisher unbekannte Art der Zatypota-Wespe Spinnen der Art Anelosimus eximius in einem Ausmass manipulieren kann, das Forscher in der Natur noch nie zuvor beobachtet haben.
A.eximius-Spinnen sind soziale Tiere, die es vorziehen, in Gruppen zu bleiben und nie zu weit von ihren Kolonien entfernt zu sein. Fernandez-Fournier und sein Team stellten jedoch fest, dass Mitglieder dieser Art, die mit Zatypota-Larven infiziert waren, ein bizarres Verhalten aufwiesen und an abgelegenen Orten eng gesponnene, kokonähnliche Netze webten.
Als die Forscher diese künstlichen Kokons öffneten, fanden sie darin wachsende Zatypota- Larven. Die Wespen legen Eier auf den Bauch von A.eximius-Spinnen. Wenn die Wespenlarve schlüpft, beginnt sie, sich von der Spinne zu ernähren und die Kontrolle über ihren Körper zu übernehmen. Hat die Larve die volle Kontrolle über ihren Wirt erlangt, verwandelt sich dieser in eine zombieähnliche Kreatur, die gezwungen ist, sich von ihren Gefährten zu entfernen und das kokonähnliche Nest zu spinnen, in dem die Larve zur erwachsenen Wespe heranwächst.
«Wespen, die das Verhalten von Spinnen manipulieren, wurden schon früher beobachtet, aber nicht auf einem so komplexen Niveau», sagt Fernandez-Fournier. Die Verhaltensänderung der Spinne sei extrem. Die Wespe übernehme das Gehirn und damit auch das Verhalten der Spinne vollständig und bringe sie dazu, etwas zu tun, was sie niemals tun würde. Wie das Nest zu verlassen oder eine völlig andere Struktur zu spinnen.
Die Wiederbelebung von Menschen oder zumindest menschenähnlichen Kreaturen wie in Mary Shelleys Frankenstein ist ein Thema, das das Interesse von Schriftstellern, Filmemachern und natürlich Wissenschaftlern seit jeher weckt.
Während die Wiederbelebung der Toten für uns (noch) nicht in Frage kommt, ist die Wiederbelebung anderer Organismen möglich. Dies kann besonders beunruhigend sein, wenn diese Organismen Viren sind. 2014 haben Forscher des Nationalen Forschungszentrums der Universität Aix-Marseille in Frankreich einen faszinierenden Organismus aus dem sibirischen Permafrost ausgegraben: ein etwa 30 000 Jahre altes sogenanntes Riesenvirus, das sie Pithovirus sibericum nannten.
Riesige Viren werden so genannt, weil sie zwar noch winzig, aber unter dem Mikroskop leicht sichtbar sind. Es gibt noch etwas, das P.sibericum von anderen abhebt: Es ist ein DNA-Virus, das eine grosse Anzahl an Genen enthält, bis zu 500.
Dies steht im Gegensatz zu anderen DNA-Viren wie dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV), das insgesamt nur etwa zwölf Gene enthält.
Die Grösse der Riesenviren sowie die Tatsache, dass sie so viel DNA enthalten, können sie besonders gefährlich machen. «Unter den bekannten Viren sind die riesigen Viren in der Regel sehr zäh und lassen sich kaum aufbrechen», erklären zwei der Entdecker des Virus, Jean-Michel Claverie und Chantal Abergel, in einem Interview mit National Geographic. «Spezielle Umgebungen wie Tiefsee-Sedimente und Permafrost schützen Mikroben und Viren sehr gut, da sie kalt, sauerstofffrei und dunkel sind», fügen sie hinzu.
P. sibericum infiziere nur Amöben, archaische einzellige Organismen, aber glücklicherweise nicht Menschen oder andere Tiere. Dennoch warnen Claverie und Abergel, dass ähnliche riesige Viren im Permafrost vergraben sein könnten, die sich als gefährlich für den Menschen herausstellten. Sie könnten durch globale Erwärmung und menschliches Handeln wieder auftauchen und zum Leben erweckt werden. Bergbau und Bohrungen bedeuteten, zum ersten Mal seit Millionen von Jahren durch diese uralten Schichten zu graben.
2014 stellten Forscher des John Innes Centre in Norwich, Grossbritannien, fest, dass bestimmte Bakterien, die als Phytoplasma bezeichnet werden, einige Pflanzen in Zombies verwandeln.
Die Bakterien, die durch Insekten verbreiten werden, infizieren Pflanzen wie Goldruten, die gelbe Blüten haben. Die Infektion verursacht, dass die Goldruten anstelle ihrer üblichen Blüten blattähnliche Verlängerungen austreiben. Diese blattähnlichen Wucherungen ziehen mehr Insekten an, wodurch die Bakterien weiter reisen und andere Pflanzen infizieren können.
Während die Transformation nicht zum Absterben der Pflanze führt, sind die Forscher fasziniert davon, wie Phytoplasma den Willen dieses Wirtes beeinflussen kann. «Die Insekten übertragen Bakterien, sogenannte Phytoplasmen, die den Lebenszyklus der Pflanzen zerstören», sagt Professor Günter Theissen von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, einer der Forscher, die die Aktivität von Phytoplasma genau untersucht haben. Diese Pflanzen würden zu lebenden Toten. Schliesslich würden sie nur noch der Ausbreitung der Bakterien dienen, so Theissen weiter.
Können sich Menschen auch in Zombies verwandeln? In den 1990er-Jahren beschlossen Forscher dies zu untersuchen. 1997 veröffentlichten Doktor Chavannes Douyon und Professor Roland Littlewood eine Studienarbeit in The Lancet. Dabei analysierten sie die Fälle von drei Personen aus Haiti, deren Gemeinden sie als Zombies identifiziert hatten.
Eine war eine 30-jährige Frau, die angeblich schnell starb, nachdem sie krank geworden war. Ihre Familie erkannte sie drei Jahre nach diesem Ereignis als «Zombie» wieder. Eine andere war ein junger Mann, der mit 18 Jahren gestorben war und nach weiteren 18 Jahren bei einem Hahnenkampf wieder auftauchte. Die letzte Fallstudie betraf eine weitere Frau, die mit 18 Jahren verstarb, aber 13 Jahre nach diesem Ereignis als «Zombie» zurückkehrte.
Dr. Douyon und Prof. Littlewood untersuchten die drei «Zombies» und stellten fest, dass sie nicht Opfer eines bösen Zaubers waren. Stattdessen könnten medizinische Gründe ihre Zombifizierung erklären. Die erste Frau hatte eine katatonische Schizophrenie, eine seltene Erkrankung, die die Person dazu bringt, sich so zu verhalten, als ob sie unter einer Betäubung gehen würde. Die zweite Person hatte eine Hirnschädigung und auch Epilepsie, während die dritte lediglich eine Lernbehinderung zu haben schien.
«Menschen mit einer chronischen schizophrenen Krankheit, Hirnschädigung oder Lernschwäche sind in Haiti nicht selten auf Irrfahrten und es ist wahrscheinlich, dass ihnen der Wille und das Gedächtnis fehlen, die für einen Zombie charakteristisch sind», schreiben die Forscher in ihrem Artikel.
Es gibt aber auch eine spezielle psychische Störung namens Cotard-Syndrom, die dazu führen kann, dass Menschen sich wie Zombies verhalten. Dies liegt daran, dass sie unter dem Eindruck stehen, tot zu sein oder sich zu zersetzen. Es bleibt unklar, wie weit diese Erkrankung verbreitet ist, aber die Forschung legt nahe, dass es sich um ein seltenes Ereignis handelt. Dokumentierte Fälle von Menschen mit Cotard-Syndrom sind dennoch beunruhigend.
Eine Fallstudie berichtet über die Situation einer 53-jährigen Frau, die sich beschwerte, dass sie tot sei, nach verfaultem Fleisch rieche und in eine Leichenhalle gebracht werden wollte, um mit Toten zusammen zu sein. Eine weitere Quelle spricht von einem 65-jährigen Mann, der geglaubt hatte, seine Organe, einschliesslich seines Gehirns, hätten aufgehört zu arbeiten. Selbst das Haus, in dem er lebte, zerfiele langsam, aber stetig. Irgendwann versuchte der Mann, sich das Leben zu nehmen. Forscher berichten, dass er in einem Abschiedsbrief schrieb, dass er sich umbringen wolle, da er befürchtete, eine tödliche Infektion auf die Dorfbewohner zu übertragen.
Du fragst, was das alles mit Digitec Galaxus zu tun hat? Gute Frage. Schliesslich führen wir in unserem Shop bisher weder Zombie-Ameisen noch verkaufen wir Riesen-Viren. Ich wollte diesen Artikel auch gar nicht schreiben. Aber eine Stimme in meinem Kopf hat mich dazu gezwungen. Sorry. Weitere hirnlose Texte von mir gibt's hier. Schlurf rüber und werde zu meinem willenlosen Follower.
Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.