© Carl Lipo, Binghamton University (Ausschnitt)
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Wurden die tonnenschweren Moai an ihren Platz geschaukelt?

Zwei Forscher behaupteten, die Bewohner der Osterinsel hätten die berühmten Kolosse schaukelnd transportiert. Jetzt haben sie ihre These bekräftigt.

In Experimenten hatten die Forscher die mögliche Transportweise erprobt: Drei Seile, an denen jeweils eine Gruppe Menschen zieht, halten die Statue in Position. Das hintere Seil fixiert den Moai in einer leichten Schräge. Dann zerren die beiden übrigen Gruppen abwechselnd an den seitlichen Strängen, um den Koloss Wackel- für Wackelschritt zu bewegen. Auf diese Weise «lief» das 4,35 Tonnen schwere Replikat schon 2012 auf ebenen, abschüssigen und ansteigenden Wegen.

Als weiteren Beleg für ihre These werten Lipo und Hunt die Form der Transportwege. So seien die Strassen ähnlich einer Rinne gewölbt. Die Wackel-Moai hätte man so leichter in der Spur halten können. Für rollende Baumstämme wären die Wege dagegen weniger gut geeignet gewesen.

Dennoch gelang der Transport nicht immer. Die «Strassen-Moai» seien offenbar das Ergebnis von Transportunfällen. Die Lage der Figuren untermauere aber die aufrechte Fortbewegungsweise. So liegen die Figuren an abfallenden Wegen bäuchlings; ging es hangaufwärts, fielen sie auf den Rücken. Auch zeige der Verlauf von Bruchstellen, dass die Moai aus einer aufrechten Position umgekippt seien.

Hauptzeugen ihrer These seien aber die Menschen von Rapa Nui selbst. Sie erzählen sich seit Generationen, dass man die Moai aus dem Steinbruch «laufen» liess. Die indigene Bevölkerung kenne auch traditionelle Gesänge, die beim Moai-Wackeln den Takt vorgeben sollten. Wenn die Statuen über mehrere Tage hinweg bewegt wurden, sei «ein rhythmischer, fast meditativer Prozess entstanden, der wahrscheinlich eine zeremonielle Bedeutung hatte», so die beiden Forscher.

Problematisch an diesen Thesen bleibt jedoch, dass die experimentelle Archäologie die einstige Transportmethode wahrscheinlich machen, aber nicht beweisen kann. Dasselbe gilt für die Idee, die Statuen wären auf Hölzern vorwärtsgerollt worden.

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Titelbild: © Carl Lipo, Binghamton University (Ausschnitt)

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