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Wie ich mit einem Tolino Vision 6 zum E-Book-Leser wurde

Lange konnte ich mich für E-Book-Reader nicht wirklich erwärmen. Nach zwei Wochen Strandferien mit dem Vision 6 von Tolino kaufe ich keine neuen gedruckten Bücher mehr.

Das Gerät der Wahl für meine Print-Entwöhnungskur war ein Tolino Vision 6, einer der am meisten verkauften E-Reader bei uns im Shop.

Auf der Rückseite gibt es nur einen Knopf zum Ein- bzw. Ausschalten. Mit etwas über 200 Gramm habe ich beim Tolino gleich viel Gewicht in der Hand wie bei einem Taschenbuch. Sehr angenehm finde ich beim Vision 6 das Material der Rückseite. Es ist strukturiert und fühlt sich wie gummiert an. Dadurch lässt es sich gut halten. Die Finger werden auch beim längeren Lesen nicht schwitzig.

Erst die Einstellungen, dann die Lesefreude

Ich habe in den Ferien drei Bücher auf dem Tolino gelesen. Fürs erste habe ich am längsten gebraucht. Nicht, weil es das dickste gewesen wäre. Nein, ich habe ein paar Mal an den Einstellungen geschraubt, bis ich Schriftgrösse, Seitenrand und Zeilenausrichtung so hatte, wie ich es wollte. Der als Default gesetzte «Verlagsstandard» hat mich nicht überzeugt. Die Schrift war mir zu gross und zu wenig gut lesbar. Ist aber sicher Geschmackssache.

Ich habe versucht, so nahe wie möglich an ein «echtes» Buch heranzukommen, es aber aufgrund des Formats nie geschafft. So muss ich mich beim E-Book damit abfinden, dass es immer wieder Hurenkinder und Schusterjungen gibt, also verloren wirkende Textzeilen unten oder oben auf einer Seite.

Während ich bisher ein physisches Lesezeichen bei Pausen brauchte, tippe ich beim Vision 6 rechts oben in die Ecke des Screens und generiere ein digitales Lesezeichen. Wobei das im Prinzip nicht nötig ist. Denn der E-Reader zeigt mir beim erneuten Einschalten nach einer Pause ohnehin wieder die Stelle im Buch an, wo ich stehengeblieben war. Sehr praktisch.

E-Ink schlägt OLED und Co. – zumindest beim Lesen

E-Ink hat vor allem den grossen Vorteil, wenig Strom zu benötigen. Während ein Tablet bei intensiver Nutzung fast täglich ans Ladekabel muss, hält der Tolino über eine Woche durch. Die 1500 mAh reichen gemäss einem Testbericht bei allesbook.de bei 50 Prozent Beleuchung für um die 17 Stunden Lesezeit.

Lesestoff kommt aus vielen Quellen

Wie oben erwähnt, führt der schnellste und einfachste Weg, ein digitales Buch auf den Tolino zu bekommen über den vorinstallierten Orell-Füssli-Shop. Mit einem Kundenkonto dort ist Einkaufen fast so einfach wie hier bei Digitec und Galaxus. (Sorry, der Einschub musste jetzt sein.) Andere Shops können auch genutzt werden, das ist dann nur etwas umständlicher.

Fazit

Der Tolino Vision 6 hat seinen Platz in meiner Leseroutine gefunden. Noch lese ich auch gedruckte Werke. Einfach, weil ich diese schon vor meinem E-Reader-Versuch gekauft hatte. Künftig aber werde ich mir Bücher wohl öfter auf den E-Reader laden, sogar solche aus der digitalen Bibliothek. Trotz des miesen Nutzererlebnisses.

Dieses Ärgernis gleichen die Vorteile aus. In der Regel hänge ich den Tolino einmal in der Woche ans USB-C-Kabel zum Laden und kann immer, wenn mir danach ist, meine Lektüre fortführen. Der E-Reader liegt gut und angenehm in der Hand. Blättern per Knopf oder Tippen auf den Bildschirm werden schnell Gewohnheit, und ich vermisse das echte Umblättern nicht.

Nur manchmal überkommt mich ein Hauch von Schuldgefühl, weil statt kunstvoller Buchcover auf meinem Nachttisch jetzt eben nur ein weiteres digitales Gerät liegt. Obwohl es ja schon irgendwie niedlich ist, wenn es schläft.

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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