Meinung

Wie ich ein Buch gelesen haben werde

Ich hatte plötzlich dieses Bedürfnis, wieder einmal ein Buch zu lesen. Ein Buch? Ja, dieses Ding aus Papier. Du weisst schon: voll eighties und so.

Der Mensch bewältigt seine Krisen auf unterschiedliche Arten. Die einen kaufen Klopapier, als gäb’s kein Morgen mehr. Und müssen sich die Frage gefallen lassen, ob sie heute überhaupt so viel stuhlen können. Dann gibt es die, die es schon immer gewusst haben. Egal was. Andere wittern die weltweite Verschwörung zur Abschaffung sämtlicher Senioren und mich packt plötzlich dieses Verlangen, ein Buch zu lesen.

Das sind diese meist rechteckigen Dinger. Also ein Blogpost in Papierform. Papier? Weiss, dünn … Die Senioren, die laut Verschwörungstheoretiker gerade abgeschafft werden, kennen es noch: Papier. Das Buch. Und lesen, stundenlang. Das Folgende ist jedoch keine Buchbesprechung. Ich wiederhole, KEINE Buchbesprechung.

Plötzliches Lesebedürfnis

Nun also Homeoffice. Alleine in meinem Zimmer zimmere ich Texte. Draussen scheint die Sonne, drinnen qualmt der Schädel. Damit wir uns recht verstehen. Ich arbeite gerne im Homeoffice. Es fällt mir nicht schwer, mit einer gewissen Disziplin Struktur in den Arbeitsalltag zuhause zu bringen. Und ich bin wohl ein Einzelgänger. Rollläden runter, Licht an. Schotten dicht. Mit anderen Worten: Ich bin bereit für Sibylle Berg.

Social Media und der Brainfuck

Ich wäre bereit für ihren Roman. Die Welt hat andere Pläne. Nach drei Wochen Lockdown kommt unsere 24-Stunden-Spass-Gesellschaft an ihre Grenzen. Sie steht beinahe still. Unternehmen gehen pleite, Arbeitsplätze flöten. Das ist richtig Kacke. So viel WC-Papier kann niemand hamstern. Ostern steht vor der Türe. Wir sollen unsere Familien nicht sehen. It sucks!

Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen.
Blaise Pascal

Warum fällt es uns so schwer, einmal die Füsse still zu halten? Raus aus unseren Hamsterrädern. Entschleunigung. Wann, wenn nicht jetzt? Oder sind unsere Gehirne schon so malträtiert, dass wir nach ein paar Wochen kollektiv die Nerven verlieren, wenn nicht die Permanentbespielung läuft? Die Antworten auf diese Fragen finden sich womöglich in Sibylle Bergs Roman.

Also. Auf ein Neues. «GRM Brainfuck» zum Dritten.

21 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.


Familie
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Meinung

Hier liest du eine subjektive Meinung der Redaktion. Sie entspricht nicht zwingend der Haltung des Unternehmens.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Meinung

    6 Vorschläge für deine Herbst-Lektüre

    von Natalie Hemengül

  • Meinung

    Bilderbücher, die du auch nach dem 100. Vorlesen noch magst

    von Anna Sandner

  • Meinung

    Buchtipp: Eine grausam feministische Neuinterpretation von «Die kleine Meerjungfrau»

    von Natalie Hemengül