Produkttest

Wi-Fi 6 vs. Wi-Fi 5: Powerline-Mesh-WLAN-Systeme von Devolo im Speedtest

Martin Jud
23.12.2021

Die neuesten Powerline-Adapter von Devolo können Wi-Fi 6. Mit ihnen erstellst du über deine Stromleitung und per Funk ein Mesh-WLAN-System. Dem Vergleich zuliebe lasse ich es im Speedtest gegen ein Vorgängersystem mit Wi-Fi 5 antreten.

Dass ich auf drei WLAN-Zugangspunkte setze, liegt daran, dass ich meine zweistöckige 140-m²-Wohnung und ihre Wi-Fi-Stolpersteine gut kenne. Die beiden Test-Mesh-Systeme hat mir Devolo zur Verfügung gestellt.

Das Multiroom Kit des Mesh Wi-Fi 6 beinhaltet drei Adapter: Einer, der das Internet in die Stromleitung einspeist. Plus zwei Adapter, die das Signal entgegennehmen und das neue Wi-Fi aufbauen. Um dennoch wie geplant drei Zugangspunkte zu erhalten, habe ich noch einen Einzeladapter dazu genommen.

Das Mesh-Wi-Fi-5-Multiroom-Kit kommt dagegen mit drei WLAN-fähigen Adaptern. Jeder davon kann auch als Einspeise-Adapter genutzt werden, weshalb ich hier keinen zusätzlichen brauche.

Die beiden Systeme bringen laut Hersteller folgende Spezifikationen mit sich:

Was können die Powerline-Adapter?

Die im Test verwendeten Adapter können überdies auch ein WLAN erstellen. Werden verschiedene Zugangspunkte aufgebaut, wird nicht nur die Reichweite des ersten WLAN-Adapters erweitert, sondern ein dediziertes Netz am Zielstandort aufgebaut.

Leider funktioniert die Verteilung des Internets über die Stromleitung nicht in jedem Haus gleich gut. Bei mir in der Wohnung sind die Leitungen nicht die besten. Bei Stockwerkwechsel verliere ich mit Powerline relativ viel Datendurchsatz. Das folgende Bild veranschaulicht als Beispiel die Situation mit den neuesten Adaptern:

Hier gibt's das Bild in gross.

Der Einspeise-Adapter des zu sehenden Mesh-Wi-Fi-6-Systems befindet sich im gleichen Stockwerk wie die beiden Ziel-Adapter, die über 1100 Megabits pro Sekunde (Mbps) zeigen. Nur noch 415 Mbps kommen im Stockwerk darunter an. Wichtig zu wissen ist, dass die angezeigte Geschwindigkeit auch die Steuerdaten beinhalten. Die tatsächliche Geschwindigkeit, die bei den Endgeräten ankommt, beträgt erfahrungsgemäss rund ein Drittel davon.

Adapter-Inbetriebnahme: Wie sie installiert werden und wo sie Platz finden

Die Adapter können ein bestehendes WLAN erweitern oder ein neues aufbauen. Falls du die Vorteile von Wi-Fi 6 geniessen willst , solltest du die neuesten Adapter nicht mit älteren mischen. Dennoch ist das möglich.

Ganz wichtig: Betreibe Powerline-Adapter nie an einer Steckleiste oder einem Abzweigstecker. Stecke immer erst den Adapter in die Wandsteckdose und dann die Steckleiste an die im Adapter integrierte Steckdose. Tust du das nicht, kann die Qualität der Powerline-Verbindung erheblich leiden. Falls du einen Adapter bei einer Dreier-Wandsteckdose nutzt, überdeckt dieser alle drei Doseneingänge.

Wohnungsgrundriss und Adapter-Standorte

Um die optimalen Standorte für die Adapter zu finden, habe ich sämtliche Steckdosen meiner zweistöckigen 140-m²-Dachwohnung durchprobiert. Grundsätzlich solltest du die Adapter möglichst zentral platzieren, was mir nur halbwegs gelungen ist.

Der Standort des Einspeise-Adapters ist vorgegeben. Er kommt an die gleiche Dose wie das Modem. Das ist, wie in der nachfolgenden Standort-Übersicht zu sehen, in Zimmer 3 im oberen Geschoss. Das blaue Wi-Fi-Symbol in Zimmer 3 zeigt den zusätzlichen Adapter des Wi-Fi-6-Systems. Beim Wi-Fi-5-System entfällt dieser, da bei dem jeder Wi-Fi-fähige Adapter die Einspeisung des Internets übernehmen kann.

Einem neuen Powerline-Netzwerk oder WLAN solltest du grundsätzlich etwas Zeit geben, damit es sein volles Potenzial entwickeln kann.

Wi-Fi-Speedtest: Geschwindigkeit, Ping und Signalstärke pro Zimmer

Was ohne Eingewöhnungszeit bei beiden Systemen gut funktioniert, ist der WLAN-Wechsel zwischen den verschiedenen Adaptern. Der geht nicht nur zügig vonstatten – dank der aktivierten Option «Fast Roaming» (IEEE 802.11r) ist er auch unterbrechungsfrei. Ich falle nicht aus einem Videocall, wenn ich dabei durch die Wohnung spaziere.

Ergebnisse

Die beiden Powerline-Mesh-WLAN-Systeme schneiden im 5-GHz-Frequenzband wie folgt ab:

Im 2,4-GHz-Frequenzband ergibt sich folgendes Bild:

Im unteren Geschoss ist das Wi-Fi-6-System mit durchschnittlich 127,32 Mbps gegenüber 114,27 Mbps etwas besser unterwegs. Im oberen Dachgeschoss laufen beide Systeme gut und bringen im Schnitt 350 Mbps. Im Vergleich zu anderen Mesh-Systemen klingt das nach eher wenig. Doch ist das für die gegebenen physikalischen Eigenschaften wie der kleinen Grösse kein schlechter Wert. Zumal die Mauern in meiner Wohnung massiv sind und die WLAN-Signale zusätzlich schwächen.

Verbinde ich den Testlaptop per LAN-Kabel mit den Adaptern, bleibt der Ping in meiner Wohnung immer niedrig. Das Signal durchläuft die Route zwischen NAS, Modem (Router), Einspeise-Adapter und Ziel-Adapter. Je nach Steckdose sind es zwei bis vier Millisekunden, ehe beim Pingen die Antwort vom NAS erfolgt.

Visualisierung der 5-GHz-WLAN-Abdeckung

Beim Mesh Wi-Fi 6 wird das WLAN in Zimmer 3 rund drei Meter verschoben aufgebaut. Das wirkt sich auf die Signalstärke in Zimmer 4 aus. Gegenüber dem Mesh Wi-Fi 5 gehen 15 Dezibel Milliwatt (dBm) verloren. Anstelle guten -53 dBm gibt es ausreichende -68 dBm – je höher der dBm-Wert, desto besser.

Die dBm-Einbusse ist verschmerzbar. All meine Geräte können auch bei -68 dBm problemlos mit dem Adapter kommunizieren – die Geschwindigkeit in Zimmer 4 wartet noch immer mit 351,52 Mbps auf. Weniger gut unterwegs sind Zimmer 1 und der Balkon, wo die dBm beider Mesh-Systeme bei um die -70 herumdümpeln. Trotzdem habe ich mit Smartphone und Laptop Empfang und Datendurchsätze von 108 bis 125 Mbps. Das entspricht vier bis fünf UHD-Netflix-Streams.

Bei den folgenden Heatmaps wird die Signalstärke durch Farben dargestellt. Damit erkennst du mit einem Blick, wo das WLAN wie gut abschneidet. Rot ist die beste Farbe, aber auch Gelb und Grün sind deine Freunde – bevor die Farbe Türkis wird, sollte das Signal für jegliche Endgeräte genügend stark sein (selbst für ein iPhone). Je mehr die Farbgebung Richtung Blau geht, desto schlechter.

Visualisierung der 2,4-GHz-WLAN-Abdeckung

Das 2,4-GHz-Frequenzband kommt etwas weiter und ist dementsprechend etwas weniger blau gefärbt.

Vergleich zur Konkurrenz

Der 5-GHz-Vergleich:

Der 2,4-GHz-Vergleich:

Fazit: Klein und bequem, aber nicht für jede Stromleitung

Beide Mesh-Systeme schneiden ungefähr gleich gut ab. Dass das ältere Mesh Wi-Fi 5 im oberen Geschoss etwas besser performt, liegt am unterschiedlichen WLAN-Adapter-Standort in Zimmer 3 und nicht an der Technik. Dass im unteren Geschoss das Mesh Wi-Fi 6 minim besser abschneidet, liegt an einer etwas besseren Verbindung über die Stromleitung. Vielleicht hilft es dem System, dass es einen dedizierten Einspeise-Adapter hat.

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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