
Hintergrund
Ich kam mit einer Tinktur, ich ging mit Tabletten
von Martin Jungfer
Kaum jemand würde sich wohl über mehr Haare auf dem Kopf beschweren. Ich wollte wissen, ob Priorin Liquid, ein pflanzliches Mittel gegen Haarausfall, die Lösung für lichter werdende Mähnen sein kann. Mit erstaunlichem Resultat.
Nun stehe ich vor dem Problem, das mir schon zu Beginn schlechte Laune bereitet hat: Die Wirkung des Liquids hält nur solange ich es weiterhin anwende. Das ist übrigens auch bei den medizinischen Mitteln nicht anders. Es stellt sich mir die Frage: Ist mir das Ergebnis die Kosten (und zugegeben geringen Mühen) wert? Ehrliche Antwort: Ich weiß es noch nicht. Möglicherweise schon und das will bei einer Kosmetik-Minimalistin wie mir schon was heißen.
Pro
Contra
Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.
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Alle anzeigenStarker Haarausfall ist bei mir zum Glück kein Thema. Jenseits der 40 muss ich aber ehrlicherweise gestehen, dass ich einen Unterschied im Vergleich zur Haarpracht meines 20-jährigen Ichs feststellen kann. Wieder ein bisschen mehr Fülle auf dem Kopf fände ich also nicht schlimm. Als dann die Frage kam, ob ich ein Mittel gegen Haarausfall testen möchte, wurde ich neugierig und habe zugesagt. Aber ganz ehrlich: Skeptisch war ich trotzdem, denn kosmetischen «Wundermitteln» begegne ich grundsätzlich mit hochgezogener Augenbraue.
Was ist also drin in diesem kosmetischen Produkt, das meine Haare vom Ausfallen abhalten soll? Der Hauptwirkstoffkomplex heißt «Baicapil». Noch nie gehört? Ich bis zu diesem Test auch nicht. Dahinter steht ein Mix aus Baikal-Helmkrautwurzel-, Soja- und Weizenkeimextrakt. Zusätzlich ist Dexpanthenol (Pro-Vitamin B5) enthalten, das Kopfhaut und Haarstruktur pflegen und Feuchtigkeit spenden soll. Laut Hersteller alles gut für die Haarwurzel und stimulierend für den Haarzyklus. Wissenschaftliche, unabhängige Studien zu Priorin Liquid selbst gibt es nicht. Einer meiner Kritikpunkte bei vielen derartigen Produkten: Wenn es überhaupt Wirksamkeitsstudien gibt, dann stammen diese in der Regel von den Unternehmen, die die Produkte verkaufen wollen.
Genug der Zweifel, jetzt geht es an den – wohlgemerkt subjektiven – Praxistest: Fünf bis acht Sprühstöße des Liquids soll ich nun täglich auf der Kopfhaut verteilen und sanft einmassieren. Klingt erstmal nach viel zu wenig, um überhaupt einen Unterschied zu machen. Die ersten Tage habe ich den Eindruck, dass ich meine Kopfhaut nur stellenweise benetzt bekomme. Nach einiger Zeit und Übung im Verteilen werde ich besser darin, wirklich meine gesamte Kopfhaut mit dem Liquid einzumasieren. Eine Flasche reicht für etwa sechs Wochen.
Und dann passiert das, womit ich nicht gerechnet hätte: Nach rund zwei Wochen sind eindeutig weniger Haare in meiner Bürste. Und auch mein Zopf fühlt sich voller an. Mein Haar scheint nach und nach auch etwas weicher und glänzender zu werden. Irgendetwas hat sich tatsächlich verändert. Die Skeptikerin in mir ist ehrlich erstaunt. Placebo? Kann eigentlich nicht sein. Ich bin so kritisch in den Test gegangen, dass ich den Effekt fast widerwillig feststelle.
Inzwischen habe ich das Liquid seit mehreren Monaten im Einsatz. Obwohl ich nach einigen Wochen nachlässiger wurde und die Anwendung nicht mehr jeden Tag durchziehe, merke ich noch immer eine Verbesserung. Gerne hätte ich den subjektiven Eindruck irgendwie bestätigt, aber meine Fotoserien blieben wenig aufschlussreich. Genauso wie mein gescheitertes Haar-Zähl-Protokoll – da hat mir schlicht die Geduld gefehlt. Besonders aussagekräftig wären die Ergebnisse einer einzigen Person ohnehin nicht. Es bleiben also eine merklich haarlosere Bürste und das Gefühl von vollerem, gesünderem Haar.
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