Hintergrund

Warum der Kaffeepreis gestiegen ist und was Vicafe dagegen macht

Simon Balissat
29.11.2022

Die ersten Schlagzeilen gab es schon vor Monaten: Die tägliche Tasse Kaffee wird teurer. Der Grund: gestiegene Rohstoffpreise am Weltmarkt. Vor allem Hersteller billiger Kaffees mussten die Preise erhöhen. Wie Spekulanten, Wetter und Qualität der Bohnen den Kaffeepreis bestimmen. Ein Hintergrund.

Das komplexe System um den Kaffeepreis

Wenn Oscar den Preis bestimmt

Labels wie «Max Havelaar» geben den Konsumentinnen und Konsumenten eine gewisse Sicherheit, dass im Einkauf ein fairer Preis gezahlt wurde, wovon die Kaffeebauern profitieren, weil sie mehr Geld bekommen als ohne das Label. Noch fairer ist der Ansatz von Vicafe und anderen Kleinröstereien, welche direkt von der Plantage kaufen.

Trotzdem spielt auch beim Direktkontakt der Börsenpreis eine Rolle, gibt Pascal Herzog zu bedenken. «Wenn plötzlich alle kolumbianischen Kaffees immer teurer werden, dann verlangt unser Kaffeebauer Oscar in Kolumbien natürlich auch von uns mehr Geld. Zahlen wir das nicht, sucht er sich halt andere Partner, die den normalen kolumbianischen Preis zahlen.»

Vicafe musste den Preis ihrer Kaffees auch erhöhen. Dazu habe man ein unkonventionelles Modell gewählt, erklärt Pascal Herzog. «Wir machen das nicht nach Prozent der Marge, sondern über eine fixe Marge. Das heisst, statt eine Prozent-Marge, nehmen wir einen fixen Frankenbetrag pro Kilo. Damit verdienen wir nicht an steigenden Grünkaffeepreisen und für die Kundinnen und Kunden steigt der Preis weniger stark.» Im Video erklärt Pascal die Strategie gleich selbst.

Fairplay mit Risiko

Nachhaltigkeit, zu Ende gedacht

So unterstützt Vicafe das lokale Gewerbe, über die Kaffeebauern hinaus. «Da dürfen wir glaube ich sagen: So konsequent machen das nur ganz wenige Röstereien», fügt Pascal Herzog an. Vom Banker ist jetzt keine Spur mehr da, es spricht nur noch der Kaffeeliebhaber mit Herz für die Menschen auf den Kaffeeplantagen.

"Titelfoto: Simon Balissat"

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Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell. 


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