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Vorschau auf die Darts-WM 2026: ein Rekordfeld startet im Alexandra Palace

Kim Muntinga
4.12.2025

Noch vor dem ersten Anwurf steht fest, dass diese WM vieles verändert. Ein so großes Feld gab es bei der PDC noch nie, und das neue K.-o.-System erhöht den Druck ab dem ersten Leg. Für Favoriten und Außenseiter entstehen völlig neue Dynamiken.

Ab dem 11. Dezember verwandelt sich der Alexandra Palace in London wieder in das Epizentrum des Darts-Sports. Die PDC World Darts Championship 2026 ist das größte Turnier der Szene. Dieses Jahr wird sie noch spektakulärer. Zum ersten Mal treten 128 Spieler und Spielerinnen aus 34 Nationen an. Das Finale steigt am 3. Januar 2026 und für den Sieger gibt es ein Rekordpreisgeld von einer Million Pfund. Insgesamt werden fünf Millionen Pfund ausgeschüttet: doppelt so viel wie im Vorjahr.

Das Turnierformat

Die Darts-WM 2026 tritt mit einem völlig neu strukturierten Format an. Das Teilnehmerfeld umfasst nun 128 Spieler beziehungsweise Spielerinnen und setzt sich aus drei Gruppen zusammen: den Top-40 der Weltrangliste, den 40 erfolgreichsten Spielern der aktuellen Pro-Tour sowie 48 internationalen Qualifikanten aus allen Kontinenten. Diese Breite macht das Turnier globaler, vielfältiger und sportlich noch unberechenbarer.

Erstmals starten sämtliche Teilnehmer gemeinsam in der ersten Runde. Selbst die Topstars greifen ohne Freilos direkt ins Geschehen ein. Die WM entwickelt sich damit noch stärker zu einem reinen K.-o.-Turnier, das Fehler unmittelbarer bestraft und Überraschungen begünstigt. Gespielt wird im klassischen Set-Modus, der den Matches eine klare Dramaturgie verleiht. Den kompletten Spielplan der WM findest du als offizielles Wallchart der Professional Darts Corporation (PDC) hier.

Das Turnier erstreckt sich über knapp drei Wochen im Alexandra Palace. Die Matches verteilen sich auf Nachmittags- und Abendsessions, wobei alle Begegnungen nacheinander auf derselben Bühne stattfinden.

Die grafische Übersicht der PDC zeigt alle Erstrundenbegegnungen und den kompletten Ablauf vom 11. Dezember bis zum Finale am 3. Januar.
Die grafische Übersicht der PDC zeigt alle Erstrundenbegegnungen und den kompletten Ablauf vom 11. Dezember bis zum Finale am 3. Januar.
Quelle: OfficialPDC / X

Favoriten und Titelanwärter

Der klare Topfavorit auf den WM-Titel 2026 ist Luke Littler, der als amtierender Weltmeister in das Turnier geht. Der Youngster dominierte große Teile der Saison, gewann mehrere Majors (darunter der World Grand Prix, die UK Open und der Grand Slam of Darts) und etablierte sich an der Spitze der Weltrangliste. Sein Power-Scoring, seine Coolness in Druckmomenten und seine Fähigkeit, Matches im Satzmodus zu kontrollieren, machen ihn zum Spieler, den alle schlagen müssen.

Direkt dahinter folgt Luke Humphries, der in diesem Jahr selbst zwei Major-Titel gewann (World Masters und Premier League). Zudem erreichte er regelmäßig weitere Endspiele auf der Tour und bei Majors. Seine Erfolgsbilanz bei TV-Turnieren zeigt, dass er im Ally Pally jederzeit wieder ganz weit kommen kann.

Luke Littler und Luke Humphries dominieren die Saison 2025 und gehen als Topfavoriten in die WM 2026.
Luke Littler und Luke Humphries dominieren die Saison 2025 und gehen als Topfavoriten in die WM 2026.
Quelle: PDC

Neben den beiden Lukes schiebt sich Gian van Veen immer stärker ins Rampenlicht. Der Niederländer feierte 2025 seinen endgültigen Durchbruch, als er die European Championship gewann und im Finale Luke Humphries mit 11:10 besiegte. Sein Scoring-Niveau gehört inzwischen zu den besten der Tour und seine Entwicklungskurve zeigt steil nach oben. Van Veen wirkt gefestigter, reifer und konstanter als noch vor einem Jahr. Genau deshalb führen ihn viele Experten als einen der gefährlichsten Spieler im Feld – einer, der das Potenzial besitzt, erstmals um den WM-Titel mitzuspielen, wenn er seine Form aus dem Herbst bestätigt.

Auch Josh Rock zählt zu den Kandidaten, die 2026 für große Überraschungen sorgen können. Der Nordire erreichte im laufenden Jahr mehrere Halbfinals auf Major-Niveau und gewann mit Daryl Gurney den World Cup of Darts für Nordirland – eine historische Leistung, die seine Rolle im Nationalteam festigte und ihm zusätzliches Momentum gab. Rock verbesserte 2025 seine Konstanz auf die Doppel deutlich und zeigte im Scoring teilweise Weltklassewerte. Sein aggressiver Stil und seine stetige Weiterentwicklung machen ihn zu einem Gegner, dem im Ally Pally niemand gern begegnet.

Gerwyn Price bleibt ebenfalls ein ernstzunehmender Anwärter. Auch wenn er 2025 keinen Major-Titel gewinnen konnte, erreichte er mehrere tiefe Runs und stand unter anderem im Endspiel des World Cup sowie in wichtigen Halbfinals. Seine enorme Erfahrung im Satzmodus – einschließlich seines WM-Titels von 2021 – gibt ihm genau die Werkzeuge, die es braucht, um im Ally Pally auch aus einer Außenseiterposition heraus wieder weit zu kommen.

Schließlich bleibt Michael van Gerwen ein Name, den du im erweiterten Favoritenkreis nie ignorieren kannst. Auch wenn der Niederländer seine Dominanz früherer Jahre nicht mehr erreicht, bewies er 2025 mit dem Gewinn der World Series of Darts Finals, dass sein Spitzenlevel nach wie vor existiert. Van Gerwen blieb über das Jahr hinweg inkonstant, zeigte aber immer wieder explosive Matches, die an seine Hochphase erinnern. Sein großer Vorteil bleibt die Erfahrung: drei WM-Titel, unzählige Majors und die Fähigkeit, im entscheidenden Moment das Tempo zu verschärfen. Sollte er im Dezember seinen Rhythmus finden, wird er auch 2026 wieder ein Spieler sein, der tief ins Turnier vordringen kann.

Der Schweizer Hoffnungsträger auf der WM-Bühne

Als einziger Schweizer tritt der 36-jährige Stefan Bellmont aus Cham ZG zur WM. Er sicherte sich sein WM-Ticket, indem er die Gesamtwertung und mehrere einzelne Turniere der PDC Challenge Tour gewinnen konnte. Bei der letzten WM schrieb er bereits als erster Schweizer Teilnehmer Geschichte, schied jedoch in der ersten Runde gegen den Niederländer Jermaine Wattimena aus. Diesmal reist er mit erhobenem Haupt, gestärktem Selbstvertrauen an und trifft in seinem Auftaktmatch am 17. Dezember auf die lebende Dartslegende Raymond van Barneveld.

Stefan Bellmont sicherte sich sein WM-Ticket über die PDC Challenge Tour und startet 2026 erneut im Alexandra Palace.
Stefan Bellmont sicherte sich sein WM-Ticket über die PDC Challenge Tour und startet 2026 erneut im Alexandra Palace.
Quelle: Stefan Bellmont

Die acht deutschen Teilnehmer

Aus deutscher Sicht lohnt sich der Blick in diesem Jahr besonders, denn mit insgesamt acht deutschen Spielern stellt Deutschland so viele WM-Teilnehmer wie nie zuvor.

Die Breite hat sich spürbar verbessert, aber auch in der Spitze gibt es Namen, die im erweiterten Favoritenkreis immer wieder auftauchen. Allen voran Martin Schindler, der 2025 seine bislang konstanteste Saison spielte. Er erreichte mehrere Viertel- und Achtelfinals bei TV-Turnieren, stabilisierte seine Pro-Tour-Ergebnisse und hob sein Scoring auf ein Niveau, das ihn im Satzmodus konkurrenzfähig macht. Schindler wirkt gefestigter, reifer und taktisch klüger als in früheren Jahren. Allerdings muss er dieses Niveau endlich auch bei Major-Turnieren zeigen. Sein Auftaktgegner ist Stephen Burton.

2025 etablierte sich Martin Schindler endgültig in der erweiterten Weltspitze. Die WM soll der nächste Schritt auf der ganz großen Bühne werden.
2025 etablierte sich Martin Schindler endgültig in der erweiterten Weltspitze. Die WM soll der nächste Schritt auf der ganz großen Bühne werden.
Quelle: PDC

Neben Martin Schindler rückt vor allem Ricardo «Pikachu» Pietreczko in den Mittelpunkt, der sich dank einer stabilen Saison auf der Pro Tour erneut souverän für die WM qualifizierte. Pietreczko zeigte 2025 zwar nicht die explosiven Peaks des Vorjahres, präsentierte sich aber insgesamt konstanter und taktisch reifer. Sein Scoring bleibt eine seiner größten Stärken und an guten Tagen kann er mit deutlich höher gesetzten Spielern mithalten. In der ersten Runde tritt er gegen den Portugiesen José de Sousa an. Danach könnte es zum Duell mit Dave Chisnall oder Fallon Sherrock kommen.

Gabriel Clemens bringt weiterhin viel Erfahrung auf der großen Bühne mit, darunter sein historisches WM-Halbfinale von 2023. Allerdings konnte er vor allem in dieser Saison kaum noch gute Ergebnisse einheimsen. Im aktuellen Jahresranking steht er nur noch auf Platz 64, in der Order of Merit ist er somit auch auf Platz 47 gefallen.

Mit seinem ersten Pro-Tour-Titel und Rang 30 in der Jahreswertung reist Niko Springer selbstbewusst zur Weltmeisterschaft.
Mit seinem ersten Pro-Tour-Titel und Rang 30 in der Jahreswertung reist Niko Springer selbstbewusst zur Weltmeisterschaft.
Quelle: PDC

Der Vierte im Bunde ist Niko Springer. Er gilt nach seinem starken Jahr 2025 als einer der größten deutschen Hoffnungsträger. Springer hat in diesem Jahr nicht nur ein Pro-Tour-Event (die Hungarian Darts Trophy) gewonnen, auch in der Jahreswertung ist er auf Platz 30 als zweitbester Deutscher noch vor «Pikachu» platziert. Viele Beobachter trauen ihm zu, im Ally Pally erstmals eine größere Rolle zu spielen und gegen etablierte Gegner engere, umkämpftere Matches zu liefern als bisher. Allerdings könnte er es in Runde 2 bereits mit einem der Turnierfavoriten, Josh Rock, zu tun bekommen.

Dazu kommen Lukas Wenig, Max Hopp, Dominik Grüllich und Arno Merk, die sich über Pro-Tour-Platzierungen oder die internationale Qualifikation das WM-Ticket sichern konnten. Sie reisen ohne großen Druck an, bringen aber jeweils genügend Qualität mit, um im erweiterten 128er-Feld zumindest in der ersten Runde konkurrenzfähig zu sein. Merk wird sogar gegen den erfahrenen Belgier Kim Huybrechts die WM eröffnen.

Neue Gesichter und spannende Storylines

Die WM schreibt jedes Jahr ihre eigenen neuen Storylines und auch 2026 gibt es mehrere Entwicklungen, die weit über die Favoriten hinausreichen. Besonders spannend wird der Auftritt der Frauen, allen voran Beau Greaves, die nach einer starken Women’s-Series-Saison erneut im Hauptfeld steht. Sie gilt längst nicht mehr als Außenseiterin, sondern als Spielerin, die mit ihrem konstant hohen Scoring und ihrem ruhigen Matchplay einzelne Runden überstehen kann. Auch der mögliche Auftritt von Fallon Sherrock sorgt für zusätzliche Aufmerksamkeit – ihre früheren WM-Erfolge haben gezeigt, wie schnell im Ally Pally Dynamik entstehen kann, wenn eine Frau ein Match dreht.

Einen besonderen Reiz entfaltet die WM auch in diesem Jahr durch jene Spieler, die aus für den Darts-Sport ungewöhnlichen Nationen anreisen. Das 128er-Feld öffnet die Bühne für Vertreter aus Regionen, die lange kaum Teil der PDC-Welt waren. So treten etwa Jesús Sálate aus Argentinien, Man Lok Leung aus Hongkong oder David Munyua aus Kenia an.

Eine eigene Geschichte schreibt zudem Paul Lim, der mit 71 Jahren erneut auf der WM-Bühne steht und als Ikone im Dartsport gilt. Sein 9-Darter (ein sogenanntes «Perfect-Leg») bei der WM 1990 ist bis heute ein ikonischer Moment des Sports.

Titelbild: PDC

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