Wenn der Sommer kommt, werden die Seen zum Sehnsuchtsort. Nach Tagen und Wochen in den eigenen vier Wänden umso mehr. Auf dem Wasser gibt es genug Freiraum, einander aus dem Weg zu gehen. So gesehen ist Stand-up-Paddeln ein perfekter Corona-Sport. Da in den kommenden Monaten viele Menschen an die Ufer strömen werden, ist die Versuchung gross, sich abseits der offiziellen Stellen mit dem Board durch die Büsche zu schlagen und entlegene Seewinkel aufzusuchen. Schön für die Sportler, schlecht für die Tierwelt. Um darauf hinzuweisen, haben die Vogelwarte Sempach, Pro Natura, Swiss Canoe und weitere Partner ein gemeinsames Merkblatt herausgegeben.
So weit, so gut, so selbstverständlich. Doch beim fast geräuschlosen Dahingleiten auf dem Board fühlst du dich im Einklang mit der Natur und unterschätzt schnell, wie störend das eigene Verhalten sein kann. Was mich überrascht hat sind die Distanzen, aus der Wasservögel Stand-up-Paddler als bedrohlich wahrnehmen. Selbst über einen Kilometer entfernt können sie die Flucht ergreifen. Schon 2018 kam eine empirische Masterarbeit zu dem Ergebnis, dass sich die Tiere von Stehpaddlern stärker gestört fühlen als beispielsweise von Ruderern oder Seglern.
Auch das aktuelle Merkblatt verweist darauf, dass die Silhouette von Paddlern besonders bedrohlich auf Wasservögel wirkt. Deshalb solltest du einen grossen Bogen um die Tiere und ihre Rückzugsgebiete machen. Einerseits ist es das Schöne am Stand-up-Paddeln, dass du nicht viel Equipment brauchst, flaches Wasser befahren und praktisch überall aktiv sein kannst. Andererseits sind Natursportler auch in der Pflicht, Rücksicht zu nehmen. Und das fängt schon früher an, als es der Laie ahnen kann.