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Vom Motherboard zum SoC: Google holt Koryphäe für Chip-Entwicklung

Google holt den Intel-Veteranen Uri Frank an Bord. Er soll in Israel ein «Weltklasse»-Team auf die Beine stellen, um das Chip Design des Tech-Riesen anzutreiben. Die Anstellung des Experten ist ein weiterer Schritt in Richtung Unabhängigkeit von traditionellen Chipherstellern.

Google hat es letzte Woche auf ihrem Cloud Blog verkündet: Uri Frank ist ab sofort als Vice President of Engineering in der Abteilung für Server Chip Design tätig. Zuvor hat der Hardware-Experte während 20 Jahren für Intel gearbeitet – dem zurzeit grössten Hersteller von Halbleiter-Chips auf der Welt.

In Anbetracht der jüngsten Schachzüge Googles kommt die Anstellung Franks nicht überraschend. Bereits seit einigen Jahren holt der kalifornische Tech-Riese laufend neue Chip-Entwickler aus anderen Unternehmen wie Intel, Nvidia oder Qualcomm ins Boot.

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Damit ist Google nicht alleine. Denn auch die restlichen «Big Five» – Apple, Facebook, Amazon und Microsoft – holen sich vermehrt Experten aus dem CPU-Bereich in die eigenen Reihen.

Fokus auf eigene Hardware

Obwohl die grossen Chiphersteller wie Intel, Qualcomm oder AMD zu den ältesten und renommiertesten Tech-Unternehmen des Silicon Valley gehören, gerät ihr Geschäftsmodell immer mehr in Bedrängnis.

Unter anderem liegt das an einem Paradigmenwechsel in der Chipherstellung. Zwar ist Intel im Bereich der sogenannten Off-The-Shelf-Chips führend – seriengefertigte CPUs, an deren Architektur sich Hersteller jahrelang angepasst haben und die zurzeit noch in den meisten Desktop-Computern stecken. Doch diese Prozessoren sind nicht auf die spezifischen Bedürfnisse der Gadget-Hersteller fokussiert. Zudem brauchen sie viel Platz und Energie.

Mit dem Aufkommen des Smartphones musste aber genau dort gespart werden. Denn mobile Geräte sollten bei geringem Energiebedarf trotzdem eine hohe Leistungsfähigkeit zeigen. Deshalb stecken in den meisten Phones und Tablets von heute Chips mit einem System-on-a-Chip-Design (SoC). Mit diesem Design werden Prozessor, Speicher und alle anderen Funktionen auf einem einzigen Mikrochip vereint. Dieser Chip kann auf die Bedürfnisse des jeweiligen Herstellers zugeschnitten werden und braucht zudem auch weniger Platz und Energie als ein herkömmliches Motherboard mit seinen Verkabelungen zu den einzelnen Komponenten.

System on a Chip bei Google

Das ist auch für Google zentral. Um eine höhere Leistung zu erzielen und weniger Strom zu verbrauchen brauche es eine «tiefgreifende Integration der zugrundeliegenden Hardware», wird im Blogpost betont.

Deshalb will der kalifornische Tech-Riese bei seinem Chipdesign vom Motherboard zum SoC schreiten. Das SoC sei somit «das neue Motherboard», das Uri Frank nun auf Vordermann bringen soll.

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Custom CPUs aus allen Himmelsrichtungen

Bereits vergangenes Jahr enthüllte Axios in einem Exklusivbericht, dass Google an einem eigenen Chip Namens Whitechapel arbeitet. Das sollen firmennahe Quellen damals bestätigt haben. Es wurde vermutet, dass Whitechapel für die kommende Generation der Pixel Smartphones und möglicherweise Chromebooks eingesetzt werden könnte.

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Smartphone

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Im vergangen November kamen die M1 Macbooks mit der gross angekündigten Custom CPU aus dem Hause Apple. Ein weiterer Exklusivbericht von Bloomberg News gab dann im Dezember bekannt, dass auch Microsoft mit Custom CPUs nachzieht. Die Chips sollen auf die Nutzung in den Servern abzielen. Eine weitere Version für Surface-Geräte soll auch in Planung sein.

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«Ich will alles! Die erschütternden Tiefs, die berauschenden Hochs und das Sahnige dazwischen» – diese Worte einer amerikanischen Kult-Figur aus dem TV sprechen mir aus der Seele. Deshalb praktiziere ich diese Lebensphilosophie auch in meinem Arbeitsalltag. Das heisst für mich: Grosse, kleine, spannende und alltägliche Geschichten haben alle ihren Reiz – besonders wenn sie in bunter Reihenfolge daherkommen. 


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