

Vom kleinen «Tschuttibildli» zum wahrscheinlich weltgrössten Fussballerportrait
Dies ist die Geschichte des Mannes aus Sursee. Nein Moment, das stimmt so nicht. Es ist die seines Portraits auf dem Rasen des Stadions «Schlottermilch» in Sursee. Und wie sein Gesicht dorthin kommt. Dank des Mannes aus Basel nämlich. Auch der Mann aus Grenchen spielt hier eine Rolle. Aber der Reihe nach.
Irgendwann prägt SRF-Kommentator Sascha Ruefer aus Grenchen den Begriff vom «Mann aus Sursee». Gemeint ist Haris Seferovic. Der hat mit seinen Toren entscheidenden Anteil an der Qualifikation der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft für die WM 2018 in Russland. Zur selben Zeit denkt in Basel ein Mann über Fussballer-Bildli nach und hat eine Idee.
Sammeln und zeichnen
Das Zeichnen wird zum Beruf, das Sammeln bleibt Leidenschaft. Also bewirbt sich Stevie letzten Sommer bei tschutti heftli um eines der 32 Teams. Die Aufgabe: Maradona zeichnen. Die Jury: hochkarätig besetzt, unter anderem mit dem ehemaligen US-Nationalspieler Alexi Lalas. Genau, der mit dem roten Wuschelkopf und dem Mega-Goatee. Wie er auf die Idee mit den weissen Linien auf dem Spielfeld gekommen sei, will ich von Stevie wissen.
Diese Idee kommt bei der Jury an. Stevie setzt sich unter rund 500 Mitbewerberinnen und Mitbewerbern durch und erhält den Zuschlag, eines der 32 Teams zu gestalten. Aber nicht irgendein Team, er darf die Schweizer Mannschaft zeichnen.
«Wie Weihnachten und Geburtstag zusammen.»
Bescheiden wie er ist, muss ich zuerst nachfragen, bevor er mit einem seeligen Lächeln im Gesicht meint: «Als Schweizer die Nati gestalten zu dürfen, das macht mich schon stolz. Für mich ist das eine grosse Ehre und fühlt sich an wie Weihnachten und Geburtstag gleichzeitig.»
Im «Adobe Illustrator» zeichnet er die Mannschaft (auch alle Ergänzungsspieler), den Trainer, ein Wappen sowie ein Selbstportrait. Und er hat von Anfang an die Idee, das Ganze nicht nur auf 50×70 Millimetern umzusetzen, sondern auch auf einem richtigen Fussballfeld. Nur wo und welcher Spieler soll es sein? Die Idee, Haris Seferovic zu zeichnen, kommt schliesslich von Silvan Glanzmann, dem Gründer des tschutti heftli.
«Haris hat’s mehr als verdient.»
Haris Seferovic schiesst seine Tore mittlerweile in den grossen Ligen Europas. Als F-Junior tut er dies für den FC Sursee. Seine Familie lebt noch heute in «Soorsi». Und er gibt auch sofort sein ok, als er vom Plan hört, sein Bild auf den Rasen im Stadion Schlottermilch zu zeichnen.
«Ich finde, Haris hat sich dieses Extra-Feature mit seinen Toren mehr als verdient», sagt Stevie Fiedler. «Ausserdem verkörpert er meiner Meinung nach die beiden Seiten des Fussballs sehr gut. Hier das bodenständige Sursee, da das glamouröse Benfica Lissabon». Und wie wird aus dem kleinen Tschutti-Bildli schlussendlich das vermutlich weltgrösste Fussballer-Portrait?
Teamplayer
Auch bei dieser Frage zeigt sie sich wieder: Stevie Fiedlers Bescheidenheit. «Also zuerst muss ich meinem Team von ‘eyeloveyou’, Martin, Marleen und Zoe, danke sagen. Ohne ihre Unterstützung hätte ich das niemals hingekriegt. Und natürlich gebührt ein grosses Dankeschön auch dem FC Sursee und dem tschutti heftli Team».
Um es in der Sprache der Fussballer zu sagen: Stevie versenkt den Ball aus 20 Metern herrlich volley im Lattenkreuz und hebt im anschliessenden Platzinterview zuerst die Rolle seiner Mitspieler hervor. Aber wie läuft denn nun ein solches Shooting ab?
«Ein Fehler und das war’s.»
Klingt für mich alles ziemlich kompliziert, ist es auch. Und es wird noch komplizierter, als Stevie weiter erzählt. «Trotz teils automatischer Stabilisierung der Drohnen waren diese ab und zu ein paar heftigen Windböen ausgesetzt. Zum Verständnis: Ein paar Zentimeter Abweichung in 500 Metern Höhe ergeben auf dem Boden einige Meter Differenz».
Spielraum für Fehler also gleich Null. Was wäre gewesen, wenn ein Fehler passiert wäre? «Es durfte kein Fehler passieren, wir hatten nur einen Versuch», kommt es von Stevie wie aus der Kanone geschossen. Auf einer Fläche von 104×67 Metern entsteht so das wohl weltgrösste Fussballerportrait. Und Haris Seferovic gefällt's.
«Danke an Stevie, dass er das gemacht hat. Ich habe mich sofort erkannt und finde es 'e geili Sach'.»
Und wie findest du eigentlich dein Selbstportrait? Das will ich zum Schluss von Stevie Fiedler dann schon noch wissen. «Ich glaube, ich habe mein (lange Pause) Lächeln nicht schlecht getroffen und mit einigen wenigen Strichen zeigen können, dass ich eine etwas überhängende Oberlippe habe». Sagt's und lacht herzhaft.
Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.
Vom neuen iPhone bis zur Auferstehung der Mode aus den 80er-Jahren. Die Redaktion ordnet ein.
Alle anzeigen



