

Vom Beisser zum Strahlemann in nur fünf Tagen?

Teeth Whitening zum Selbermachen: strahlendes Weiss in den eigenen vier Wänden, (fast) ganz ohne Zahnarzt. Was vor einigen Jahren noch nach blankem Horror klang, ist heute gang und gäbe. Was ein Do-It-Yourself-Kit für weissere Zähne taugt, habe ich am eigenen Leib erfahren.
Ob sich jemand für eine neue Marke im Galaxus-Sortiment die Zähne bleichen lassen würde, fragt Kollegin Livia Gisler in die Redaktionsrunde. Es gäbe da verschiedene Anwendungen, Sets und Tools. Eine Methode arbeite beispielsweise mit Kohlepulver. Meine erste Reaktion: «Hey, Kohlepulver verursacht doch Verstopfungen, oder?» Bei der äusseren Anwendung sei dies kein Problem, meint sie und schmunzelt. «Es ist einfach nicht so ästhetisch», sagt sie und zeigt mir dieses Video. Soll mich das etwa zusätzlich motivieren?

Irgendwie hat sie es dennoch geschafft, meine Neugier zu wecken. Wirklich überzeugt bin ich aber nicht, denn mit meinen Beisserchen hatte ich – abgesehen von einer Zahnkorrektur mittels Nachtspange während meiner Gymnasialzeit – nie ernsthafte Probleme. Ich bin stolz auf die 28 Kau- und Schneideinstrumente in meinem Mund. Richtig, die vier Weisheitszähne sind raus.
Weniger weise, aber weisser? Warum nicht, denke ich, und will mir im Detail anhören, was Livia zu erzählen hat. Wir treffen uns, sie erklärt mir das Konzept sowie den Inhalt des Sets und nimmt mir die meisten meiner Zweifel – beinahe wie eine professionelle Zahnärztin. Gut gemacht, Frau Doktor.

Wieso, weshalb, warum?
«Du willst dir deine schönen Zähne ruinieren?» Freunde und Kollegen können den bevorstehenden Selbstversuch nicht ganz nachvollziehen. «Hast du keine Angst, dass du etwas ausprobierst, das eigentlich gar nicht nötig wäre?» Okay, hilfreich und aufbauend sind die Feedbacks meiner Gspähndli nicht gerade. Zurück sind sie, meine anfänglichen Zweifel. Ich unterdrücke sie, denn ich habe mich entschieden und mache jetzt keinen Rückzieher mehr. Ich kriege aber auch positive Rückmeldungen: «Damit wird dein Lächeln in Zukunft noch bezaubernder.» Oder: «Geil, dann brauchen wir im Büro bald keine Lampen mehr.»
Und dann wäre da noch Patrick, unsere lustige Sportskanone: «Kennst du Firmino von Liverpool?» Haha, sehr witzig, Päde. Weshalb ich mir das Ganze dennoch antue? Aus Gwunder, für die Category und – last, but not least – für dich, geschätzter Galaxus-Kunde.
Vorher
Während ich aufs Set warte, kriege ich weniger Schlaf als gewöhnlich. Tja, selber schuld. Am Montagmorgen geht's dann aber endlich los. Weil ein solcher Test förmlich nach einem Vorher-Nachher-Vergleich schreit, spanne ich unseren Fotografen für ein Zahnshooting ein. Genau deshalb liebt Thomas seinen Job: different shit, different day – «kein Tag ist wie der andere», meint er. Im kühlen Keller an der Pfingstweidstrasse betreten wir das Studio für den Vorher-Shot. Unser Profi-Paparazzi notiert sich die Einstellungen bei Licht und Kamera, sodass absolute Objektivität gewährleistet werden kann. Oder zumindest gewährleistet werden sollte.

Mein täglicher Genuss- und Suchtmittelkonsum hält sich im Rahmen: Ich trinke keinen Kaffee, rauche nicht und auch Tee nehme ich nur sehr selten zu mir. Daher sind meine Zähne nicht braun oder dunkelgelb. Sie sind aber auch nicht strahlend weiss, wie der Vorher-Schnappschuss oben zeigt. Irgendwo im Mittelfeld halt, würde ich spontan sagen. Die weisse Studiowand im Hintergrund spielt dem Experiment nicht wirklich in die Karten, aber damit muss ich leben.
Nach dem Mugshot machen wir uns auf in die Mitarbeiter-Küche der Digitec Galaxus AG – der perfekte Ort für ein dentales Experiment. Die Stimmung könnte mystischer nicht sein: Das Bleaching-Gel glitzert im hereinfallenden Sonnenlicht. Doch der Schein trügt. Denn was mir bevorsteht, ist alles andere als sonnenklar.

Unboxing: Breaking bad teeth
Bei diesem Versuch reiht sich Premiere an Premiere. «Oh, ein männlicher Tester», staunte das vor Frauen-Power strotzende Beauty-Team bereits, als ich mein grundsätzliches Interesse am Zahnbleaching-Experiment kundgetan habe. Ausserdem ist es das erste Mal überhaupt, dass ich eine Review eines Beauty-Produktes mache. Du bist der Meinung, es sei längst überfällig, dass ich mich um meine Schönheit kümmere? Naja, würde ich jetzt so nicht sagen. Denn ich wohne mit einem Supermodel zusammen, das ich jeden Morgen vor dem Spiegel treffe – ich weiss also, was Sache ist.
Aber zurück zum Wesentlichen: Auf den ersten Blick sieht das Produkt von goBright eher nach einem Set für zwielichtige Schönheits-OPs im eigenen Gartenschuppen aus. Mit creepy Gel gefüllte Spritzen, eine Bissschiene und der obligate Chemikalien-Geruch. Dann noch ein blaues LED-Licht und eine laminierte Bedienungsanleitung. Die paar Sätze sollen wohl die auf der Packung angepriesenen Expertentipps sein. Wieder sage ich mir selbst: Ich habe zugesagt, also ziehe ich das auch durch. Thomas meinte übrigens, er habe just in diesem Moment eine dicke Träne über meine Backe kullern sehen. Da es davon aber keinen Fotobeweis gibt, ist es auch nie passiert.

Auf die Zähne beissen
Zuerst müssen gemäss Guide die beiden Zahnschienen angepasst werden. Dazu soll die obere Schiene für 10 bis 12 Sekunden in nach dem Aufkochen abgekühltes Wasser getaucht werden, bis sie sich zu verformen beginnt. Dann das angeschmolzene Plastikteil in den Mund, draufbeissen und mit Lippe, Zunge und Finger andrücken. Nach 10 bis 15 Sekunden ist Schluss, ab mit der Schiene in ein kaltes Glas H2O. Nach weiteren 10 Sekunden ist die Form ready. Nur noch das überschüssige Material abschneiden, um Zahnfleischirritationen vorzubeugen. Et voilà, die erste Do-It-Yourself-Bissschiene ist bereit für ihren Einsatz.

Kreideweiss
«Vor der ersten Anwendung Ihren Zahnarzt konsultieren!», steht in der Beilage geschrieben. Ups, hätte ich vielleicht zu Beginn etwas genauer lesen sollen – ich bin einer von der «Bedienungsanleitungen sind verschwendetes Papier»-Sorte. Hier geht's aber um meine Zähne, mein wichtigstes Werkzeug, wenn's ums Essen geht. Also rufe ich meine Zahnärztin an und höre aufmerksam zu, was sie mir mitteilt. Grundsätzlich rate sie eher von solchen Sets ab. Da ich jedoch (noch) nie Probleme mit den Zähnen hatte, sei das in Ordnung. Und: Im Notfall könne ich vorbeikommen, sollte etwas passieren, was so nicht hätte passieren sollen. Beruhigend, nicht?

Die nächste Hürde stellt sich mir beim Aufkochen, Einpassen und Zuschneiden der zweiten Zahnschiene. Im Wasserkocher erhitze ich das Wasser auf 100 Grad und warte zur Sicherheit etwas ab – nicht, dass mir das Teil davonschmilzt und der Versuch früh scheitert. Habe ich lange genug gewartet? Oder gar zu lange? Scheint alles geklappt zu haben, wie beim ersten Mal. Der Abdruck ist zwar nicht so ausgeprägt wie im Manual, aber ich kann die Zahnstruktur erkennen. Ich schneide noch etwas überflüssiges Plastik ab und schon ist auch die zweite Zahnschiene einsatzbereit. Ob ich es auch bin?

«Tammi, jez muenis wüki durezieh», denke ich, packe meine sieben Zahnsachen und beschliesse, am Nachmittag die erste Sitzung über mich ergehen zu lassen.
In den Nutzungsbestimmungen lese ich ausserdem, dass das Produkt nicht länger als an sieben aufeinanderfolgenden Tagen angewendet werden darf. Hä? Etwas weiter oben im Flyer stand doch eben noch, dass das Professional Kit fünf Mal wöchentlich benutzt werden darf. Vorsicht geht vor, also entscheide ich mich für ein fünftägiges Experiment. Ich starte mit den empfohlenen 20 Minuten. Später soll ich dann auf bis zu 45 Minuten erhöhen. Zudem probiere ich während einigen Minuten jeweils das LED-Licht als ergänzenden Aufheller aus.
Liebes Tagebuch
Ich verfasse jeden Tag einen kurzen Log-Eintrag, um meine Erfahrungen, Empfindungen und Weis(s)heiten festzuhalten. So kann ich empirisch nachweisen, ob das Projekt sowohl psychisch als auch physisch klappt.
Montag
Das Auftragen des Gels kommt einer Doktorarbeit gleich. Denn, wie der Name bereits sagt, ist es ein Gel und daher zähflüssig. Das Zeugs mit der Spitze der Spritze zu verteilen, das dauert. Nach einigen Minuten Feinschliff und anfänglichen Schwierigkeiten passt alles und ich setze die Dinger ein. Ich beginne gleich mit dem LED-Light – ein, zwei Minuten... ich will's ja nicht übertreiben.

Wie es sich anfühlt? Wie beim Zahnarzt. Jeder, der schon einmal einen Abdruck seines Gebisses machen musste, weiss, wovon ich spreche. Wie es riecht? Nach Minze, nur chemischer. Was es tut? Nichts. Also ich spüre nichts – von den Schienen in meinem Mund abgesehen. Nach 20 Minuten ist der Spass schon vorbei. Ich spüle die Schienen aus und reinige anschliessend, wie die Anleitung es von mir will, die Zähne. Einige Minuten später fühle ich dann doch, dass etwas passiert sein muss, denn die Zähne wirken plötzlich angespannt.
Dienstag
Arbeiten, während das magische Gel ebenfalls seinen Job verrichtet? Passt. Heute sind es 30 Minuten. Ich nehme abermals das LED-Licht zu Hilfe, diesmal wiederum für ungefähr drei, vier Minuten. Das Zaubergel spielt mit meinen Zähnen, das kann ich auch heute spüren – noch stärker als gestern. Es fühlt sich an, als würdest du in einen Eiswürfel beissen: kalt. Es sind aber keine Schmerzen, es fühlt sich eher wie Durchzug im Mund an. Übrigens: Die doofen Kommentare meiner geschätzten Gspähndli haben mittlerweile nachgelassen. Der Spott verstummt zusehends, während ich hie und da verwunderte neidische Blicke ernte.
Mittwoch
Shit's getting real. Heute sind es bereits 35 Minuten. Im Vergleich zu den ersten beiden Tagen spüre ich das Gel bereits beim Einlegen der Schienen deutlich. Wie bereits gestern, sind es keine Schmerzen, sondern eine immer stärker werdende, kühle Frische. Das LED-Light kommt auch heute während vier bis fünf Minuten zum Einsatz. Rein optisch habe ich das Gefühl, dass die Zähne bereits etwas weisser geworden sind. Ob dem tatsächlich so ist, werde ich spätestens nach dem letzten Foto sehen.
Donnerstag
Heute sind es 40 Minuten, während denen mir chemische Reaktionen die Zähne aufhellen. Beim Bleaching kommen meist Wasserstoffperoxid-Präparate zum Einsatz. So auch bei diesem Produkt. Sie dringen in den Zahn ein und spalten dort Sauerstoff-Radikale ab. Diese sind in der Lage, Farbstoffe im Zahn chemisch so anzupassen, dass sie die Farbe verlieren. Dadurch werden deine Zähne beim Bleichen kontinuierlich weisser.
Freitag
Zu guter Letzt folgt die volle Dröhnung: 45 Minuten, inklusive fünf Minuten mit LED-Licht. Die Kälte wird immer extremer, nach wie vor ist es aber kein Stechen oder Ziehen, es fühlt sich einfach extrem fresh an. Ausserdem geht mir das ständige Zähneputzen langsam auf den Geist. Anyway, mein Versuch ist nun offiziell beendet. Thomas schiesst das letzte Foto, die alles entscheidende Nachher-Aufnahme. Gespannt warte ich auf die Bilder.
Nachher
Der Moment der Wahrheit ist gekommen, der Tag der Abrechnung. So schaut mein Lächeln nun also fünf Tage später mit dem Advanced Teeth Whitening Kit von goBright im Vergleich zu vorher aus:

Das Bildmaterial zeigt: Meine Zähne sind weisser als zu Beginn. Da meine Ausgangslage aber kein Hellbraun oder Dunkelgelb war, sind die farblichen Veränderungen weniger deutlich erkennbar, als beispielsweise bei einem Ketten-Raucher, Kaffee- und Tee-Trinker. Wenn ich vollkommen offen und ehrlich bin, war mein erster Gedanke am Anfang des Experiments, dass ich nach fünf Tagen mit einem weissen Oral-B-Lächeln auf den Stockzähnen herumlaufe. Dies ist eindeutig nicht der Fall. Dennoch bin ich mit dem Resultat zufrieden.
Keine Alternative: bleichende Zahnpaste
Nebst dem professionellen Zähnebleich-Set hat mir goBright auch noch den Advanced Teeth Whitening Foam zur Verfügung gestellt. Dieser soll als Alternative dienen und wird laut Hersteller wie eine Zahnpaste verwendet. Einfach auf die trockene Bürste schmieren und damit die Zähne putzen. Ich habe dieses Produkt bewusst nicht getestet, da mir meine Zahnärztin davon abgeraten hat. Die darin enthaltenen Aufheller und weitere Partikel beschädigen die Zähne aufgrund der Reibung nachhaltig. Sie werden anfälliger für Löcher und verfärben sich ausserdem schneller wieder als vor der Behandlung. Daher auch meine Empfehlung: Finger weg, das Zeugs wirkt vielleicht kurzfristig, aber längerfristig ziehst du den Kürzeren – und wenn du Pech hast, auch deine Zähne.
Fazit
Pros? Ganz einfach: Das Set funktioniert, die Zähne werden aufgehellt. Kein Million-Dollar-Smile-Weiss, aber weisser als zuvor. Du kriegst es beim Zahnarzt sehr wahrscheinlich gleichmässiger hin als mit dem Set. Aber für knapp 100 Stutz geht das für mich in Ordnung. Die vier Spritzen bieten mehr als genug Gel für eine Woche, die handliche Transport-Box schützt die Zahnschienen und das LED-Light ist «nice to have». Die Zahnweissskala habe ich nicht benutzt und dient wohl mehr dazu, den Fortschritt ohne Bilder festhalten zu können.
Cons? Der Einstieg ist etwas gar schwerfällig und nicht gerade beruhigend. Die Anleitung ist meiner Meinung nach für solch ein Produkt eindeutig zu kurz gehalten. Viele Fragen bleiben offen und müssen entweder den Bildern, der goBright-Homepage oder dem gesunden Menschenverstand entnommen werden. Wie warm muss das Wasser tatsächlich sein, damit sich die Schiene zwar verformt, aber nicht schmilzt? Womit verteile ich die korrekte Menge Gel? Und wie lange soll ich das LED-Licht nutzen, um ein «noch schnelleres und besseres Resultat» zu erreichen? Ausserdem werden die Zähne zwar etwas aufgehellt, strahlend weisse Wunder dürfen aber wohl auch bei schmutzigeren Zähnen keine erwartet werden.

Bei meiner ersten Internet-Recherche kam einiges an Panik hoch, dass ich mir womöglich in nur einer Woche gesunde Zähne ruiniere. Ein Anruf bei der Zahnärztin nahm mir aber diese Angst – die Experten müssen es schliesslich wissen. Ob ich mögliche Langzeitschäden davontrage, kann ich jetzt natürlich noch nicht sagen. Aber davor habe ich keine Angst, ebenfalls wegen meiner Zahnärztin. Ich habe starke, saubere Zähne, welche das Bleaching problemlos vertragen. Und bei allfälliger Zahnfleischirritation klingt das Ganze nach spätestens 48 Stunden ab.
Ob ich mir das Set kaufen würde? Ja. Und zwar aus drei Gründen: Erstens bin ich zufrieden mit meinen Zähnen, so wie sie sind. Weshalb aber sollte ich nicht wollen, dass sie noch etwas strahlender wirken? Zweitens lasse ich eigentlich nur meinen Zahnarzt an meine weissen Mundhöhlenbewohner. Ein erklärungsbedürftiges DIY-Kit für zu Hause hätte da einen schweren Stand, wäre ich nicht derart neugierig. Und drittens kriegst du für einen angemessenen Preis, was das Kit verspricht: weissere Beisserchen.
Möchtest du also deine durch den Kaffee-, Tee- und Nikotin-Konsum verfärbten Zähne ohne teuren Zahnarztbesuch aufhellen, macht das Advanced Teeth Whitening Kit von goBright durchaus Sinn. Denn bei sorgfältiger zahnärztlicher Abklärung im Voraus kannst du nicht viel falsch machen. Vom Whitening Foam als Alternative rate ich dir aus den oben erwähnten Gründen aber dringend ab.


Wenn ich nicht gerade haufenweise Süsses futtere, triffst du mich in irgendeiner Turnhalle an: Ich spiele und coache leidenschaftlich gerne Unihockey. An Regentagen schraube ich an meinen selbst zusammengestellten PCs, Robotern oder sonstigem Elektro-Spielzeug, wobei die Musik mein stetiger Begleiter ist. Ohne hüglige Cyclocross-Touren und intensive Langlauf-Sessions könnte ich nur schwer leben.